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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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tütenweise Schaumgummi-Lockenwicklern, unzähligen Döschen Glitzer-Make-up und diversen Flaschen Buck’s Fizz ein. Ich beschloss, zu warten, bis ich mir auf dem Ball am Abend ein wenig Mut angetrunken hatte. Etwas zu spät, ich war gerade dabei, Carolines Haar zu einem Bienenkorb im Stil der sechziger Jahre hochzustecken und das Ganze mit literweise Haarspray zu fixieren, fiel mir ein, dass Ben womöglich nicht hingehen würde.
    Der Gedanke ließ mich mitten im Kämmen innehalten. »Was ist los?«, fragte Caroline. »Ich sehe aus wie in einem Film von John Waters, oder?«
    Ich war auf Autopilot geschaltet, tat so, als interessierte ich mich für mein Kleid und meine Frisur, und lächelte in die Kamera. Dabei konnte ich nur daran denken, so schnell wie möglich ins Palace Hotel zu kommen.
    Als wir eintrafen, gab es Aperitifs in einem gesichtslosen plüschigen Foyer, wo ich verzweifelt, aber erfolglos, in der Masse der schwarzen Anzüge Ausschau nach ihm hielt. Ich entdeckte zwar ein paar Freunde von Ben, konnte aber nicht feststellen, wo ihre Plätze waren – der Ballsaal, in dem für das Abendessen gedeckt war, war einfach zu groß, um jemanden ausfindig zu machen.
    Als das Essen serviert wurde, war ich überzeugt, dass er nicht mehr erscheinen würde. Also legte ich mir einen Plan zurecht: In einem unbeobachteten Moment würde ich mich davonmachen, mir ein Taxi nehmen und zu ihm fahren. Die Zeit verstrich, und es kostete mich große Beherrschung, nicht den Krabbencocktail mit einem feucht-rosa Platsch an die nächstbeste Wand zu schleudern, den Tisch umzukippen und auf meinen Stilettos über die Oxford Road davonzurennen.
    Der Limettenkuchen nach Florida-Art war bereits vertilgt, die Musik begann, und ich überlegte, wie ich am besten fliehen sollte, als er plötzlich da war. Er stand unvermittelt im Raum, als hätte er sich wie ein Fassadenkletterer an Seilen von der Decke herabgelassen. Ben im Abendanzug. Hätte man eine Kamera auf ihn gerichtet, hätte die Linse vermutlich Funken gesprüht.
    Offenbar war er eben erst gekommen, denn ein Mädchen an seinem Tisch sprang auf und fiel ihm um den Hals, was mir Magenschmerzen verursachte. Einer seiner Freunde drückte ihm ein Bier in die Hand. Ich beobachtete, wie Ben seine Fliege lockerte, sein Haar zauste und sich für seine Verspätung entschuldigte.
    Auch wenn ich mich jetzt zum Narren machen würde, ich hatte lange genug gewartet. Schnell stand ich auf und schlängelte mich zu seinem Tisch durch. »Kann ich mit dir reden?«
    Ben blickte überrascht auf und stellte sein Glas weg. Ich dachte schon, ich würde mir in aller Öffentlichkeit eine Abfuhr holen, doch mein Mut machte sich bezahlt.
    »Klar.« Er zuckte die Achseln, worauf ich ihn an der Hand nahm und zur Tanzfläche führte.
    Eigentlich wäre es seine Rolle gewesen, mir beim Ball seine Liebe zu gestehen, doch nun würde ich es sein.
    Ich sah ihn an. »Hör zu, Ben …«
    »Das versuche ich ja. Willst du hier mit mir sprechen?«
    Ich hatte geglaubt, dass wir auf der Tanzfläche unbelauscht wären. Allerdings stellte die Lautstärke ein gewisses Hindernis dar.
To the End
von Blur dröhnte aus den Lautsprechern, und noch dazu waren wir von Leuten umringt, die genug Schampus intus hatten, um aufzuspringen und aus voller Kehle mitzusingen.
    »Du hättest mir noch eine Frage stellen müssen …«
    »Wie bitte?«, formte Ben mit den Lippen und neigte den Kopf zu mir.
    »Noch eine Frage. Was meine Gefühle betrifft. Letzte Nacht! Als du wissen wolltest, ob ich Rhys noch liebe …« Ich steckte die Finger in die Ohren, um Damon Albarn auszublenden und Ben besser zu verstehen.
    »Was?« Er sah mich verwirrt an.
    »Lass uns irgendwo hingehen, wo es ruhiger ist!«, brüllte ich.
    »Gut.«
    »Es tut mir leid«, flüsterte ich mit übertriebenen Lippenbewegungen.
    Endlich gelang es Ben, wenigstens diesen Satz abzulesen. »Ich möchte dir auch etwas sagen!«, rief er und schüttelte den Kopf.
    Ein Lächeln. Er
lächelte.
Einen wundervollen Moment lang dachte ich, dass alles gut werden würde. Ich rückte näher an ihn heran, griff nach seiner Hand und spürte, wie er den Arm um mich legte. Er strich mir das Haar hinter das rechte Ohr und beugte sich ganz vor, um noch etwas hinzuzufügen. Als ich seinen heißen Atem am Hals spürte, erschauderte ich und schloss die Augen.
    Was dann geschah, schien sich in Zeitlupe abzuspielen, und es war nicht der heißersehnte, vom Glitzern einer Discokugel bespiegelte Filmkuss,

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