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»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«

»Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen«

Titel: »Wir haben soeben unsere Reiseflughöhe vergessen« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Poole
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herausfand, wovon ich selber nichts ahnte – zum Beispiel, dass ich auf Bewährung aus dem Knast entlassen oder ein gefährlicher Alien war. Allerdings wusste ich noch nicht, wann meine Ausbildung beginnen würde. Die meisten Fluggesellschaften bieten sofort Termine an, normalerweise sogar im Wochenrhythmus. Deshalb beschloss ich, bei Sun Jet mit einer einwöchigen Frist zu kündigen. Dort war man alles andere als begeistert, zumal mit mir noch drei weitere Flugbegleiterinnen aus demselben Grund den Dienst quittierten.
    Niemand konnte ahnen, dass ein knappes Jahr später eine Maschine von ValuJet über den Everglades abstürzen und damit das Vertrauen der Menschen in Billigfluglinien nachhaltig erschüttern würde. 1998 meldete Sun Jet Konkurs an – nur um wenig später unter dem Namen Southeast wieder auf dem Markt aufzutauchen und weiterzufliegen, als wäre nichts passiert. Ich war heilfroh, dass ich inzwischen für eine Airline arbeitete, auf die ich stolz sein konnte, und in der angenehmen Gewissheit leben durfte, dass die Arbeit am Himmel nichts als ein lustiger, unterhaltsamer Zwischenstopp war auf dem Weg zu einem anständigen Job als … ach, keine Ahnung. Ich hatte schließlich einen Abschluss in Psychologie und konnte später immer noch entscheiden, womit ich langfristig meine Brötchen verdienen wollte.

Barbie Boot Camp
    »Selber packen, selber wuchten« – so lautet das Mantra eines jeden Flugbegleiters auf der Welt. Einer der verbreitetsten Irrtümer über uns ist, dass es zu unseren Aufgaben gehöre, das Handgepäck in die Ablagefächer zu hieven. Dem ist nicht so! Wir suchen gern einen freien Platz für Ihr Handgepäck und schieben natürlich auch ein paar Taschen zur Seite, um Platz zu schaffen. Wir helfen Ihnen sogar dabei, das Gepäck hochzuheben. Die Betonung liegt aber auf »helfen«. Wir machen das zu-sam-men. Als Team. Im Ernst: Sie sind ein wesentlicher Teil des Projekts »Handgepäck ins Fach«. Tut mir leid – und es tut mir leid, dass ich ständig »Tut mir leid« sagen muss –, aber bitte übernehmen Sie doch ein klein wenig Eigenverantwortung. Selber packen, selber wuchten. Und hören Sie bitte auf, mich so anzuschreien!
    Merken Sie sich auch das Folgende: Was Sie einpacken und ob Sie Ihren Koffer lieber aufgeben oder in die Maschine mitnehmen, kann enorme Auswirkungen auf Ihre Reise haben. Machen Sie es sich nicht stressiger als unbedingt nötig. Gehen Sie auf Nummer sicher und nehmen Sie sich ein Beispiel an uns: Wir sind echte Pack-Experten. Wir fliegen immer nur mit einem Rollköfferchen fürs Handgepäck und einer kleinen Tasche, selbst wenn wir mehrere Tage am Stück unterwegs sind. Zusammenrollen – das ist das große Geheimnis, wenn man Falten in den Kleidern verhindern will. Unsere anderen Tricks? Ich stelle meine Outfits immer auf der Basis meiner Schuhe zusammen – ein bequemes Paar Treter für Ausflüge und etwas Schickes fürs Abendessen oder eine Show. Unterwäsche, Socken, Bikinis und anderer Kleinkram werden zusammengeknüllt in die Schuhe gestopft. Auf diese Weise wird kein Zentimeter Platz vergeudet. Der Einfachheit halber entscheiden Sie sich am besten für schwarze Sachen, damit sind Sie stets passend gekleidet. Was ist schon schlimm daran, immer dieselben Basics zu tragen? Dafür gibt es platzsparende Accessoires wie Schals und Schmuck, die ein schlichtes Outfit in einen glamourösen, extravaganten Hingucker verwandeln können. Und wenn etwas fehlt, ist das doch die perfekte Ausrede, um ein bisschen shoppen zu gehen! Im Waschsalon am Urlaubsort lernt man automatisch Einheimische kennen. Außerdem ist das ein wunderbarer Ort, um den Reiseführer zu lesen und sich nach einem guten Restaurant umzuhören.
    Doch von all dem hatte ich keine Ahnung, als ich 1995 meine Unterschrift auf ein FedEx-Formular setzte und den offiziell aussehenden Umschlag der Airline entgegennahm. Mein Vorstellungsgespräch lag mittlerweile zwei Wochen zurück, und meine Spannung war seitdem mit jedem Tag gewachsen. Ich riss den Brief auf. »Herzlichen Glückwunsch!«, stand da. Mein Herzschlag beschleunigte sich.
    Mit dem Schreiben hieß die Airline mich im Lehrgang Nummer 23 (Nummer zwei für mich) ganz herzlich willkommen. Um den siebeneinhalbwöchigen Kurs anzutreten, sollte ich mich mit zwei Gepäckstücken – Moment mal, ich hatte mich wohl verlesen … zwei Gepäckstücke? Ich las den Satz noch einmal. Da stand es, in fetten Großbuchstaben. Die meinten das ernst. Und als wäre

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