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Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

Titel: Wir haben Sie irgendwie größer erwartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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trocken fest. »Ich habe immer gedacht, du wärst die kaltblütigste von euch dreien. Woglinde trocknet sich zwar das Gesicht mit Schmirgelpapier ab, und Wellgunde putzt sich die Zähne mit Metallpolitur, die richtig knallharte Frau bist allerdings immer du gewesen. Aber jetzt sieh dich bloß mal an!«
    »Alles Gute geht einmal zu Ende«, entgegnete Floßhilde. »Ich glaube nicht, daß er sich jemals für mich interessieren wird, selbst dann nicht, wenn er Ortlinde losgeworden ist. Das ist wirklich komisch«, fügte sie verbittert hinzu. »Na ja, schließlich ist er nichts Besonderes, und ich bin’s auch nicht, weiß der Himmel. Aber so sieht’s nun mal aus.«
    »Allerdings sieht es so aus«, bestätigte Alberich. »Trotzdem, viel Glück!«
    Erda legte den Hörer auf und rief in den Raum: »Ja, ist das denn die Möglichkeit? Die älteste Norne ist tatsächlich in die Flitterwochen gefahren! Offenbar hat sie einen Steintroll geheiratet, den sie erst vor kurzem auf der Gesellschaftsversammlung kennengelernt hat. Aber die mittlere Norne hat sich bereit erklärt, die erforderliche Arbeit in den Archiven zu erledigen. Wir können also in Kürze mit ersten Ergebnissen rechnen.«
    »Na ja, das ist ja immerhin etwas«, bemerkte Floßhilde. Dann setzte sie sich hin und legte die Füße hoch. »Und was machen wir jetzt?«
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und Malcolm kam herein. Seine Haare waren tropfnaß, obwohl es in Somerset gar nicht geregnet hatte.
    »Man hat mir gesagt, ich fände euch hier alle«, sagte er.
     
    »Wenn du nichts zu tun hast, könntest du endlich mal den tropfenden Wasserhahn in der Küche reparieren«, schlug die Walküre Grimgerde vor.
    »Ich habe jede Menge zu tun«, beschwerte sich Wotan wütend – aber die Walküre war schon wieder fort. Der Herr und König der Götter und Menschen lehnte sich in seinem Stuhl zurück und goß sich noch einen großen Schnaps ein. Doch trotz der alkoholischen Aufmunterung war er zutiefst beunruhigt. Schließlich hatte er schon lange nichts mehr aus Somerset gehört, und seine Tochter hätte ihren Auftrag inzwischen schon längst erfolgreich ausgeführt haben müssen. Gut, sie starb nicht gerade vor Intelligenz, das räumte er ja gern ein, aber für diese Aufgabe benötigte man auch nicht unbedingt Intelligenz, sondern vielmehr Schönheit und eine gewisse schmalzige Emotionalität – und diese beiden Eigenschaften besaß sie nun wirklich in Hülle und Fülle.
    »Mußt du ausgerechnet hier rumsitzen?« beschwerte sich die Walküre Siegrune. »Ich möchte in diesem Zimmer gern staubsaugen.«
    »Hau ab und saug woanders!« donnerte der Gott des Krieges. Die Walküre rauschte ohne ein Wort hinaus und überließ Wotan seinen Gedanken und dem Schnaps. Er gelangte immer mehr zu dem Entschluß, daß er diesem sterblichen Malcolm Fisher eigentlich nichts nachtrug, denn der war mit der Welt größtenteils recht ordentlich umgegangen. Aber dieser Zustand durfte einfach nicht bis in alle Ewigkeiten anhalten. Zudem konnte sich Wotan überhaupt nicht vorstellen, was er noch alles unternehmen sollte, falls auch die Operation ›Ortlinde‹ fehlschlagen würde.
    »Wenn diese dumme Pute die Sache vermasselt«, brummte er böse in sein Glas, »verwandle ich sie in einen Ochsenfrosch.« Er schloß das Auge und versuchte, ein wenig zu schlafen.
    Als er wieder aufwachte, sah er sich an allen Ecken und Enden von Töchtern umstellt. Selbst wenn er seine derzeitig getrübten Sinne in Anschlag brachte, schien er noch Unmengen von Töchtern zu haben. Deren acht, um genau zu sein …
    »Ach, du bist also tatsächlich wieder da!« begrüßte er Ortlinde. »Nun, wo ist der Ring?«
    Sämtliche Walküren schwiegen und starrten mißmutig auf ihre Schuhe, die samt und sonders identisch waren. Wenn man acht Töchter hat, kann man durch En-gros-Käufe viel Geld sparen.
    »Wo ist der Ring?« wiederholte Wotan seine Frage. »Komm schon, gib ihn mir!«
    »Ich habe den Ring nicht«, flüsterte Ortlinde verlegen. »Er wollte mich nicht.«
    »Du blöde … Was meinst du damit?«
    Wotan hatte die Schonbezüge über Lehne und Sitzfläche des Stuhls von oben bis unten mit Schnaps bekleckert, aber keine seiner Töchter verlor darüber auch nur ein Wort. Das wiederum konnte nur bedeuten, daß ihn Ortlinde mit seinen Problemen im Stich gelassen hatte und sich alle Walküren entsetzlich schuldig fühlten.
    »Er wollte mir den Ring einfach nicht geben«, fuhr Ortlinde betrübt fort. »Er hat gesagt,

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