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Wir haben keine Angst

Wir haben keine Angst

Titel: Wir haben keine Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauer Nina
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einsam«, sagt sie, »obwohl ich eigentlich nie allein bin.«
    Herr G. nickt.
    »Bis nächste Woche«, sagt Anna leise und lächelt.
     
    Zu Hause entscheidet sie sich gegen die Partywut. Wie jeden Abend checkt sie noch einmal Felix’ Facebook-Profil. Mittlerweile ist es mit dem Stalken wenigstens schon ein bisschen besser geworden. Marie sagt, sie sei stolz auf Annas Fortschritte. Am Anfang musste Anna noch jeden einzelnen Kommentar, jede neue Freundschaft, jedes »I like«, das Felix postete, akribisch nachverfolgen und sich selbstquälerische Gedanken darüber machen, ob und wenn ja, was er ihr damit sagen wollte. Obwohl Felix eigentlich gar nicht so jemand ist, der Facebook instrumentalisieren würde. Das »In einer Beziehung« hatte er an dem Tag gelöscht, an dem sie gegangen war. Seitdem ist das Beziehungskästchen leer.
    Anna geht heute früh ins Bett. Sie ist total erschöpft. »Jemand wartet auf dich«, steht groß in der Werbeanzeige auf der Zeitung, die neben den Ohropax auf ihrem Nachttischchen liegt. Anna dreht sie um. Ihr iPhone piept. »Du gehst mir nicht aus dem Kopf«, schreibt der Agenturchef aus dem Urlaub mit seiner Frau und seiner zweijährigen Tochter. Anna schreibt nicht zurück.
    Sie überlegt, ob sie ihren Sternenhimmel abnehmen sollte. Wie jedes Mal entscheidet sie sich dagegen. Das Funkeln beruhigt sie so. Und das Little-Miss-Sunshine-Shirt hat sie ja schließlich auch behalten.
    Das iPhone piept wieder. Fango-Arne fragt, ob Anna heute Abend noch loszieht. Sie schaltet das Telefon aus und setzt sich die großen Kopfhörer auf. Über »Bibi und die Autobahn« schläft sie ein.
    *
    So langsam reicht es uns mit unserer eigenen Kompliziertheit. Wir finden uns selber ganz schön anstrengend. Unsere ganze Gehemmtheit, unser einsames, verzweifeltes Warten, unsere Furcht vor Bindung. Unsere ewige Vorläufigkeit, unser ständiges Canceln und Kündigen, wenn wir uns nicht sicher sind. Unsere schnelle Bereitschaft, einfach abzuspringen, nur weil uns das Risiko des Bleibens zu hoch erscheint. Unsere utopisch-romantischen Träume, wegen denen wir uns in irgendwas verrennen, oder unsere ewige Unzufriedenheit, unser endloses, besessenes und pubertäres Hinterfragen, mit dem wir jedes zarte Glück malträtieren, sobald wir es gefunden haben.
    All das hängt uns zum Halse raus. Und deshalb wollen wir es jetzt endlich einmal anders machen. Wir wollen am Ball bleiben. Wir wollen uns wagen.
    Mehr als vornehmen können wir uns das natürlich nicht. Und ob wir es wirklich hinkriegen, steht in den Sternen. Aber wir wollen es versuchen. Und zwar trotz aller Zweifel. Trotz all der Ansprüche. Trotz all der Ängste. Und gegen alle Wahrscheinlichkeiten.
    Einfach nur deshalb, weil wir noch glauben.

Freundschaft:
Die Angst vor dem durchlässigen Netz
    Wenn man einen Freund hat, dann braucht man sich vor nichts zu fürchten
    Janosch
    Wir kennen die besten Menschen der Welt. Sie sind unsere Freunde. Nichts ehrt uns mehr, kaum etwas macht uns glücklicher und auf wenig sind wir stolzer als darauf, dass wir es sind, mit denen diese coolsten, witzigsten, verrücktesten, liebenswertesten, wärmsten und stärksten Leute, die es auf der Erde gibt, ihr Leben teilen.
    Unsere besten Freunde sind unser Heimatplanet. Mit ihnen sind wir unzertrennlich verbunden. Sie sind ein Teil von uns, erst durch sie werden wir ganz. Und nur, weil sie da sind, kommen wir überhaupt klar.
    Wem wir das unglaubliche Geschenk zu verdanken haben, dass wir solch wunderbare Menschen in diesem ansonsten so unübersichtlichen, verwirrenden und gestörten Leben überhaupt auftun konnten, wissen wir nicht. Es wird uns für immer ein Rätsel bleiben. Vielleicht wollte irgendwer es so. Vielleicht war es der pure Zufall. Aber eines ist auf jeden Fall klar: Sie zu treffen war das Beste, was uns je passieren konnte.
    *
    »Ich glaub ja mittlerweile echt, dass du eher so ’n Maker brauchst«, sagt Anna mit entschiedener Stimme zu Marie am Telefon. Anna trägt drei Taschen über zwei Schultern, das iPhone presst sie mit dem Zeige- und dem Mittelfinger an ihr Ohr, in der anderen Hand hält sie ihren Wohnungsschlüssel. Marie hat Anna pünktlich in der Sekunde angerufen, als sie vor einer halben Stunde die Tür zu ihrem Büro abgeschlossen hat. An der Strippe hat Marie Anna seitdem schon mit in die Apotheke, in den Bioladen und den Supermarkt begleitet, jetzt steigt sie mit ihr die Treppen zu ihrer Wohnung hinauf. Anna schnauft. »Kannst du noch mal vorlesen, wie

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