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Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Titel: Wir haben Sie irgendwie größer erwartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Flut von Metaphern aufzulösen. Er stand einfach auf und ging. Als er ein gutes Stück außer Hörweite war, begann Floßhilde zu weinen. Als sie so in Tränen aufgelöst dasaß, streckten plötzlich ihre Schwestern die Köpfe aus dem Wasser heraus.
    »Du bist auch nicht besser als er!« schimpfte Wellgunde.
    »In welcher Welt glaubst du eigentlich zu leben?« zischte Woglinde. »Du bist dumm und albern und auch noch romantisch veranlagt. Du hast es wirklich verdient, dein Leben lang unglücklich zu sein. Das habe ich sehr treffend formuliert, finde ich.«
    Die beiden Rheintöchter brachen in gemeines Gelächter aus und schwammen einfach davon.
     
    »Hallo«, murmelte Ortlinde.
    »Was machst du hier?« wollte Malcolm wissen.
    »Ich wollte mal allein sein.«
    »Ich liebe dich«, sagte Malcolm; mittlerweile hatte er sich daran gewöhnt, diese drei Worte auszusprechen, ohne dabei verlegen zu werden.
    »Das darfst du nicht«, widersprach Ortlinde. »Ehrlich, ich bin nicht so lieb und nett, wie du glaubst.«
    »Das hast du schon mal gesagt«, erinnerte Malcolm sie wütend. »Versuch ja nicht, mich reinzulegen. Ich habe Riesenblut getrunken, erinnerst du dich noch? Ich kann genau sehen, was du wirklich empfindest.«
    »Ich habe keine Gefühle, ehrlich. Keine Empfindungen, nichts. Begreifst du das denn nicht? Ich bin eine Walküre, Wotans Tochter. Ich kann mich nicht ändern, wie sehr ich mich auch bemühe. Und wenn du versuchst, mich zu jemandem zu machen, der ich nie sein kann, dann verletzt du dich nur selbst. Ich kann nicht mehr verletzt werden, weil ich mich schon von Natur aus andauernd verletzt fühle. Aber ich will wenigstens dich nicht verletzen. Also laß mich bitte in Ruhe.«
    Malcolm verstand zwar kein Wort, aber das störte ihn nicht weiter. Er wollte und brauchte diesen Unsinn gar nicht verstehen. Schließlich wußte er, daß Ortlinde ihn liebte, und dieses Wissen war wie die Gewißheit, eine Pistole in der Tasche zu haben. Solange er damit bewaffnet war, konnte ihm niemand etwas anhaben.
    »Nähmst du den Ring an, wenn ich ihn dir schenke?«
    »Ja.«
    »Und du liebst mich?«
    »Ja.«
    »Was ist eigentlich an deinen blöden Schuhen so verdammt aufregend? Also, liebst du mich?«
    »Ja.«
    »Na prima, das hätten wir also geklärt.« Malcolm schloß die Augen und setzte sich erschöpft auf den Boden.
    »Nein, das haben wir nicht.« Ortlindes Tonfall hatte sich um keinen Deut verändert, zudem blickte sie immer noch woanders hin. Malcolm war schrecklich frustriert und wütend und verspürte den fast unwiderstehlichen Drang, irgend etwas kaputtzuschlagen. Am Himmel zogen dunkle Wolken auf, und in der Ferne erschallte ein dumpfes Donnergrollen.
    »Verstehst du’s jetzt?« fragte Ortlinde traurig. »Das ist der Grund, warum es nicht gut wäre, unsere Beziehung fortzusetzen.«
    Zunächst verstand Malcolm nicht, was sie meinte, doch dann fiel bei ihm der Groschen. Der Sturm nahm rasch zu, und schon fiel der erste Regen.
    »Selbst Wotan kriegt das nicht besser hin«, sagte Ortlinde.
    »Aber ich bin trotzdem nicht wie Wotan. Das ist ein Gott, und außerdem ist er wahnsinnig.«
    »Du hättest mal meine Mutter sehen sollen, als sie noch jünger war«, fuhr Ortlinde fort. »Sie soll in meinem Alter genauso gewesen sein wie ich.«
    »Im Alter von tausendzweihundertsechsunddreißig Jahren?«
    »So um den Dreh. Das war natürlich, bevor sie meinen Vater verlassen hat und nach Amerika gegangen ist. Mein Vater soll zu der Zeit übrigens auch recht nett gewesen sein. Weißt du, was er gemacht hat, um sie von seiner Liebe zu überzeugen? Meine Mutter, meine ich. Die beiden hatten nämlich auch mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen, genau wie wir. Jedenfalls hat mein Vater, um seine wahre Liebe zu beweisen, das linke Auge herausgenommen.«
    »Und wozu sollte das gut sein?«
    »Ich habe keine Ahnung, das hat er mir nie verraten. Über solche Dinge haben wir nie gesprochen. Aber schließlich war damals noch alles anders, vielleicht hatte es ja zu jener Zeit eine besondere Bedeutung gehabt. Jedenfalls ist mein Vater durch diese Geschichte und die Heirat mit meiner Mutter erst so geworden, wie er heute ist. So etwas macht die Liebe nun einmal mit Leuten wie dir, mir und meinem Vater, wenn man sie nicht im Zaum hält. Bei diesen ganzen Gefühlen ist es am besten abzuwarten, bis sie von selbst verschwinden, denn letztendlich bedeuten sie ja nichts. Es tut einem zwar weh, aber es sind und bleiben bloß Gefühle. Sie verursachen keine

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