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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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dem Ball auf. Es war gut für uns alle.«
    »Ben.« Langjährige, aufgestaute Gefühle werden laut und schwellen an wie die sentimentalen Geigenklänge in einem Film. Ich versuche, sie zu dämpfen. »Das stimmt nicht. Du hast einen völlig falschen Eindruck.« Wie deute ich etwas an, das ich nicht aussprechen kann? Oh, nein. Werde ich etwa diese verfluchten Worte benutzen? Sieht fast so aus. »Ich … es ist kompliziert.«
    Diesmal ist es Mindys Stimme aus dem Off:
Sei stiiiill …
    »Letztlich hat mich mein Eindruck wohl doch nicht getäuscht, denn du bist bei Rhys geblieben und hast dich mit ihm verlobt.«
    Zack. Treffer. Ich öffne den Mund, aber es kommt nichts heraus. Habe ich tatsächlich gedacht, es wäre eine Erleichterung, diese Frage endlich gestellt zu bekommen? Es ist zehn Jahre zu spät, und einer von uns ist zu verheiratet, als dass es etwas anderes als eine Strafe sein könnte.
    »Ich habe versucht, dich anzurufen. Ich habe dir geschrieben. Hast du meinen Brief nicht bekommen?«
    »Ja, schon. Aber um …«, Ben hält inne und ändert offensichtlich seine Wortwahl, »… um darüber hinwegzukommen, musste ich mich zurückziehen. In deinem Brief stand nichts, was ich nicht schon gewusst hätte.«
    »Ich hatte befürchtet, dass Abi ihn liest. Du hast einmal gesagt, dass sie das manchmal tut. Ich hielt es für das Beste, ihn kurz zu halten. Er sollte eine Aufforderung sein, mich anzurufen.«
    Ben starrt in sein Glas. »Tut mir leid, wenn ich so grob war. Das hattest du nicht verdient – schließlich waren wir Freunde. Mir ging es in diesem Jahr nicht sehr gut. Was schade ist, weil ich wirklich schöne Orte besucht habe.«
    Er versucht, die Situation aufzulockern, aber dafür ist es zu spät, und ich schaffe es nicht, darauf einzugehen.
    »Tut mir leid.« Es klingt unangemessen – und ist unangemessener, als er sich vorstellen kann.
    »Oh, Gott, das ist nicht nötig.« Er schwenkt die Flüssigkeit in seinem Glas. »Ich wollte mich nicht so gekränkt anhören. Wenn ich jetzt zurückblicke, ist es mir wirklich peinlich.«
    Ich zucke zusammen.
    »Du hattest dich mit Rhys gestritten und warst sicher total durcheinander, und dann habe ich dich wegen eines One-Night-Stands verrückt gemacht. Ich meine, was auch immer deine Gründe gewesen sein mögen, wir hatten Sex, ha, also konnte ich mich wirklich nicht beschweren. Es war ohnehin erstaunlich, dass du mich hast gewähren lassen. Ich habe als Einundzwanzigjähriger wohl viel Lärm um nichts gemacht, oder? Jetzt können wir zurückblicken und darüber lachen. Na ja, ich hoffe, du lachst dich nicht gleich halb tot darüber …«
    Das trifft mich wie ein Schlag in die Magengrube. »Es war nicht Nichts.«
    Es ist nicht Nichts. Zumindest nicht für mich.
    Ben zuckt lächelnd die Schultern. »Als wir uns neulich trafen, dachte ich, Rhys würde mir gleich eine verpassen. Ich hätte es ihm nicht übel genommen.«
    »Ich habe niemandem je erzählt, was passiert ist.«
    »Zu peinlich?« Ben schneidet eine Grimasse.
    »Ich wollte, dass es unter uns bleibt.«
    »Ich habe es jemandem erzählt.«
    Mein Herz beginnt heftig zu klopfen. Oh, Gott, bitte nicht Olivia. Bitte.
    »Einem Australier, den ich eines Abends in einer Bar in Sydney kennengelernt habe. Er musste sich stundenlang mein Gejammere anhören. Er meinte, eines Tages würde ich dich wiedersehen und du würdest fünfundneunzig Kilo wiegen und deine vier Kinder anbrüllen, und ich wäre erleichtert, dass ich noch einmal davongekommen bin. Er war nicht gerade das, was man einen modernen Mann nennt.«
    »Er hatte recht – bis auf die vier Kinder. Und ein paar Kilo«, witzle ich lahm und bin total am Boden zerstört.
    »Er lag vollkommen daneben. Trotzdem, es ist gut, das alles zu begraben.«
    Was soll ich dazu sagen? Merkwürdig, dass er ausgerechnet jetzt feststellt, wie nett es ist, dass wir uns wiedersehen, wenn ich zum ersten Mal, seit ich denken kann, nicht in seiner Gegenwart sein möchte.
    »Ben …«
    Mein Telefon in der Tasche klingelt. Ich verfluche mich, dass ich es nicht auf stumm gestellt habe.
    Ich krame es heraus und sehe, dass Caroline mich anruft.
    »Hallo? Caro? Bist du das?
Schlechte Verbindung
«, forme ich lautlos mit den Lippen.
    Doch dann erkenne ich, dass es sich nicht um eine schlechte Verbindung handelt. Caroline weint.

[home]
    58
    E s klingt hohl, als ich an Carolines Holztür klopfe. Ich trete von einem Bein auf das andere. Alles, was ich am Telefon aus ihr herausbringen konnte,

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