Wir in drei Worten
Allergien leidet und von mir ihm Stillen Allergen genannt wird. Sie blickt finster auf die Brötchen, als wären sie mit tödlichem Gas gefüllte Weizengranaten, und beklagt sich über jedes Detail der Veranstaltung, bis ich beschließe, die schwedischen Grundbegriffe auszuprobieren, die ich von den Köchen der Muppet Show gelernt habe.
Als nach den Reden getanzt wird, gehe ich zu meinen Eltern zum Central Park hinüber (»zum Grasen auf die Weide geführt«, meint mein Dad) und bleibe dort, als der Tisch sich leert und sich alle um das Buffet mit den Nachspeisen scharen. Ich bin allein mit den Überresten der Essensschlacht, den pinkfarbenen Flecken auf dem Tischtuch, den Eiskübeln voll Wasser und den zerknüllten Servietten. Der Tisch liegt weit genug entfernt von der Tanzfläche, dass niemand auf die Idee kommen kann, dass ich darauf warte, aufgefordert zu werden, und nahe genug, um nicht ungesellig zu erscheinen. Ich beschäftige mich mit meinem Mobiltelefon und denke, dass dieses Ding ein Geschenk des Himmels für verunsicherte Singles ist. Da kommt eine SMS von Mindy.
Caroline hier. Muss mit ihr beschissenen Film mit Kevin Spacy [sic] anschauen. Keiner der guten, wo er einen Psücho [sic] spielt irgendwas Langweiliges mit Booten. Der Bootsucher. Wie läufts auf der Hochzeit? Finden alle dein Kleid toll?
Ich werde, während ich meine Antwort schreibe (
Nicht alle … stell dir vor …)
unterbrochen – Ben steht, beide Hände auf die Lehne eines goldfarbenen Bankettstuhls vom Partyverleih gestützt, vor mir. Sein Jackett ist offen, seine Krawatte gelockert.
»Darf ich bitten?«
»Oh, nein, mir geht es gut …«
»Komm schon, steh auf. Ich lasse mir keinen Korb von jemandem geben, der allein rumsitzt und wie ein schmollender Teenager mit dem Handy spielt.«
Ich fahre meine Krallen aus. »Tut mir leid, dass ich nicht gesellig genug für dich bin. Aber ich brauche dein Mitleid nicht.«
Ben verzieht verletzt das Gesicht. Zu spät begreife ich, dass er mich nicht verspotten wollte und keine Ahnung hat, wie beschissen ich mich fühle.
»Was soll das heißen? Warum sollte ich dich bemitleiden?«
Diese Frage kann ich nicht beantworten, ohne mich noch lächerlicher zu machen.
»Komm schon«, versucht er mich zu überreden.
Ich lächle widerwillig, und er grinst breit, als ich aufstehe. Der Sänger der Hochzeitsband ist in den Vierzigern und sieht mit seiner grau-blonden, pomadigen Schmalzlocke aus wie ein abgehalfterter Robert Palmer. Er singt sich selbstbewusst und klangvoll durch das Gesamtwerk der Beatles. Eine mehrfarbige Lichtanlage wirft violette, grüne und blaue Lichtstrahlen auf den Schachbrettboden, und über unseren Köpfen schimmert ein mit winzigen Sternen verzierter Baldachin. Nein, das würde Rhys nicht gutheißen.
»Müssen wir das auch tun?«, frage ich und deute auf die Pärchen, die sich zu dem Song
Something,
eine Hand auf die Hüfte und einen Arm um die Schulter des Tanzpartners gelegt, über die Tanzfläche schieben.
»Entweder das, oder wir sorgen für genügend Freiraum in der Mitte und verkünden unsere Absicht, einen Breakdance hinzulegen. Ganz, wie du willst. Du bist Run DMC , und ich bin Jason Nevins.«
»Ist das nicht etwas, wozu deine Frau vertraglich verpflichtet ist?«
»Simon hat sie in Beschlag genommen.« Ben verdreht die Augen und deutet mit einer Kopfbewegung auf die beiden, die sich glücklicherweise auf der anderen Seite der Tanzfläche befinden.
»Warte, schwitzige Hände«, sage ich und wische sie rasch an meinem Kleid ab, als Ben mir seine Hand entgegenstreckt. »Mach dich bereit für Miss Stocksteif.«
Eigentlich albere ich nur herum, um die Anspannung zu überspielen, die ich bei der Aussicht auf die körperliche Nähe empfinde. Auf der Tanzfläche reiche ich Ben meine rechte Hand. Er legt seine rechte Hand leicht auf meinen Rücken, und ich lege meine linke auf seine Schulter. Mit der Beherrschung einer Primaballerina halte ich den Rest meines Körpers fern von ihm.
»Warum bist du gerade so ausgerastet?«, sagt Ben leise, aber deutlich in mein rechtes Ohr.
Im Halbdunkel können wir uns unterhalten, ohne dass sich irgendjemand sicher sein kann, dass wir tatsächlich miteinander reden, wie Spione, die sich hinter vorgehaltenen Zeitungen auf einer Parkbank austauschen.
»Der Tag ist nicht ganz einfach für mich. Meine Eltern haben mit zwei Festen gerechnet, und dieses sollte der Auftakt zu meiner Hochzeit sein.«
»Ah, verstehe. Tut mir leid. Ich hatte
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