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Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Titel: Wir haben Sie irgendwie größer erwartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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ihn am heutigen Morgen schon fast eine hastige Bewegung war. »Es wird euch schwerer fallen, als ihr euch das vielleicht jetzt noch vorstellt. Selbst euch wird es nicht so leicht gelingen, ihn in die Falle zu locken.«
    »Wovon redest du überhaupt?«
    Alberich ging auf die Frage erst gar nicht ein und fuhr fort: »Was ihr wahrscheinlich nicht bedacht habt: Er hat überhaupt kein Selbstbewußtsein. Selbst wenn er sich in eine oder alle von euch verlieben sollte, wird er sich höchstwahrscheinlich gar nicht der Herausforderung gewachsen fühlen, irgendwas daraus zu machen. Er wird einfach nur nach Hause gehen und sich mies fühlen. Und was habt ihr dann erreicht? Nichts.«
    »Aber so sind wir doch gar nicht drauf«, widersprach Woglinde. »Mit schüchternen Männern kommen wir sehr gut zurecht.«
    Alberich lachte und stand auf. »Dann wünsche ich euch viel Glück.«
    »Auf deine guten Wünsche können wir gut verzichten!« zischte Wellgunde ihn an.
    »Dann laßt es mich anders ausdrücken. Ihr benötigt Glück, und zwar eine ganze Menge. Tschüs denn, in tausend Jahren sehen wir uns bestimmt mal wieder.«
    »Es sei denn, wir wollen dich vorher unbedingt noch mal sehen. Schönen Tag noch!« rief ihm Floßhilde vergnügt hinterher.
     
    Eins der wenigen Luxusgüter, das sich Malcolm seit der Erlangung unbegrenzten Reichtums gegönnt hatte, war ein funkelnagelneuer Sportwagen, den er sich schon immer gewünscht hatte. Jetzt, da er ihn besaß, verspürte er allerdings kaum den Drang, schneller als fünfzig zu fahren. Wie einem jeder Psychologe sagen wird, ist der einzige Grund, ein Auto besitzen zu wollen, lediglich der, daß es einem eine Rückzugsmöglichkeit und zugleich einen Freiraum bietet, in den niemand eindringen kann. Folglich fühlte sich auch Malcolm hinterm Steuer stets wohler als sonst. Natürlich barg das gewisse Risiken; das Autofahren in Somerset, der Grafschaft der schmalen Straßen und langsamen Traktoren, kann Ungeduld und schlechte Laune verursachen, was Malcolm geflissentlich vermeiden mußte.
    Nachdem seine Kopfschmerzen verschwunden waren, schien es Malcolm eine willkommene Abwechslung zu sein, nach Taunton zu fahren und sich dort ein wenig die Schaufenster anzugucken. Schaufensterbummeln hatte schon immer zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehört, und da er sich mittlerweile nicht nur alle Kostbarkeiten in der Auslage, sondern gleich den ganzen Laden leisten konnte, wenn er wollte, machte es ihm noch mehr Spaß als früher. Natürlich kaufte er trotzdem nie etwas; schließlich legt man alte Lebensgewohnheiten nur schwer ab.
    Zum Beispiel stand er eine gute Viertelstunde lang vor dem Angelgeschäft in der Silver Street und sah sich staunend das ganze erlesene und verlockende Zubehör an. Wenigstens zwei, möglicherweise drei Bäche flossen durch das Anwesen von Combe Hall, und Angeln gilt als eine beruhigende Beschäftigung, die sich positiv auf das Nervenkostüm auswirkt. Er hatte zwar nicht unbedingt Lust, Fische zu fangen und zu erlegen, aber wenigstens wäre das ein Hobby gewesen, bei dem man etwas lernen und kaufen konnte. Aus demselben Grund sah er sich ausgiebig die Auslage des Fotogeschäfts in der St. James Street an, und er betrat nur deshalb den Laden nicht, weil ihm außer der englischen Rose niemand einfiel, den er hätte fotografieren können.
    Er kam an den Büroräumen des Auktionators vorbei und fragte sich, wer wohl seine Stelle übernommen hatte. Drinnen saß jetzt bestimmt Liz beim Katalogisieren des einen oder anderen Gegenstands, und Philip Wilcox ging wahrscheinlich wie immer ohne jedes Engagement seiner Ausbildung zum Auktionator nach. Wieder einmal verspürte Malcolm das dringende Verlangen, hineinzugehen und zu sehen, was die beiden gerade taten – wofür es sogar einen Grund gegeben hätte, da man ihn dort als den reichen Deutschen kannte, der Combe Hall gekauft hatte. Wenn er wollte, hätte er jetzt alles erstehen können, was zum Verkauf oder zur Versteigerung angeboten wurde. Aber heute wurden antike Uhren versteigert, und er wußte bereits nur zu gut, wie langsam die Zeit verging. Unabhängig davon gab es für ihn keinen Grund, sich etwas zu kaufen (schließlich war er ›bloß Klein-Malcolm‹), und er kannte auch niemanden, für den er etwas hätte kaufen können.
    Als er auf der North Street in Richtung dessen lief, was man in Taunton als ›Zentrum‹ bezeichnet, fiel ihm ein Geschäft auf, das er seines Wissens zuvor noch nie gesehen hatte. Es handelte sich

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