Wir in drei Worten
befürchtet, es wäre vielleicht wegen Simon.«
»Nein, obwohl das die Sache nicht gerade besser macht.«
Wir drehen uns ein paarmal, bevor Ben hinzufügt: »Wenn du so traurig aussiehst, macht mich das auch traurig. Das Mädchen, das ich an der Uni kannte, hat immer gelacht.«
»Das war, weil sie zehn bis dreizehn Jahre jünger war.«
»Oh, fang nicht mit diesem Mist übers Altwerden an. Wenn du nicht gerade eine SMS schreibst, bist du immer noch die gleiche Stimmungskanone wie früher.«
Ich murmle einen Dank.
»Tut mir leid, ich schwitze auch«, sagt er und lässt kurz meine Hand los, um sich sein feuchtes und verführerisch halbdurchsichtiges Hemd von der Brust zu ziehen.
Es ist tatsächlich schwer zu ertragen, aber nicht so, wie er denkt. Es ist ein Angriff auf meine Sinne – der nicht unangenehme, maskuline Körpergeruch, der Körperkontakt, das Flüstern in mein Ohr, die Freundlichkeit und Dankbarkeit und das Wort »Lover«, das von der Bühne kommt.
Um mich abzulenken und nachdem Ben auch ganz offen war, beschließe ich, mich entspannt zu geben. »Übrigens, das peinliche Busengefummel von vorhin tut mir leid.«
»Oh, ja. Ha. Es ist nicht deine Schuld, wenn sie Beachtung finden. Du kannst sie ja schlecht zu Hause lassen.«
Ich lache.
Ben weicht ein Stück zurück, so dass ich sein Pokerface sehen kann. »Ich meine damit natürlich deine Eltern.«
»Natürlich.« Ich lache wieder. Und weil ich ein bisschen beschwipst und bedürftig bin, sage ich: »Wir
unscheinbaren
Frauen müssen eben irgendetwas tun, um Beachtung zu finden.«
Ben macht erneut einen Schritt zurück, dieses Mal, um mich forschend anzusehen und herauszufinden, ob ich ihn tatsächlich zitiere. Ich senke den Blick und starre auf unsere Füße.
Er greift wieder nach meiner Hand und legt seine Finger fester um meine. »Kennst du die aktualisierte Definition von ›unscheinbar‹ im Oxford Advanced Learner’s Dictionary?«
»Nein.«
»Es bedeutet, dass man es vermeidet, Details über eine attraktive Frau zu verraten, wenn die Ehefrau sich danach erkundigt. Buchstäblich keine Beschreibung.«
»Ah.« Ich lächle und beiße mir auf die Lippe.
»Jetzt weißt du es.«
»Es ist immer hilfreich, den Fachjargon zu beherrschen.«
Der Song ist vorbei, und der Sänger verkündet: »Danke, Leute. Und jetzt eine Nummer, die ihr sicher kennt:
Toadall Eclipse of the Hard.
«
»Oh, ich
liebe
›Toadall Eclipse of the Hard‹.« Ben imitiert den amerikanischen Akzent, und als wir uns lachend aneinanderlehnen, spüre ich, wie sein Körper bebt.
Auf der anderen Seite der Tanzfläche sind Olivia und Simon in ein ernstes Gespräch vertieft. Wie kann man diese Ansage nicht lustig finden?
»Wir werden diesen Tanzwettbewerb gegen meine Frau und Simon nie gewinnen, wenn wir nicht ein wenig Gas geben«, erklärt Ben, zieht meine Hand mit seiner nach oben und deutet nach links, um eine Drehung zum Refrain
turn around
anzukündigen.
Ich drehe mich gehorsam nach links und dann nach rechts, und als der Song Fahrt aufnimmt, kippt Ben mich leicht nach hinten und zieht mich wieder hoch.
»Ich wäre beinahe aus meinem Kleid gefallen«, keuche ich, als wir wieder die Walzerstellung einnehmen, uns dabei aber fast umarmen, weil ich meinen Arm um ihn legen muss, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
»Dann würden wir sicher gewinnen«, flüstert Ben mir zu.
Ich schaue ihn verblüfft an, und er schenkt mir ein schuldbewusstes, aber leicht laszives Lächeln. Beschwipst, wie ich bin, erröte ich. Ich lege meinen Kopf an seine Schulter, damit wir uns nicht mehr anschauen müssen. Das ist einfach zu viel. Ich muss diese Stimmung zerstören, so wie ich es beim Entenfüttern getan habe. In wenigen Minuten wird er wieder bei seiner Frau sein, und ich werde zu meinem Stuhl am Central Park zurückkehren, und damit werde ich klarkommen müssen.
Der Gedanke, dir so nah zu sein und zu wissen, dass es eine einmalige Sache ist.
Ich werfe einen Blick zu Simon und Olivia hinüber, und Simon schaut uns über Olivias sonnengebräunte Schulter direkt an. Seine Miene wirkt böse und gleichzeitig auf beunruhigende Weise zufrieden.
Ben wird von einer schicken Brautjungfer in Beschlag genommen, aus deren zerzaustem Haarknoten verwelkte Fresienzweige in alle Richtungen ragen, als hätte man sie rückwärts durch einen Blumenladen geschleift. Ich entschuldige mich und gehe im Dunkeln über den Rasen zu den Toiletten. In der kühlen Luft bekomme ich Gänsehaut, die laute
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