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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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steckte.
    »Was ist los, Ben?« Als ich mich aufsetzte, machte mich meine Nacktheit plötzlich verlegen. Ich griff nach einem Kissen und hielt es vor mich.
    »Tut mir leid, aber ich muss gehen«, sagte er, wobei seine Stimme gedämpft klang, weil sein Kopf kurz unter dem T-Shirt verschwand. »Ich hätte nicht … ich konnte nicht nein sagen … Mist …«
    »Geh nicht! Ben! Ich kapiere das nicht! Wir reden darüber. Ich komme mit auf die Reise, wenn du das willst …«
    Er hielt inne und sah mich an. »Es geht nicht darum, dass du tust, was ich will. Du musst entscheiden, was du selbst willst. Und nicht deshalb, weil das Studium zu Ende ist, wir betrunken sind und miteinander geschlafen haben oder du Streit mit Rhys hattest. Dafür bist du mir zu wichtig. Und deshalb gehe ich jetzt.«
    »Das ist nicht der Grund, weshalb es passiert ist!«
    Er bückte sich, um die Schuhe anzuziehen, und richtete sich wieder auf.
    »Erst gehst du mit mir ins Bett, und jetzt machst du die Fliege?«, versuchte ich ein letztes Mal an seine Manieren zu appellieren.
    »So ist es nicht. Aber ich kann nicht für dich entscheiden, wie es in Zukunft weitergehen soll. Auch wenn du das so gewöhnt bist.«
    »Was ich mir für die Zukunft wünsche, ist, dass du jetzt nicht gehst.«
    »Ich kann nicht, es ist nicht deine Schuld, aber ich kann nicht …« Er hielt inne und räusperte sich. »Der Gedanke, dir so nah zu sein und zu wissen, dass es eine einmalige Sache ist.«
    Er nahm seinen Geldbeutel und die Schlüssel vom Schreibtisch, und ich blickte ihm ungläubig nach, als er aus dem Schlafzimmer stürmte. Dann schnappte ich mir das Laken vom Fußboden, wickelte mich hinein wie eine griechische Statue und machte mich an die Verfolgung. Allerdings verlor ich durch das Gefummel mit dem Laken Zeit und holte ihn nicht mehr ein.
    »Ben, bitte. Geh nicht!«, schrie ich, während ich die Treppe hinunterrannte.
    Doch er ging, und ich blieb auf der Türschwelle zurück und rief seinen Namen.
    Als ich Geräusche aus Dereks Zimmer hörte, flüchtete ich nach oben. Ich hyperventilierte und begriff einfach nicht, wie sich der schönste aller Momente in so einen Alptraum hatte verwandeln können.

[home]
    55
    I ch zwinge mein überbeanspruchtes Gehirn, die verwickelten Zusammenhänge des Drogenprozesses aufzunehmen, und mache mir ausführliche Notizen, um meine abschweifenden Gedanken an harte Fakten zu fesseln. Als die Verhandlung am Nachmittag unterbrochen wird, damit die Anwälte sich beraten können, steuere ich auf den Presseraum zu. Doch ein überdurchschnittlich vergnügter Gretton stellt sich mir in den Weg.
    »Hast du sie gesehen?«
    »Wen?«
    »Clarke! Sie hatte ein Diktiergerät im Presseraum liegenlassen. Sie sagte, sie hatte noch Sachen in ihrer Wohnung und hat bei der Gelegenheit das Ding geholt. Die hat vielleicht Nerven.«
    Ein Treffen mit mir zu vermeiden war ihr noch nicht einmal so viel wert wie ein Diktiergerät. Du bist wirklich eine Nummer, Clarke. Ich wirble herum und lasse den Blick durch das Gebäude schweifen. Die Freunde und Angehörigen des Angeklagten sehen mich argwöhnisch an.
    »Sie wollte zum Bahnhof Piccadilly«, meint Gretton zu mir und schaut auf die Uhr. »Ich habe gehört, wie sie zu jemandem am Telefon gesagt hat, sie würde den Zug um Viertel vor nehmen. Wenn du dich beeilst …«
    Ich mustere Gretton. Wir wissen beide, dass das ein Köder ist. Und wir wissen auch, dass ich anbeißen werde. Ich blicke auf die Uhr.
    »Ich kümmere mich um deinen Fall, falls es weitergeht, während du weg bist. Pfadfinderehrenwort.« Gretton überkreuzt die Finger.
    Ausnahmsweise glaube ich ihm. Ich renne zur Tür hinaus, schlängle mich durch den nachmittäglichen Passantenstrom und haste in dem typischen Pendler-Laufschritt den Hang zum Bahnhof hinauf, halb Trab, halb Galopp, unterbrochen von einigen uneleganten Sprinteinlagen. Keuchend und mit Seitenstechen erreiche ich die Bahnhofshalle. Uff. Diese mangelnde Kondition, die ich noch von den Waldläufen in der Schulzeit kenne. Als ich die Tafel mit den Abfahrtszeiten studiere, entdecke ich den Zug, mit dem Zoe vermutlich fahren wird. Er steht schon da. Wenn sie bereits an der Fahrkartenkontrolle vorbei ist, habe ich Pech gehabt. Wieder schaue ich auf die Uhr. Bestimmt hat sie es sich in einem Waggon erster Klasse gemütlich gemacht und genießt die Früchte ihrer verbrecherischen Tat. Na ja, wenigstens habe ich es versucht. Um meiner eigenen Selbstachtung willen.
    Als ich mich schon

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