Wir in drei Worten
die Stirn.
»Ich habe in den vergangenen zehn Jahren so oft an dich gedacht. Mit keinem anderen habe ich je wieder erlebt, was wir beide miteinander hatten. Ich weiß nicht, warum ich dich damals nicht von meinen Gefühlen überzeugen konnte. Wenn du dir jetzt nicht sicher bist, ob du wirklich von hier weggehen willst, dann solltest du wissen, dass ich dich immer noch liebe. Ich liebe dich, Ben.«
Meine Worte hängen zwischen uns, und ich kann kaum glauben, dass ich sie ausgesprochen habe.
Ben kneift die Augen zusammen. »Das ist ein Scherz, oder? Du nimmst mich auf den Arm, richtig? Das ist wirklich geschmacklos.«
»Ich meine es ernst. Du musst doch wissen, dass ich über so etwas keine Witze mache.«
Er starrt mich an. Bevor er zum Sprechen ansetzt, atmet er tief ein, so als müsse er eine schwere Last stemmen. »Liv hat es mir prophezeit. Sie hat gesagt, ich hätte jemanden in unser Leben gelassen, der versuchen würde, uns auseinanderzubringen. Ich habe ihr gesagt, das sei paranoid und lächerlich, und habe dich und deine guten Absichten vehement verteidigt. Und eben noch entschuldige ich mich bei dir und kritisiere ihr Verhalten. Willst du mir also sagen, dass sie die ganze Zeit recht hatte?«
»Ich habe nicht versucht, euch auseinanderzubringen.«
»Warum sagst du mir dann, dass du mich liebst? Was soll ich jetzt tun?«, stößt Ben hervor. »Warum hast du überhaupt nach mir gesucht?«
»Ich … ich konnte nicht anders.«
Er hält inne und wirkt eine Weile wie blockiert, als gäbe es so viele Dinge, die er mir entgegenschleudern will, dass er sie erst nach ihrer Dringlichkeit sortieren muss.
»Ich fass es nicht. Kein Wunder, dass meine Frau davongelaufen ist. Hältst du mich wirklich für einen Mann, der die unbedeutende Tatsache, dass er verheiratet ist, mal eben zur Seite schiebt? Glaubst du, ich denk mir, okay, sie ist im Süden, während ich noch eine Weile hier bin, dann kann ich ja die Gelegenheit für eine Affäre nützen?«
»Nein! Ich habe nicht von einer Affäre gesprochen.«
»Wovon dann?« Ben starrt mich an. »Ich bin verheiratet und habe vor, es zu bleiben.«
Ich schlucke und sacke zusammen, als hätte man mich angeschossen. »Okay.«
»Das mit dir und Rhys tut mir leid. Du bist im Augenblick nicht du selbst, das verstehe ich. Aber wenn ich geahnt hätte, dass du das hier in irgendeiner Weise für …«, er sucht nach dem richtigen Ausdruck, »… eine
Liebesgeschichte
hältst, wäre ich meilenweit gerannt. Meine Güte, welchen Eindruck habe ich dir denn vermittelt?«
Ich fühle mich so erniedrigt, dass ich kurz davor bin, mich vorzubeugen und ins Gebüsch zu kotzen. »Es ist nicht deine Schuld. Du hast gesagt, dass Liv fort ist, und da …« Ich verstumme.
Seine entsetzte Miene verrät mir seine Gedanken so deutlich, als würden sie in Rupas Goldlettern an einer Wand vor mir prangen.
Wie kommst du auf den Gedanken, ich wäre an dir interessiert, wenn ich nicht verheiratet wäre?
Ich hätte es wissen müssen. Meine Erinnerungen waren so kostbar, also habe ich die Möglichkeit einfach verdrängt, dass Bens damaliges Interesse nur ein Störimpuls in Zeit und Raum gewesen sein könnte, ein Ausnahmezustand, eine jugendliche Torheit, auf die man später zurückblickt, so wie man den Kopf darüber schüttelt, Lambrini in die Drinks gemixt und MC -Hammer-Hosen getragen zu haben. Ich habe mich der Fantasie hingegeben, dass ihn seine Ehe mit Olivia davon abgehalten hat, mit mir zusammen zu sein. Das hat sich nun auch zerschlagen.
Ben räuspert sich. »Du willst mich sowieso nicht. Du bist nur durcheinander wegen der Trennung von Rhys. Tatsächlich waren wir schon einmal in dieser Situation. Ein verdammtes Déjà-vu.«
»Nein!«, protestiere ich. »Er ist auf dem Ball aufgetaucht, und du bist verschwunden.«
»Ich wollte keine Szene provozieren, indem ich daneben stehen blieb. Und ich dachte, du hättest deine Wahl getroffen. Auf ein Duell war ich nicht scharf.«
Ich ringe nach Luft, um weitersprechen zu können. »Ich hatte keine Chance, mich für dich zu entscheiden. Du bist einfach gegangen. Ich habe es nicht über mich gebracht, Rhys dort stehen zu lassen. Er hatte etwas Besseres verdient.«
»Sogar eine Nacht mit dir?«
»Was?«
»Ich bin ganz früh am nächsten Tag zu deinem Haus gegangen. Sein Wagen stand vor der Tür.«
»Ja, er hat bei mir übernachtet – auf dem Fußboden. Ich konnte ihn schlecht auf die Straße setzen. Wir haben geredet, er hat eine Weile
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