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Wir haben gar kein Auto...

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Titel: Wir haben gar kein Auto... Kostenlos Bücher Online Lesen
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Strecke? Ich habe dort vor fast sechs Jahren einen netten Weihnachtsfilm gedreht und mich pudelwohl gefühlt. Im Dezember darauf hat man mich nach Fiss zur feierlichen Vorführung im Gemeindehaus zu Promotionzwecken eingeladen. Zu diesem Zeitpunkt waren Bruno und ich bereits einander in Liebe zugeneigt, und so kam er mit. Da alles nicht so einfach war und wir mit großer Hoffnung im Herzen, dass sich bei uns alles zum Guten wandeln möge, in die Zukunft blickten, sind wir dort in die kleine Kirche gegangen, um ein Kerzerl anzuzünden.
Kaum waren wir in dieser entzückenden Barockkirche, in der kein Mensch außer uns zu sehen war, fing die Orgel oben in der Galerie an zu spielen. Es war absolut magisch, was mit uns passierte. Wir nahmen uns an der Hand und lauschten den Klängen, stumm wünschte sich jeder von uns, dass wir eine lange Zukunft miteinander haben. Dass sich die Probleme in Brunos Leben ins Positive verwandeln. Dass wir glücklich sind und es auch bleiben. Tränen liefen uns beiden über die Wangen, so sehr gingen uns diese Musik, die Stille und die Atmosphäre in diesem Raum unter die Haut. Immer haben wir gesagt, wir wollen hierher noch einmal zurückkommen. Und somit sind wir jetzt auf dem Weg. Dass es so mühevoll sein würde, noch einmal herzukommen, haben wir nicht geahnt. Aber es ist auch ein lustvoller Gedanke, sich dieses Fiss zu erkämpfen. Also rein in diePedale, wenigstens bis nach Prutz, und dann sehen wir ja, ob wir die zehn Kilometer Serpentinen nach Fiss hinauf noch imstande sind zu fahren.
    Ich gestehe es!
    Ja, wir haben ein Taxi genommen!
    Eigentlich wollte ich wenigstens den normalen Bus nehmen, aber der letzte, der nach Serfaus fuhr, ist uns vor der Nase weggefahren, um genau fünf Minuten haben wir ihn verpasst, und heute geht keiner mehr. Wir fühlten uns beide außerstande, noch so eine strapaziöse Strecke in Angriff zu nehmen. Auf dem Campingplatz von Prutz half uns ein netter Mann weiter. Er rief den Fahrer mit dem einzigen Großraumtaxi des Ortes an, und nach einer guten halben Stunde war er dann auch schon da! Was der Fahrer wohl so lange gemacht hat? Egal, wir hatten Zeit, etwas zu trinken und uns zu regenerieren.
    Beim Hochfahren wird uns dann bewusst, dass wir das wirklich nicht mehr geschafft hätten, so steil und lang ist der Weg.
    In Fiss angekommen, bin ich erst einmal erstaunt, wie der Ort explodiert ist. Wir haben auch hier kein Zimmer bestellt, und ich möchte in das Hotel gehen, in dem wir vor fünf Jahren schon waren: ins s’Fassl. Wir verfahren uns bei der Suche, so viele Häuser sind in der Zwischenzeit gebaut worden. Am Marktplatzbrunnen orientiere ich mich neu, und alte Erinnerungen von Drehorten kommen auf. Die Bar, in der wir nachts getanzt haben, der Platz, auf dem der Christkindlmarkt aufgebaut war, die Gasse, wo ich hinter Heinz Hoenig hergerannt bin, um ihn aufzuhalten. Ja, und da steht es dann, unser Kircherl.
    Â»Wir sehen uns alles später an, nachdem wir geduscht und uns umgezogen haben«, insistiert Bruno.
    Â»Na gut«, willige ich ein.
    Wenig später haben wir dann das Hotel s’Fassl gefunden. Das Hallo der Wirtin ist groß, wie auch die Freude, uns als Gäste bewirten zu können. Wir bekommen ein hübsches Zimmer mit Bad, nur die 50-Euro-Hürde werden wir heute Nacht überspringen müssen.
    Bruno hat mal wieder einen Kessel Buntes und hängt seine Wäsche triefend auf den Balkon. Oje, denke ich, das wird ja wieder nicht trocken bis morgen früh. Auch das übliche Gekabel ziert das Zimmer, aber frisch geduscht und eingecremt machen wir uns zu Fuß auf Wiederentdeckungsreise. Ich habe noch die Telefonnummer des Bürgermeisters, Markus heißt er, mit dem ich immer mal zum Skifahren gehen wollte. Es wäre doch lustig, ihn heute Abend nach dem Essen in der Bar auf ein Bier zu treffen. Spontan rufe ich ihn an, hab aber nur den Anrufbeantworter dran. Also spreche ich ihm drauf, in der Hoffnung, dass er noch weiß, wer ich bin. Dann gehen wir, die Kamera im Anschlag, durch das zauberhafte Fiss. Es ist zu spät für einen Besuch in der Kirche, sie ist längst zu. Daher vertagen wir unser Vorhaben auf morgen früh. Der Friedhof rund um die Kirche ist auch absolut besuchenswert, und Bruno filmt mich durch die schmiedeeisernen Kreuze hindurch. Die untergehende Sonne verzaubert alles mit rotorangefarbenem Licht, und wieder umfängt mein Herz eine

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