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Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

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Titel: Wir haben Sie irgendwie größer erwartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Blutungen und auch keine Atembeschwerden. Die existieren nur im Kopf. Im Leben geht es um Essen, Trinken, Schlafen, Atmen und Arbeiten und darum, nicht viel unglücklicher zu sein, als man unbedingt sein muß.«
    »Ach, das darf doch wohl nicht wahr sein!« entrüstete sich Malcolm. »Das ist völlig anders!«
    »Wie denn?«
    »Das weiß ich auch nicht so genau.« Einen Moment lang war Malcolm nicht in der Lage zu denken. »Aber geht es nicht einfach um zwei Wesen, die sich lieben, die heiraten und von da an glücklich miteinander leben? Ich meine, solange wir uns lieben, ist doch alles andere vollkommen egal.«
    Ortlinde gab keine Antwort. Inzwischen goß es wie aus Kübeln, was ihr allerdings anscheinend nichts ausmachte. Sie war sehr, sehr schön, und Malcolm wollte sie in die Arme nehmen. Nach genauerer Überlegung verwarf er jedoch diese Idee und bat den Tarnhelm, ihm Hut und Regenmantel zu besorgen, und als die beiden Kleidungsstücke auftauchten, gab er sie Ortlinde. Schließlich wollte er nicht, daß sie sich erkältete. Danach entfernte er sich.
     
    Auf dem Fluß hatte sich ein Entenpaar niedergelassen. Als Malcolm auf dem Rückweg zum Haus an ihnen vorbeikam, sprachen die beiden ihn an.
    »Danke für das Wetter!« riefen sie ihm zu.
    »Bitte?«
    »Für Enten ist das ein richtiges Traumwetter«, quakte eine der beiden. »Kapiert?«
    »Haha, wirklich sehr komisch!« winkte Malcolm ab. Dann aber blieb er stehen und musterte die beiden Vögel – ein Männchen und ein Weibchen. »Ach, Entschuldigung«, begann er zögernd.
    »Ja?«
    »Entschuldigt die Frage, aber seid ihr beiden verheiratet?«
    »Na ja, wir nisten zusammen, und ich lege seine Eier«, antwortete die weibliche Ente. »Wieso?«
    »Seid ihr glücklich?« fragte Malcolm.
    »Keine Ahnung«, entgegnete die weibliche Ente. »Sind wir glücklich?«
    »Ich denke, schon«, mutmaßte der Erpel. »Allerdings habe ich mir darüber nie groß Gedanken gemacht.«
    »Ach, wirklich?« fragte die Ente. »Das werde ich mir merken.«
    »Na, du weißt doch, wie ich das ich meine«, verteidigte sich der Erpel, wobei er die Flügelfedern mit dem Schnabel zauste. »Schließlich schwimmt und fliegt man nicht in der Gegend rum, nur um sich ständig zu fragen: ›Bin ich eigentlich glücklich?‹ Es sei denn, man ist ein Mensch. Wenn man eine Ente ist, kann man vollkommen glücklich sein, ohne sich ununterbrochen Fragen zu stellen. Ich glaube, das ist der Punkt, in dem wir uns wirklich von den Menschen unterscheiden. Wir finden uns einfach mit den Gegebenheiten ab.«
    »Aber ihr beiden liebt euch doch, oder?« fragte Malcolm.
    »Natürlich«, antwortete der Erpel. »Nicht wahr, mein Schatz?«
    »Wie, in Gottes Namen, werdet ihr dann damit fertig? Das ist so schwierig.«
    »Schwierig?« fragte die Ente verblüfft. »Was ist daran schwierig?«
    »Also, du liebst ihn, er liebt dich, und damit findet ihr euch einfach ab?«
    »Ich muß doch bitten!« empörte sich der Erpel. »Das ist eine ziemlich persönliche Frage.«
    »So habe ich das ja nicht gemeint«, entschuldigte sich Malcolm. »Ich wollte damit sagen, daß alles im Leben in Ordnung ist, weil ihr euch eben liebt. Das reicht, damit alles klappt.«
    »Ja. Und was ist daran so ungewöhnlich?«
    »Alles«, antwortete Malcolm. »Jedenfalls kommt mir das so vor.«
    »Menschen!« lachte der Erpel. »So was wie ihr regiert die Welt. Kein Wunder, daß die Flüsse voller Kadmium sind.«
     
    Vor der Haustür blieb Malcolm stehen. Er hatte keine Lust, ins Haus zu gehen, und es gab auch keinen Grund, warum er das tun sollte. Schließlich besaß er nach wie vor den Tarnhelm, also konnte er gehen, wohin er wollte. Auch der Ring steckte ihm noch am Finger, folglich konnte er tun, wozu er Lust hatte. Dieses Herrenhaus war nicht sein Zuhause; es war lediglich ein winziger Teil davon. Ihm gehörte die ganze Welt, mit allem, was darauf kreuchte und fleuchte, und es war höchste Zeit, sich einmal den gesamten Planeten anzusehen. Er schloß die Augen und verschwand.

13. KAPITEL
     
    Wenn Loge genügend Schlagseite hat, erzählt er einem die Geschichte vom ersten Diebstahl des Rings, den er gemeinsam mit Wotan an Alberich begangen hatte. Als er damals erkannte, daß die Riesen Fasolt und Fafner fest entschlossen waren, den kleinen Schreibfehler im Vertrag nach Strich und Faden auszunutzen, und keinesfalls bereit waren, ihren Anspruch auf die Göttin Freia als Lohn für den Bau der Burg Walhalla aufzugeben, war Loge klar, daß der einzig

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