Wir haben gar kein Auto...
derer spreche, die ich kennengelernt habe, ich, die ich alles esse, was ich will, ohne ein Gramm zuzunehmen, was mir allerdings vollkommen schnuppe ist, der Gedanke, dass das Leben eine wundervolle Ãberraschung ist, die Aufschriften auf den engen Jeans, meine erste Probeaufnahme mit sechzehn, mein erster Film.«
Und dann komme ich: »Die groÃen Ferien, die im Juni anfangen und im September enden, und wenn ich vom Meer zurückkomme, muss ich erst einmal ums Haus herumgehen, um mich zu erinnern, wo alles ist, das Leben, das von der Frage bestimmt ist: âºWas spielen wir?â¹. Ich als Märchenprinz an Karneval, das Spielen im Garten mit meinen Freunden, meine erste Schwärmerei für ein Mädchen aus der achten Klasse und wie ich entdecke, dass sie hinter meinem Haus wohnt. Ich, der ich gelernt habe, mich tot zu stellen, und beinahe tatsächlich gestorben wäre, die Comics von Tex Willer und diejenigen der Fantastici Quattro, die ersten Blues von Barry White, all die Male, wenn ich nach der Schule nach Hause komme und immer jemand da ist, der auf mich wartet, ich und meine Brüder, die wir uns kaputtlachen, mein Vater, der Anwalt ist und in seinem Arbeitszimmer das Plädoyer übt, das er am nächsten Tag zu halten hat, meine glückliche Mutter und mein ganzes Leben, das ich noch vor mir habe.«
Nach einer Führung durch die faszinierende Marmorwelt verabschieden wir uns von unserem sympathischen Freund und setzen unsere Fahrt (die ganz bequem fast nur bergab führt) fort in Richtung Silandro (Schlanders). Dort gönnen wir uns eine Nacht und einen ganzen Tag in einem der besten Spas der Gegend. Zum Teufel mit der Sparerei! SchlieÃlich haben wir es uns verdient. Vorher legen wir aber erst noch eine Runde im Swimmingpool, eine Thalassotherapiesitzung auf der Grundlage von Algen und Meeressalzen und einen Besuch in der finnischen Sauna ein.
Der schöne, groÃe, ultramoderne Raum ist ganz mithellen Holzbalken ausgekleidet, hat auÃerdem ein Fenster hoch über dem Tal und einen mit Tannenzapfen und kleinen Ãsten bedeckten Hightech-Ofen in der Mitte, weshalb er den Duft nordischer Wälder ausströmt. Jutta setzt sich neben die Glastür, ich ans Fenster.
»Grüà Gott!«, ruft eine dicke Frau mit einer heiseren Stimme à la Zarah Leander, die sich in ein weiÃes Frotteetuch gehüllt hat.
»Grüà Gott!«, antworten wir höflich.
Die Dame (die mit österreichischem Akzent spricht) setzt sich neben Jutta, direkt mir gegenüber. Na ja, denke ich, was ist schon dabei? Jeder setzt sich eben hin, wo er will. Dann entfernt sie das Handtuch und legt es unter ihren Hintern, während sie sagt: »Das ist schön!«
Alles geht blitzschnell, trotzdem habe ich Zeit genug, zu bemerken, dass es sich um einen Transsexuellen handelt. In solchen Fällen gerät man mächtig ins Schwitzen, nicht nur wegen der Temperatur, die in der Sauna herrscht, und sitzt die ganze Zeit reglos und wie versteinert da, weil man fürchtet, dass auch nur die geringste Verschiebung des Blickfeldes den anderen zwingen könnte, in die sexuelle Intimität des Gegenübers einzudringen. Aufgrund der Tatsache, dass man in der Sauna mit Wildfremden auf engem Raum zusammensitzt, bin ich an merkwürdige und bizarre Begegnungen gewöhnt (in Baden-Baden habe ich sogar einmal Freundschaft mit einem Sumoringer geschlossen), aber ein Transsexueller ist mir im Saunadampf wahrlich noch nicht begegnet.
Nicht dass ich diese Art von Verschiedenartigkeit nicht mögen würde, um Himmels willen, aber in der Regel ziehe ich eine zurückhaltendere Atmosphäre, leise Gespräche (und noch mehr das Schweigen!) und die Diskretion der Steinwände vor. Nicht dass der Anblick mich verwirren würde, doch der Anblick eines männlichen Glieds, das unter allzuweiblichen Brüsten baumelt â noch dazu aus nächster Nähe â, das hatte ich nun wahrlich nicht erwartet. AuÃerdem beginnt diese Sitzung, sei es wegen des ständigen Hin und Hers zwischen Sauna und Dusche, sei es wegen der trockenen Hitze von knapp achtzig Grad, statt meines Serotoninspiegels meinen Blutdruck beträchtlich zu erhöhen.
Jutta, die auÃer meiner Verwirrung noch nichts bemerkt hat, sieht mich verärgert an, während sie sich leichte Peitschenhiebe mit einem Birkenzweig versetzt, und verlässt dann den Raum.
Ich bleibe allein mit Miss Leander. Selbst wenn
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