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Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

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Titel: Wir haben Sie irgendwie größer erwartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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herausfand, konnte er durch dessen Kraft seine Mitzwerge dazu zwingen, für ihn in unbegrenzten Mengen Gold abzubauen und zu verarbeiten – eine Arbeit, zu der sich Zwerge anscheinend bestens eignen. Mit diesem Reichtum wollte er sich die Welt untertan machen und sich selbst zu deren Beherrscher aufschwingen.
    Bevor er sein Vorhaben in die Tat umsetzen kann, wird ihm der Ring von Wotan gestohlen, der seinerseits die zwei Riesen damit bezahlt, die sich sofort streiten, wer von beiden ihn behalten darf. Fafner tötet Fasolt und verwandelt sich in einen Drachen, bevor er sich allein in eine Waldhöhle am Ende der Welt zurückzieht – was ihm offenbar besser gefällt, als sich gemeinsam mit der Göttin Freia in eine Waldhöhle zurückzuziehen.
    Es gibt eben so ’ne und solche, sann Malcolm nach.
    Verständlicherweise will Wotan die Herrschaft über den Ring haben. Erneut sah sich Malcolm veranlaßt, sich über die Dummheit oder zumindest über das unverständliche Verhalten des Königs der Götter zu wundern; offenbar war Wotan einer von denen, die, wenn man sie bittet, eine Katze vom Dach zu holen, das Problem dadurch lösen, daß sie gleich das ganze Haus abbrennen. Jedenfalls macht sich Wotan daran, irgendwelchem Mißbrauch mit dem Ring vorzubeugen, indem er ein Verhältnis mit der Seherin Erda eingeht, aus dem neun vorlaute Töchter namens Walküren und zudem ein Sohn und eine Tochter hervorgehen, die dem Geschlecht der Völsungen zugeteilt werden. Die letzteren geraten offensichtlich nach ihrem Vater, denn alles, was die beiden zustande bringen, bevor sie schreckliche Tode erleiden, ist Inzucht zu treiben und einen Sohn zu produzieren.
    Dieser Sohn ist Siegfried, ein muskulöser und etwas begriffsstutziger Halbstarker, der den Drachen Fafner tötet. Von dem Goldschatz, auf dem der Drache hundert Jahre lang geschlafen hat (ganz schön unbequem, wie Malcolm fand), nimmt Siegfried nur den Ring und den Tarnhelm an sich, ohne zu wissen, wozu diese Utensilien dienen. Ihren eigentlichen Verwendungszweck entdeckt er erst, als er, geführt von den lieblichen Stimmen der Vögel, Wotans Lieblingstochter, die Exwalküre Brünnhilde, aufweckt, die nach einem heftigen Streit mit ihrem Vater bereits seit zwanzig Jahren auf einem feuerumbrannten Felsen geschlafen hat.
    Brünnhilde, die natürlich Siegfrieds Tante ist, ist zugleich die erste Frau, die der junge Held in seinem Leben zu Gesicht bekommt, und die beiden verlieben sich auf den ersten Blick. Brünnhilde erzählt Siegfried alles über den Ring und den über ihn von Alberich verhängten Fluch, der besagt, daß er in aller Zukunft seinem Träger Unglück und Tod bringen solle. Siegfried – gar nicht so blöde, wie man annehmen möchte – schenkt ihn daraufhin Brünnhilde. Das alles ist natürlich gemäß Wotans Plan (für mich hört sich das vielmehr nach Zufall an, aber egal, sagte sich Malcolm), zumal Brünnhilde die Verkörperung von Wotans Willen ist und weil ihm sein zwar nur periodisch auftretendes, aber dann um so stärkeres Gewissen verbietet, das verfluchte Ding selbst anzufassen. Wenn Brünnhilde den Ring hat, bleibt er zumindest in der Familie und gerät nicht außer Kontrolle.
    In einer logisch funktionierenden Welt ließe man es dabei bewenden. Aber Siegfried will erst einmal in die weite Welt hinausziehen, um seine Karriere als Berufsheld fortzusetzen, und gerät an einige sehr zweifelhafte Leute, die man Gibichungen nennt. Diese schaffen es, Siegfried zu überreden, Brünnhilde den Ring wieder abzunehmen und ihre pferdegesichtige Schwester Gutrune zu heiraten. Brünnhilde ist natürlich stinksauer und verschwört sich gemeinsam mit Hagen (einem Gibichungen, der, man sollte es kaum glauben, gleichzeitig Alberichs Sohn ist) gegen Siegfried. Die beiden stecken also mittlerweile wortwörtlich unter einer Decke und beschließen, Siegfried zu töten und den Ring wieder an sich nehmen. Hagen tötet Siegfried, und im selben Augenblick ändert Brünnhilde ihre Meinung (so sind Frauen eben), schmeißt sich neben Siegfried auf den Scheiterhaufen, schnappt sich den Ring und wird im Feuer gebrutzelt. Während das alles geschieht, tritt der Rhein zufällig über die Ufer und überflutet Deutschland, wodurch die Rheintöchter Brünnhilde den Ring vom verkohlten Finger abziehen und Hagen gleichzeitig ertränken können. Unterdessen hat die Burg der Götter (durch die der ganze Schlamassel letztendlich verursacht wurde) Feuer gefangen und brennt bis auf die Grundmauern

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