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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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Aus meiner derzeitigen Sicht erlebt man so etwas nicht allzu oft.«
    Bestenfalls einmal im Leben, ich weiß. Ich habe mein Kontingent schon ausgeschöpft. Jetzt greife ich nach der Flasche.

[home]
    59
    D rei Wochen nach meiner Rückkehr von der Uni tauchte Rhys unangemeldet im Haus meiner Eltern auf. Ich kletterte immer noch über Kisten mit zusammengerollten Postern, Leitz-Ordnern und Töpfen und Pfannen und kämpfte gegen die leichte Depression an, die mich nach dem Abschluss des Studiums und am Anfang des Rests meines Lebens überfallen hatte.
    Mein Dad ließ ihn herein, und ihre Stimmen drangen durch das Treppenhaus zu mir herauf. Rhys führte mit Dad eine ausführliche, weit über die nötige Höflichkeit hinausgehende Unterhaltung über die Schwierigkeiten, die beim Fliesen des Gästeklos auftreten könnten. Er hatte sich immer Mühe mit ihnen gegeben, dachte ich mit verspäteter Dankbarkeit.
    »Hallo«, begrüßte mich Rhys, als er schließlich bei mir im Chaos der halb ausgepackten Kisten auftauchte. »Wie geht es dir?«
    »Gut, danke.« Ich war überrascht und erfreut, ihn zu sehen. Ich dachte, wir hätten am Abend des Balls die Dinge zwischen uns klargestellt – nicht bitter ausgefochten, nur klargestellt.
    Ich hatte mich mit ihm am Rand des lichtgesprenkelten Tanzbodens niedergelassen und ihm erklärt, warum ich sein Kommen sehr zu schätzen wusste, dass es aber grundlegend nichts änderte. Den Teil, dass ich mich in einen anderen verliebt und mit ihm geschlafen hatte, ließ ich aus. Das wäre unnötig grausam gewesen. Und ganz abgesehen davon übereilt. Er nahm es recht gut auf, obwohl er kleinlaut erklärte, dass er auf dem Weg zum Palace schon ein Bier getrunken hatte, ganz gern noch eines trinken würde und dann nicht mehr fahren sollte. Würde es mir etwas ausmachen, ihn auf meinem Fußboden schlafen zu lassen? Ich hatte das starke Bedürfnis, nach Ben zu suchen, ignorierte aber meinen Instinkt, ihm nachzulaufen, und beschloss, alles ordnungsgemäß zu erledigen. Morgen war auch noch ein Tag. Also sagte ich ja.
    »Wie geht es dir?«, erkundigte ich mich, als Rhys hartnäckig an der Tür herumlungerte.
    »Gut.«
    »Möchtest du einen Tee? Wenn ich mit diesem Regal fertig bin?« Ich hatte ungefähr die Hälfte meiner Bücher ausgepackt. »Meine Mum kocht wahrscheinlich ohnehin schon einen.«
    Rhys betrat mein Zimmer und schob die Tür hinter sich zu, bis sie mit einem Klicken einrastete. »Ich habe über einige Dinge nachgedacht, die du gesagt hast. Auch darüber, dass ich dich als selbstverständlich betrachtet habe. Ich schätze, du hattest recht.«
    Ich nickte, nicht sicher, wie ich darauf reagieren sollte.
    »Was hast du jetzt vor?«, erkundigte sich Rhys und entdeckte eine Kiste, die noch ausreichend gefüllt war, um sich darauf niederlassen zu können.
    »Ich werde die Journalistenschule besuchen und dann nach Manchester zurückgehen. Und mich um einen Job bei der Lokalzeitung bewerben.«
    »Tatsächlich?«
    »Manche meiner Freunde scheinen auch dort zu bleiben.«
    »Wenn du uns eine zweite Chance geben willst, komme ich mit dir.«
    »Was? Und was ist mit der Band?«
    Rhys scharrte mit den Füßen. »Ed will nach London ziehen. Aber selbst falls er das nicht tut, scheint es dem Ende zuzugehen. Außerdem könnte ich zu den Proben jederzeit herkommen.«
    »Das würdest du für mich tun? Ich hatte nicht den Eindruck, dass dir Manchester gefällt.«
    »Ach, ich habe mich daran gewöhnt und finde so langsam Gefallen daran. Also, was sagst du? Ein Neuanfang. Gleichberechtigte Partner. Eine streng getrennte Wohngemeinschaft, falls du darauf bestehst. Und hin und wieder meine Makkaroni mit Käse, wenn du brav bist.« Rhys grinste.
    Er war unbestreitbar anziehend mit seinem teerschwarzen Haarschopf, der schwarzen Jeansjacke und dem neu entdeckten Bemühen um meine Anerkennung. Eine willkommene Trophäe zwischen den Überresten meines mit Blümchenmustern und Himmelbett bestückten Kinderzimmers.
    Ich dachte darüber nach. Und ich dachte an eine andere Person, die, wie ich am Tag zuvor festgestellt hatte, das Land verlassen hatte, ohne sich von mir zu verabschieden. Der Abend vor dem Abschlussball war nur noch ein traumähnliches, unwirkliches Ereignis. Vielleicht war es, wie Ben gesagt hatte: ein Moment des Wahnsinns, so wie Politiker ihn erleben, starke Emotionen und große Hoffnungen, aber nicht das wahre Leben. Möglicherweise hatte er begriffen, dass seine Leidenschaft für mich nur in der Angst vor

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