Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir haben gar kein Auto...

Wir haben gar kein Auto...

Titel: Wir haben gar kein Auto... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
nostalgische Magie. Wir bleiben noch ein bisschen und gehen dann zurück zum Hotel.
    Im Restaurant s’Fassl verstecken wir uns in den hintersten Winkel, weil so viele deutschsprachige Touristen da sind. Wir haben absolut keine Lust, beobachtet oder angesprochen zu werden, zu sehr sind wir mit uns und unseren Gedanken befasst.
Bruno verspürt beim Anblick des Riesensteaks, das amNachbartisch serviert wird, einen Bärenhunger und bestellt sich dieses. Ich hab’s lieber zünftig und esse Käsespatzen, weil ich nie so viel Fleisch essen könnte, da gruselt es mich.
    Bleischwer wird alles an mir, und der Rotwein tut sein Übriges dazu. Das Essen ist reichlich und gut, und wir werden immer schweigsamer. Gott sei Dank hat Markus nicht zurückgerufen, denn ich wäre nicht mehr imstande, mit ihm noch einen tirolerischen Hüttenabend zu absolvieren. Und als »fade Noggn« mag ich ihm auch nicht gegenübertreten.
    Â»Komm, lass uns in die Federn gehen, morgen ist auch noch ein Tag«, sage ich zu meinem satten
amore,
von dem ich eine halbe Stunde später nur noch tiefes Schnorcheln höre.
    Ich docke mich an, und ab geht die Post ins Land der Träume, während sanft im Wind die Socken baumeln.

Vierte Etappe: Lermoos – Fiss
(Fernpass – Prutz)
    Jutta ist grundsätzlich recht munter, wenn sie aufsteht, während ich oft noch Mühe habe, die Augen zu öffnen. Für mich ist es wichtig, den Beginn des Tages mit meinem natürlichen Rhythmus in Einklang zu bringen. Während es für sie nie ein großes Trauma bedeutet, das Bett zu verlassen (das typische Temperament einer Lerche), ist es für mich (mit meinem Stoffwechsel eines Steinkauzes) immer der schwierigste Augenblick gewesen. Aber auch heute werde ich der Schnellere im Bad sein, wetten? Ich habe gerade die Stoppuhr meines iPhones eingeschaltet. Schau’n mer mal, wer von uns beiden wirklich »langsamer« ist.
    JUTTA GEHT DUSCHEN:
    1)Jutta betritt das Badezimmer. Sie bleibt vor dem Spiegel stehen und studiert ihren Körper. Dann streckt sie den Bauch raus, um mich damit zu nerven, was sie gestern Abend alles gegessen hat.
    2)Sie holt aus ihrem Reisenecessaire drei Fläschchen heraus: ein Shampoo auf der Grundlage von Avocado und Honig mit dreiundvierzig Vitaminen, einen Balsam mit tropischen Kräutern und eine straffende Creme der jüngsten Kosmetikgeneration.
3)Sie geht in die Dusche und stellt das Wasser an. Hierbei verliert sie keine Zeit, und sogar eiskaltes Wasser macht ihr nichts aus!
    4)Sie wäscht sich die Haare mit dem Avocado-Honig-Shampoo mit dreiundvierzig Vitaminen. Die erste Haarwäsche dauert nur zwei Minuten, die zweite dagegen fünf. Das ist praktisch die Zeit, die sie braucht, um zweimal hintereinander den kompletten Song »Piove« von Jovanotti falsch zu singen.
    5)In den nächsten sechs Minuten streicht sie sich den Balsam mit den tropischen Kräutern ins Haar, wobei sie die Kopfhaut massiert und dabei (falsch) einen alten Refrain von Roberto Blanco pfeift (ihr Repertoire ist bedauerlicherweise nicht immer vom Feinsten).
    6)Während sie ihr Haar ausspült, findet sie die Zeit, ihre Wut an dem Unterzeichneten auszulassen, der unglücklicherweise gerade die Wasserspülung gezogen hat, wodurch die Dusche nicht mehr genügend Druck hatte: Es ist ein kurzer, aber heftiger Wutausbruch.
    7)Sie stellt das Wasser ab und kommt aus der Dusche.
    8)Da sie sich nicht wie zu Hause mit einem Handtuch von der Größe Afrikas abtrocknen kann, verliert sie mindestens drei Minuten damit, eines für das Gesicht, eines für die Beine, eines für den Rücken und, natürlich, eines für die Haare zu suchen.
    9)Weitere sieben Minuten lang cremt sie ihren ganzen Körper mit der straffenden, revitalisierenden, den Alterungsprozess verlangsamenden Lotion ein. Während dieser Zeitspanne denkt sie lange und ausgiebig über die günstige Gelegenheit nach, sich den Intimbereich zu rasieren. Am Ende beschließt sie Gott sei Dank, dass es besser sei, nächste Woche zur Kosmetikerin zu gehen.
    10)Sie kommt aus dem Badezimmer und zieht sich innerhalb von zwei Minuten an.
    Gesamtzeit: 30 Minuten, 22 Sekunden.
    BRUNO GEHT DUSCHEN:
    1)Bruno bleibt nicht vor dem Spiegel stehen, um seinen Körper zu studieren, sondern verbringt gut zehn Minuten damit, die kaputten Haare seines Dachshaarpinsels zu entfernen (was allerdings nur dreimal pro Woche

Weitere Kostenlose Bücher