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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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Tête-à-Tête als wie ein Streit zwischen zwei Leuten, die eine Rechnung miteinander zu begleichen haben. Ich beobachte sie eine Weile, kann aber kein einziges Wort ihrer Unterhaltung verstehen. Mindy legt ihre Arme versöhnlich um Ivors Hals, und ich juble beinahe laut auf. Sie lösen sich nicht voneinander.
    Ich starre in ungläubiger Begeisterung, bis mir auffällt, dass ich ein schamloser Voyeur bin und womöglich alles kaputt mache, wenn sie mich entdecken. Ich haste zurück in die Wohnung und stoße mit Caroline zusammen, die gerade ihre Jacke anzieht.
    »Wo willst du hin?«, frage ich atemlos.
    »Du hast recht, ich sollte mich bei ihnen entschuldigen. Das war unnötig grausam. Ich werde ihnen sagen, dass ich etwas neben mir stehe, wegen Graeme, dann werden sie Mitleid haben und mir verzeihen.«
    »Also gut.« Ich genieße diesen Augenblick über alle Maßen. »Wenn du es schaffst, die beiden voneinander zu trennen, sag ihnen, dass du dich geirrt hast.«
    »Sie prügeln sich?«, fragt Caroline entsetzt.

[home]
    66
    E s passt nicht zu Ben, sich nicht zu verabschieden, aber mir ist klar, dass er möglicherweise gar keine Wahl hat. An einem Freitag ruft er mich plötzlich in der Arbeit an. Es ist Ende des Monats, das Gehalt frisch auf den Konten und die Sonne verwöhnt die Stadt mit ein paar Strahlen. Spätestens um halb fünf werden die winzigen Biergärten vor den Pubs brechend voll sein.
    »Könnten wir uns kurz treffen?«, fragt Ben ein wenig schroff und verlegen. »Ich möchte dir am Freitagabend nicht allzu viel von deiner Zeit stehlen, aber wie wäre es nach der Arbeit an den Stufen vorm Rathaus?«
    Ich verstehe. Neutrales Terrain, um es nicht nach einem Date aussehen zu lassen.
    Auf dem Albert Square vor dem Rathaus ist ein französischer Markt mit vielen Ständen mit gelb-weiß gestreiften Markisen, riesigen Käserädern, mehlbestäubten Dauerwürsten und Holzfässern mit Knoblauch und Zwiebeln aufgebaut. Vor einem nicht gerade typisch französischen Eiswagen, der die Gunst der Stunde nutzt, drängen sich etliche Kunden.
    Ben wartet auf mich, eine Hand in der Tasche, die andere um den Griff des Aktenkoffers gelegt. Er trägt einen dunklen Anzug und braune Schuhe, wirkt angemessen beklommen und sieht wieder einmal großartig aus – quälend für jemanden wie mich, der ihn wohl nie mehr zu Gesicht bekommen wird. Wie schafft er es nur, im Laufe der Zeit immer besser auszusehen? Ich würde am liebsten einem vorbeilaufenden Kind das Eis aus der Hand reißen und es an meinen Puls drücken, um mein Blut zu kühlen.
    »Hi«, begrüße ich ihn.
»Sacre bleu!«
    »Hallo.
Merde.
Das habe ich ja großartig geplant.«
    Wir schauen uns freundlich, aber ein wenig hilflos an. Ein Gesprächsthema muss her.
    »Hübsche Schuhe.« Ich deute nach unten. Achtung Schleimspur, Rachel. »Mein Dad sagt immer, nur Gauner tragen braune Schuhe zur Arbeit.«
    Und noch eine umwerfend brillante Bemerkung.
    Glücklicherweise lacht Ben.
    »Lustig, dass du das sagst. Man muss für alles offen sein. Hast du jemals vom Ponzi-Trick gehört?« Er gibt vor, die Verschlüsse seiner Aktentasche aufzuklappen.
    Wir lachen, dann folgt wieder Schweigen.
    »Äh, du kannst dir wohl denken, worüber ich mit dir sprechen will«, sagt Ben schließlich.
    Ich nicke nervös. »Mehr oder weniger.«
    Auf der anderen Seite des Platzes ertönt ein Akkordeon, und jemand singt mit kehliger Stimme einen Song von Edith Piaf.
Non, je ne regrette rien …
Ich bedauere allerdings einiges.
    »Kennst du St. John’s Gardens? Teil zwei von Bens Park- und Grünflächenführung.«
    »Ich glaube schon … geh du voran.«
    Als wir die Deansgate hinuntergehen, erfährt Ben mehr über den Straftatbestand »Drogenbesitz mit der Absicht, diesen zu veräußern«, als er jemals wissen wollte, und ich höre mir einige Meinungen über die Kürzung der Prozesskostenhilfe an.
    »Das ist wunderschön«, stelle ich fest, als wir St. John’s, eine grüne Oase hinter dem Castlefield Museum, erreichen.
    »Ja. Ich glaube, es war früher einmal ein Kirchhof.«
    Vielleicht geht Ben in seiner Mittagspause oft spazieren, weil er über so viel nachdenken muss?
    St. John’s ist jetzt zur Happy Hour angenehm menschenleer. Wir setzen uns auf eine der Bänke, die im Kreis um das Gedenkkreuz angeordnet sind.
    Ben stellt seinen Aktenkoffer ab. »Ich habe dich bei der Hochzeit nicht gehen sehen …«
    »Nein. Ich, äh, hielt es für das Beste, rasch zu verschwinden.«
    »Es tut mir sehr

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