»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«
Flugzeug mir gehören. Ich fläzte mich auf dem Sofa herum und blätterte ein paar Zeitschriften durch. Nachdem ich mich über die neuesten Entwicklungen in der Basketballszene informiert hatte, setzte ich mich auf Marks Lieblingsstuhl, sah fern und trank eine Cola light. Ziemlich nett, mal für ein paar Stunden Mark Cuban zu spielen. Ich warf sogar einen Blick in seine auffallend ordentliche Snackschublade und überlegte, ob er es wohl merken würde, wenn ein Schokoriegel fehlte. (Nur zu Ihrer Information: Als ich von Bord ging, lag der Riegel immer noch drin.) Inzwischen dürfte Ihnen ja klargeworden sein, dass Mark ein überaus angenehmes Leben führte. An diesem Tag aber war dank ihm auch mein eigenes nicht übel! Doch ich muss mich auch bei Brian bedanken – dafür, dass er zur selben Zeit wie ich in Dallas Single war. Und ich möchte mich an dieser Stelle auch recht herzlich bei Match.com sowie meiner Schwester bedanken, die mich hinter meinem Rücken auf dieser Seite angemeldet hat. Das zeigt wieder einmal, dass alles möglich ist, wenn man nur bereit ist, ein kleines Risiko einzugehen!
In der Zwischenzeit war auch mein Leben als reguläre Flugbegleiterin ein bisschen angenehmer geworden. Mittlerweile hatte ich fünf Dienstjahre hinter mir, und da meine Airline während der letzten drei Jahre drastisch Personal aufgestockt hatte, wurde ich offiziell vom Reservedienst entbunden und bekam meine eigenen Stammstrecken zugewiesen – Transkontinentalflüge auf einer 757. Ist man erst einmal auf dieser Sprosse der Karriereleiter angekommen, bleibt man dort, bis eine dienstältere Kollegin in Rente geht und man noch bessere Routen bekommt, zum Beispiel Transkontinentalflüge in einer 767 oder Trips nach Europa. Ganz gleich, wie lange es dauert oder wie oft wir Monat für Monat und Jahr für Jahr dieselbe Stadt anfliegen: Ein guter Trip ist so lange ein guter Trip, bis wir einen besseren bekommen. Bei mir war das die Route New York – Vancouver.
Ich flog etwa anderthalb Jahre lang nahezu jeden Monat nach Vancouver. Zwar musste ich eine einstündige Busfahrt vom Flughafen bis zu unserem Layover-Hotel in Kauf nehmen, aber weil es in British Columbia eine Menge zu sehen und zu tun gibt, war mir das völlig egal. Für viele Flugbegleiterinnen mit einer Stammstrecke wird das Layover-Hotel eine Art zweites Zuhause: Ich erwarb eine vergünstigte Mitgliedschaft im hoteleigenen Fitnessclub, in dem ich regelmäßig trainierte, wenn ich da war. In Kanada lernte ich auch den Mongolen kennen, der aussah wie die attraktivere Version von Ricky Martin und für eine lokale Airline als Bodenpersonal arbeitete. Als es etwas ernster zwischen uns zu werden schien, beschlossen wir, ein romantisches Wochenende in Whistler zu verbringen. Dort stellten wir jedoch ganz schnell fest, dass wir nicht nur keinerlei Gemeinsamkeiten hatten, sondern uns überhaupt nicht leiden konnten. Wir hassten uns geradezu. Wenn man sich seiner Gefühle für jemanden nicht ganz sicher ist, empfehle ich einen gemeinsamen Kurztrip. Im Urlaub entscheidet sich schnell, ob eine Romanze Potential hat oder schleunigst beendet werden sollte. Auch wenn es noch so verführerisch war, widerstand ich dem Drang, den Mongolen über die Bergkante zu schubsen, und fuhr mit ihm in eisigem Schweigen zurück an den Flughafen. Glücklicherweise war die Landschaft so atemberaubend, dass es jede qualvolle Minute auf dem Beifahrersitz wert war.
Eines Tages bat mich eine Kollegin, einen Flug mit ihr zu tauschen, und ich sagte zu. Nicht nur, weil ich zur Abwechslung gern einmal die Route New York – Seattle fliegen wollte, sondern auch weil wir befreundet waren und ihr Mann in meiner Vancouver-Crew war. Beide Strecken waren gleich lang, und so würde ich durch den Tausch auch keine Arbeitsstunden einbüßen. Dass es sich bei dem Flug um den ersten Morgenflug handelte, machte ihn für mich besonders reizvoll. Die ersten Flüge am Tag sind meist der reinste Spaziergang: Die Passagiere sind noch viel zu müde, um Ärger zu machen. Stattdessen schlafen die meisten gleich nach dem Start ein und wachen erst kurz vor der Landung wieder auf. Auf Nachmittagsflügen ist es nicht ganz so unproblematisch, weil die Fluggäste ihren aufgestauten Stress und Frust des Tages mit an Bord bringen und ihn bei uns entladen. Abendflüge sind am schlimmsten, weil sich die Passagiere systematisch volllaufen lassen, ständig zur Toilette rennen und auch dann nicht mehr zurückkommen wollen, wenn das
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