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Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)

Titel: Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catharina Ingelman-Sundberg
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machen! Sie war sich nicht sicher, denn die englischen Krimis waren trotz allem keine Lehrbücher. Und während sie da stand, kam ihr etwas anderes in den Sinn. Die Dame an der Rezeption hatte beim Einchecken ihre Kontonummern notiert. Im Hotel war also nicht nur bekannt, wer in der Prinzessin-Lilian-Suite wohnte, sondern man hatte auch den Kontostand geprüft. Wenn die Konten, auf die die monatlichen Renten eingingen, mit einem Mal einen Kontostand von mehreren Millionen aufwiesen, würde das unweigerlich Aufmerksamkeit erregen. Märtha entfuhr ein kleiner Seufzer. Verbrecher zu sein war komplizierter, als sie gedacht hatte. Sie musste sich mit den anderen beraten.
    »Hat jemand eine Ahnung, auf welches Bankkonto wir das Lösegeld überweisen lassen sollen?«, fragte sie in die Runde.
    »Ich dachte, du wüsstest das?«, antwortete Anna-Greta verwundert und sah von ihrem Sudokuheft auf. »Du hast doch die Fäden in der Hand – was du auch immer sehr betonst.«
    Märtha versuchte, die Ruhe zu bewahren.
    »Als wir eingecheckt sind, haben sie die Nummern unserer Kreditkarten vermerkt. Wohin soll das Nationalmuseum dann das Geld überweisen?«
    »Dann legen sie es eben in einen Koffer, wie in guten alten Zeiten«, meinte Anna-Greta.
    »Zuallererst müssen wir die Bilder verstecken«, ging Stina dazwischen, die der Meinung war, man sollte eins nach dem anderen erledigen. »Ich finde den Platz unter dem Bett ideal.«
    »Das ist zu riskant. Stell dir vor, sie kommen mit dem Staubsauger …«, sagte Märtha.
    »Das machen sie nie im Hotel.«
    »Doch, doch, hier tun sie das«, antwortete Märtha und begann, auf und ab zu wandern. »Nein, wir müssen uns etwas anderes überlegen. Das Einfache ist immer das Schwierigste, darauf kommt keiner.«
    Für Anna-Greta war diese Überlegung zu hoch, und sie schüttelte den Kopf. Stina kaute auf einem Malpinsel herum.
    Märtha seufzte und wanderte noch einmal durch die Suite. Sie sah in die Küche hinein, schlenderte durch die Bibliothek, wanderte durchs Schlafzimmer und landete schließlich wieder im Salon. Nicht eine brauchbare Idee war ihr gekommen. Lange Zeit stand sie nur da, sah hinüber zum Schloss und zum Reichstagsgebäude, dann drehte sie sich um.
    »Ist euch schon einmal aufgefallen, dass wir anders sind als normale Verbrecher? Schließlich gehören wir zu der besonderen Gruppe Krimineller, die keine Angst vor dem Gefängnis hat, wir möchten es nur gern ein bisschen aufschieben. Also können wir auch ein höheres Risiko eingehen. Deshalb schlage ich vor, dass wir die Bilder da verstecken, wo sie die Polizei geradewegs vor der Nase hat. Sie werden nicht darauf kommen, sie dort zu suchen, und sie werden es auch nicht tun. Bis wir das Lösegeld haben.«
    »Dann weiß ich, was du meinst. Im Museum!«, rief Anna-Greta.
    »Ich meine es ernst«, antwortete Märtha.
    »Da die Bilder hier sind, warum sollen wir die große Kunst nicht selbst genießen«, meinte Stina und legte den Pinsel hin. Ihr Aquarell vom Schloss war noch nicht fertig, sah aber eher aus wie die Bilder, die man auf dem Flohmarkt kaufen konnte. Mit einem Seufzer packte sie Pinsel und Farben in ihre große Tasche.
    »Die große Kunst genießen?« Die anderen sahen sie fragend an.
    »Ja, ich weiß einen sicheren Ort, wo niemand nach den Bildern suchen wird. Gebt mir nur ein bisschen Zeit, dann regele ich das.« Märtha und Anna-Greta sahen ihr verblüfft hinterher, als sie mit der Tasche über der Schulter aus dem Raum marschierte.
    »Lass sie nur machen«, sagte Märtha. »Vielleicht löst sie ja den gordischen Knoten.«
    »Wie bitte?«, fragte Anna-Greta und hielt sich die Hand hinter die Ohrmuschel.
    »Den gordischen Knoten«, wiederholte Märtha.
    »Ach so, der«, sagte Anna-Greta.

22
    Kratze und Snille hockten in der Sauna bei exotischer Dschungelmusik. Das grüne Licht pulsierte, und von den Steinen stieg Dampf auf. Kratze reckte sich nach der Wasserkelle und sah Snille fragend an.
    »Noch einen kleinen Nachschlag?«
    Snille brummte, und Kratze wertete das als Zustimmung. Er goss noch ein bisschen Wasser auf die Steine und lehnte sich mit zufriedenem Seufzen zurück. Das viele Lob hatte ihm wirklich gutgetan. Nach seinem nächtlichen Besuch bei Snille war er bald eingeschlafen, aber mit hämmernden Kopfschmerzen aufgewacht. Er hatte schon Angst gehabt, den Coup zu verpassen, doch nach einer eiskalten Dusche war er langsam wieder auf der Höhe. Märtha hatte gesagt, dass der Diebstahl ohne ihn niemals geklappt

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