Wir in drei Worten
setzen uns für das Ehegelübde. Ich spähe zwischen Turmfrisuren und einem Wald aus bonbonfarbenen Damenhüten hindurch und betrachte den gutaussehenden Mann näher. Also gut, ich bin eine traurige Monomanin, aber von hinten besteht wirklich eine verblüffende Ähnlichkeit. Vor allem, da sich der Ben-Klon in Begleitung einer blonden Frau mit dem gleichen Haarschnitt wie Olivia befindet.
Einen Moment. Verdammt, mein Leben ist tatsächlich eine schwarze Komödie … Ist das
Simon?
In diesem Fall sind das römische Profil und der hochmütige Gesichtsausdruck unverkennbar. Das Ganze ist so unwirklich, dass ich beinahe damit rechne, dass der Pfarrer seine Soutane abwirft und mit glitzernden Pasties und einem G-String bekleidet vor uns steht, bevor ich in Rupas Bett aufwache, weil der Wecker klingelt.
Ich drehe die Gottesdienstordnung in meinen zitternden Händen und versuche herauszufinden, wie um alles in der Welt das möglich sein kann. Während der wortgewandte, bebrillte Trauzeuge eine Bibelstelle über die Liebe, die nicht eifert und sich nicht bläht, vorträgt, durchforste ich verzweifelt mein Hirn nach einer Verbindung. Samantha ist keine Anwältin … Vielleicht kennen sie Tom? Nein, das kann nicht sein, denn sie sitzen wie wir auf den Kirchenbänken der Brautseite. Die Platzanweiser haben das alles mit militärischer Präzision unter Kontrolle gebracht, zweifellos in dem Versuch, sich damit wieder ein wenig männliche Würde zu erkämpfen.
Wir sehen zu, wie das frischvermählte Paar den Mittelgang hinunterschreitet, und ich drehe mich um hundertachtzig Grad, in der Hoffnung, mit niemandem aus der Gruppe vor mir Blickkontakt zu haben. Die vorderen Reihen leeren sich vor unseren, und ich gebe vor, in den Tiefen meiner winzigen Clutch nach etwas zu suchen, als sie vorbeigehen. Neugieriges Gemurmel sagt mir, dass sie mich entdeckt haben.
Nachdem wir quälend langsam im Gänsemarsch nach draußen geschlurft sind, verschwinden meine Eltern, um den Eltern der Brautleute zu gratulieren, und ich frage mich, wie es mir am besten gelingen kann, mich als freies, selbstbewusstes Individuum zu präsentieren, das ein erfolgreiches, selbstbestimmtes Leben führt.
Hm, scheiß drauf. Ich wäge kurz meine Möglichkeiten ab. Ist es ein großer Affront, wenn man nach dem Gottesdienst und noch vor der Feier verschwindet? Ich könnte behaupten, dass mich mein Kummer überwältigt hat. Ich könnte die hochhackigen Schuhe ausziehen, durch das Dorf laufen und versuchen, ein Taxi zu bekommen. Nur der Gedanke daran, was ich damit meinen Eltern antun würde, hält mich ab.
Jemand tippt mir auf die Schulter, und vor mir steht Ben, lächelnd, aber ein wenig nervös. Er trägt einen schmalgeschnittenen dunkelgrauen Wollanzug mit weißem Hemd und schwarzer Krawatte. So wie er aussieht, gehört er auf eine dieser aufklappbaren Beilagen von
Vanity Fair,
wo sich vielversprechende Jungschauspieler auf Stufenleitern präsentieren.
»Zehn Jahre sehe ich dich gar nicht, und nun tauchst du plötzlich überall auf?«
»Oh, mein Gott«, lache ich und täusche zum zweiten Mal in der jüngeren Vergangenheit Erstaunen vor. »Was um alles in der Welt …?«
»Kennst du Sam? Oder Tom?«
»Samantha. Wir waren in unserer Kindheit Nachbarn. Du?«
»Liv hat in Exeter mit ihr studiert.«
»Ich wusste gar nicht, dass Samantha Jura studiert hat.«
»Nur ein Jahr lang. Dann hat sie zu Mathe oder irgendeinem anderen Spaßbremsenfach gewechselt.« Er hält kurz inne. »Simon hat auch da studiert. Er ist ebenfalls hier.«
»Großartig!« Mein sarkastischer Ton entlockt ihm ein mitfühlendes Lächeln.
Die Gäste steuern in Zweierreihen auf das Festzelt zu, und ich nehme an, Ben wird zur Persona non grata, wenn er auf mich wartet.
»Sieht so aus, als gehen wir alle zum nächsten Teil über«, meint er. »Wir sehen uns später.«
»Ganz sicher«, erwidere ich und wünsche mir das Gegenteil.
Als er davonschlendert, widerstehe ich dem Drang, wie Basil Fawlty dem Gotteshaus, das wir soeben verlassen haben, die Faust entgegenzurecken: Danke, Gott, herzlichen Dank auch. Ist es nicht genug, dass ich mich durch dieses Hochzeitsfest quälen muss? Müssen denn auch noch Ben, Bens Frau und mein Todfeind dabei sein?
»Meine Güte, das ist doch wirklich die Höhe«, zischt meine Mum, als sie und mein Dad sich wieder zu mir gesellen.
Mein Dad hat seine Alle-Schotten-dicht-Miene aufgesetzt.
»Was?«
»Barbara trägt den gleichen Kopfschmuck mit der Pfauenfeder,
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