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Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Titel: Wir haben Sie irgendwie größer erwartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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man nicht alles glauben sollte, was man in den Gedanken anderer lesen kann, war er doch baß erstaunt gewesen, was er dort vorgefunden hatte. Sicher, es war möglich, daß sie diese Gedanken dort bewußt für ihn parat gehalten hatte, aber irgendwie wollte er nicht daran glauben.
    Floßhilde schien sich mit der Tatsache, den Ring niemals zurückzubekommen, abgefunden zu haben und erstaunlicherweise mit dieser Situation gut klarzukommen. Statt dessen gefiel ihr der neue Besitzer des Rings sogar – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dabei gefiel ihr nicht etwa seine angenommene Gestalt; diese hatte sie schon vorher gesehen, als noch der echte Siegfried darin gesteckt hatte, und vor allem ging sie nicht von Äußerlichkeiten aus. Es war, so schien es, sowieso nicht die Art dieser sonderbaren Wesen aus einer fremden Welt, andere zu beurteilen. In der Welt, in der sie lebten, wechselten viele Leute ihr Äußeres mit einer solchen Leichtigkeit wie Menschen ihre Kleidung, und schon deshalb konnte man sich dort auch nie sicher sein, ob eine Person wirklich schön oder nur schön ›angezogen‹ war. Floßhilde jedoch glaubte, daß sie und der Ringträger etwas gemeinsam hatten, und sie sehnte sich nach jemandem, mit dem sie sich nett unterhalten und ausgehen konnte. In ihren Gedanken war zwar noch mehr gewesen, aber Malcolm hatte es nicht gelesen. Er hatte es sich aufgespart, um es morgen beim gemeinsamen Mittagessen nachzuholen …
     
    »Und? Wo bist du so lange gewesen?« wollte Woglinde wissen.
    »Ich habe im Carey’s was gegessen«, antwortete Floßhilde.
    »Den Ring hast du aber nicht, oder?« drängte Wellgunde.
    »Natürlich nicht.« Floßhilde machte es sich im Flußbett des Tone gemütlich und stieß ein paar Luftblasen aus. »Aber wen kratzt das schon?«
    Wellgunde starrte ihre Schwester durchdringend an.
    Floßhilde schloß die Augen, stieß einen übertrieben lauten Seufzer aus und stöhnte: »Ich glaube, ich bin verliebt.«
    »Jetzt sei nicht albern!« fauchte Wellgunde sie an. »Das kannst du gar nicht sein. Das darfst du doch gar nicht sein!«
    »Also gut, dann bin ich’s eben nicht. Dann aber gleich das, was danach kommt. In gewisser Weise ist er wirklich nett.«
    »Du solltest dich was schämen!« zischte Woglinde sie an.
    Wellgunde aber lächelte, brachte dadurch einen zufällig vorbeikommenden Schwarm Elritzen völlig außer Reih und Glied und sagte besänftigend: »Wenn du auf diese Weise leichter an den Ring kommst, dann nur zu.«
    »Ich habe an diesem blöden Ring überhaupt kein Interesse mehr«, antwortete Floßhilde mit einem Gähnen. »Der ist doch völlig unwichtig.«
    Wellgunde nickte. »Sicher, aber es wäre doch schöner, ihn wiederzuhaben, als ihn nicht zu haben. Findest du nicht?«
    »Kann sein.«
    »Und daß du den Typ magst, spielt ja keine Rolle, solange er dich nicht mag.«
    Floßhilde grapschte halbherzig nach einer vorbeischwimmenden Plötze, die davonflitzte. »Wieso spielt das keine Rolle?«
    »Weil er dir den Ring mit Freude geben wird, wenn er dich mag. Oder was meinst du?«
    »Ach, ich weiß nicht. Außerdem ist mir das egal. Wir sind sowieso nur gute Freunde.«
    »Du hast ihn erst einmal getroffen«, wandte Woglinde ein. »Es gibt sowieso keinen Grund, sich zu verknallen.«
    »Und ob es einen Grund gibt, sich zu verknallen! Ich bin gern verknallt. Was gibt’s heute zum Abendessen?«
    »Forelle mit Mandeln«, sagte Wellgunde.
    »O nein, nicht schon wieder Fisch!«
    Wellgunde ließ sich auf einem zerbrochenen Kleiderschrank nieder, einem von vielen alten Möbelstücken, mit denen das Flußbett eingerichtet war, und sagte mit ruhiger Stimme: »Niemand von uns behauptet, daß du keine Freundschaften schließen sollst. Aber was ist mit uns? Wir wollen den Ring zurück.«
    »Wenn du ihn erst mal hast, kannst du dich befreunden, mit wem du willst«, stimmte Woglinde ihr zu und betrachtete dabei angelegentlich ihre Fingernägel. »Obwohl ich persönlich meine … Na ja, ich finde, da gehört schon etwas mehr dazu. In diesem Fluß ist übrigens irgend etwas Ekliges, wodurch sich andauernd der Nagellack auflöst.«
    Für eine Weile herrschte auf dem Grund des Tone Schweigen, wobei sowohl Floßhilde als auch Woglinde ein wenig schmollten. Schließlich bat Woglinde Wellgunde, ihre Schwester Floßhilde zu fragen, ob diese ihr den korallfarbenen Nagellack leihen könne, woraufhin Floßhilde Wellgunde bat, ihrer Schwester Woglinde zu sagen, das könne sie nicht.
    »Dann eben nicht. Die

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