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Wir haben gar kein Auto...

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Titel: Wir haben gar kein Auto... Kostenlos Bücher Online Lesen
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Blubber-Blubber-Ströme, an Inselchen mit Brückchen vorbei, massiere mir am Niagarafall die Schulterpartie, liege im Whirlpool und sehe den Abendstern aufgehen, und zum Abschluss zischt mein kalter Körper im Hamam auf dem heißen Stein. Herrlich auch die finnische Sauna, und siehe da, Stunden später taucht auch mein Liebster auf. Ein kleines Nickerchen noch im Ruheraum, bis er fertig gesaunt hat, und dann wollen wir doch mal sehen, ob die Hexe im Rücken noch etwas zu meckern hat.
    Hat sie leider, denn während ich meinen Luxuskörper einbalsamiere, fährt sie mir erneut ins Kreuz.
    Fluchen könnte ich, Mist verdammter, autsch! Ich liege flach im Bett und bin fertig mit der Welt. Bruno massiert mir die Sportlersalbe in die schmerzenden Stellen, und ich sage, er muss jetzt zehn Minuten lang die Löffelchenposition einnehmen, um mich dort zu wärmen.
    Das Telefon schreckt uns auf, ob wir den bestellten Tisch denn nicht mehr benötigten? Hilfe, wir sind eingeschlafen, und es ist schon 21.30 Uhr. In Windeseile, na ja, bei mir sind es zwei Winde, ziehen wir uns an und gehen zum Essen.
Köstlichstes wird uns aufgetragen. Das reichhaltige Salatbuffet reizt mich am meisten. Der Wein macht träge, und wir beobachten ein Pärchen am Nebentisch, das, so kommt es uns vor, ein Blinddate hat. Klar ist, dass sie sich nicht gut kennen. Er versucht sie ganz eindeutig zu bezirzen. Die Art, wie sie sich etwas zu essen aussucht, geziert und immer einwenig zu viel lächelnd, die Beine hochglanzjournalmäßig aufgestellt. Hin und wieder ertönt ein albernes Gackern, das er geflissentlich überhört, während er ihr champagnermäßig zuprostet. Peinlich, jetzt hat sie sich verschluckt, er haut auf den zarten Rücken, wupps, draußen ist der Brösel, zur Belohnung gibt’s ein kleines Küsschen. Jetzt muss sie Pipi. Er schaut ihren bestöckelten Beinen nach und wendet uns das Gesicht wieder zu, in dem Ratlosigkeit zu erkennen ist. Das Handy wird gezückt, und er tippt etwas ein.
    Nur zu gerne wüsste ich, was! Hat er den besten Freund gefragt, was er tun soll? Oder schreibt er der Gattin, dass die Besprechung leider länger dauern würde und er müsse dummerweise auswärts übernachten, weil man morgen zum Frühstück noch etwas zu besprechen hätte? Eigentlich ist der Kerl blitzhässlich und gewöhnlich, was will das Schneckerl eigentlich von dem? Ihn vielleicht ausnehmen, weil er reich ist? Oder sehnt sich ihr verlorenes Herz nach dem Fels in der Brandung? Ich werde es nie erfahren, und das macht mich traurig.
    Cincin, amore,
bin ich froh, dass wir uns schon gefunden haben, geliebtes Scheusal!

Sechste Etappe: Nauders – Silandro
(Nauders – Schlanders)
    Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan. Ist ja auch kein Wunder: Zum Abendessen gab es Hirschgulasch mit Polenta und Peperonata (zu verdauen bis Mai 2010), dazu Kaffee und Grappa! Das ist nicht nur Völlerei, das schädigt auch die Speiseröhre und die Leber!
    Mal abgesehen von den Predigten der Tierschützer, bereue ich die Schlemmerei so sehr, dass ich mich heute Morgen diesem armen Hirschen zum Fraß vorwerfen und mich, sollte das nicht reichen, selbst geißeln würde. Seit Jahren frage ich mich schon, welchem Weg ich folgen soll: Fleischfresser bleiben oder Vegetarier werden? Ich habe den dritten Weg gewählt, den der Heuchelei. Was für ein Widerspruch, mit dem Fahrrad zu fahren und die Natur und alle (oder fast alle) ihre Bestandteile zu lieben und sich am Ende über sie lustig zu machen!
    Neulich wäre ich sogar beinahe von der Straße abgekommen, nur um einen ungeschickten jungen Hasen nicht zu überfahren, und was tue ich jetzt? Ich esse einen Hirschen! Was für ein Unterschied besteht zwischen mir und einem Menschen, der um vier Uhr morgens aufsteht, um ein Gewehr anzulegen, und sich stark genug fühlt, einen jungen Hasen abzuknallen?
Hier, an der Grenze zu Südtirol, kommt es immer wiedervor, vor allem wenn man die Bergpisten entlangradelt, dass man einem jungen Hirschen oder einem anderen Wildtier von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht. Meist versetzt die Anwesenheit des Menschen es in Angst und Schrecken, doch manchmal macht sie es auch neugierig. Es ist ein phantastisches Erlebnis, die Tiere in Freiheit in ihrem natürlichen Lebensraum bewundern zu können, sie zwischen den Felsen der Dolomiten laufen zu sehen. Weniger

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