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Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Titel: Wir haben Sie irgendwie größer erwartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Dasselbe gilt für den Bergbau. Habe ich Ihnen eigentlich schon davon erzählt?«
    »Ja«, log Malcolm. »Erzählen Sie weiter von Wotan.«
    Alberich blickte auf den Boden seines Glases. Unglücklicherweise war da nichts mehr, was ihm den Blick darauf versperrte. Er griff nach der Flasche, aber auch die war leer.
    »Ich werde morgen den ganzen Tag über furchtbare Magenschmerzen und Verstopfungen haben«, murmelte er betrübt. »Lassen Sie sich bloß nie von irgend jemandem einreden, daß es so was wie Selbstentzündung von Gasen nicht gibt. Ich leide andauernd darunter. Wotan kann Ihnen den Ring zwar nicht abnehmen, aber er kann Sie dazu bringen, daß Sie ihm das Ding aus freien Stücken geben. Und bevor Sie mich fragen, wie er das anstellen wird, kann ich Ihnen nur sagen, daß ich das auch nicht weiß, aber er wird sich garantiert etwas einfallen lassen. Haben Sie vielleicht etwas Bullrich-Salz im Haus?«
    »Nein, aber wenn Ihnen flau im Magen ist, könnte ich Ihnen ein Sandwich holen.«
    »Ein Sandwich? Wollen Sie mich jetzt auch noch umbringen, nachdem Sie mir bereits das Bein gebrochen haben? Geben Sie auf keinen Fall den Ring her, Malcolm Fisher. Wenn ich ihn schon nicht haben darf, dann können Sie ihn genausogut behalten. Er wird bei Ihnen in Sicherheit sein, bis Sie bereit sind, ihn mir zu geben.«
    Malcolm stutzte und blickte Alberich mißtrauisch an. Aber der Nibelung lachte nur und fuhr fort: »Ich meine natürlich, nur freiwillig. Aber das wird erst geschehen, wenn er kein Symbol der Macht mehr ist, sondern nur noch ein Schmuckstück aus alten Zeiten. Aber das wird geschehen, merken Sie sich meine Worte! Ich ahne schon, wie alles enden wird.«
    »Und woher wissen Sie das so genau?«
    »Keine Ahnung.« Alberich stand wankend auf. »Ich hätte schon längst gehen sollen.«
    »Was macht das Bein?«
    »Mein Bein? Ach, dem geht’s gut. Ich mache mir nur Sorgen um meinen Magen. Ich mache mir andauernd Sorgen um meinen Magen. Wir Schwefelzwerge sind aus der Urflüssigkeit des Erdkerns erschaffen worden. Uns hat es schon immer gegeben, und auf die ein oder andere Weise werden wir auch immer weiterexistieren. Man kann uns natürlich töten, aber wenn man das nicht tut, leben wir ewig. Das Problem ist, wenn man hauptsächlich aus Schwefel besteht, leidet man unaufhörlich an Sodbrennen, und man kann nichts dagegen tun. Während der letzten was weiß ich wie vielen Millionen Jahre habe ich wirklich sämtliche Mittel gegen Dyspepsie ausprobiert, die jemals zur Verfügung standen, und alle haben nichts getaugt. Kein einziges. Nur ein einziges Mal habe ich in all den Jahren, die ich schon lebe, keine Verdauungsstörungen gehabt. Und wissen Sie, wann das war? Das war während der achtundvierzig Stunden, in denen ich den Ring hatte. Gute Nacht.«
    »Wenn Sie wollen, können Sie gern hier übernachten«, bot Malcolm ihm an.
    »Das ist wirklich sehr nett von Ihnen, aber ich habe drüben im Blue Boar ein Zimmer. Die frische Luft wird mir guttun. Vielleicht bekomme ich dann auch wieder einen klaren Kopf. Danke, aber ich finde schon allein raus.«
    »Ach, da fällt mir etwas ein. Wie sind Sie eigentlich hier reingekommen?«
    »Durch die Vordertür. Schlösser sind kein Problem für mich.«
    »Und wie haben Sie mich gleich gefunden?«
    »Ganz leicht. Ich habe den Ring gerochen. Als Sie ihn erst einmal benutzt haben, war das kein Problem mehr für mich.«
    Alberich ging zur Tür, drehte sich aber noch einmal um. »Wissen Sie was, Malcolm Fisher? Es geht mir ja irgendwie gegen den Strich, so was zu sagen, aber ich mag Sie. Auf eine ganz bestimmte Art. Jedenfalls bis zu einem gewissen Punkt. Den Ring können Sie von mir aus vorläufig gern behalten. Mir gefällt’s, was Sie damit anstellen.«
    Malcolm wollte etwas sagen, ihm fiel aber nichts ein.
    »Und falls es jemals etwas geben sollte, dann … Ach vergessen Sie’s! Alles Gute.«
    Kurz darauf hörte Malcolm, wie die Haustür zugeschlagen wurde. Er ging wieder ins Bett und machte das Licht aus. Es war fast morgens, und er war sehr müde.
     
    Auf dem Telegrafenmast vor dem Blue Boar- Hotel in Combe hockten zwei Raben.
    »Das ist eindeutig von irgendwo hier aus der Nähe gekommen«, sagte Gedanke.
    Gedächtnis hatte den ganzen Tag über den Radiosender ›Die Stimme Gottes‹ gehört, und er glaubte langsam an gar nichts mehr. »Allmählich übertreibst du’s. Vielleicht solltest du lieber mal ein paar Tage freinehmen«, schlug er vor. »Keiner von uns beiden kann den Ring

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