Wir in drei Worten
wäre ein ziemlicher Aufwand, wenn er die größeren Möbelstücke ersetzen müsste. Er könnte dir ein bisschen Geld dafür geben, und du kannst dir dann Sachen kaufen, die dorthin passen, wo du letztlich landest. Oder du verkaufst alles selbst und kaufst dir stattdessen irgendein ganz tolles Designerstück wie zum Beispiel eine Liege von Eames oder einen Schalensessel von Conrad!«
Das Mindy-Paradox: Sinn und Unsinn teilen sich ein Doppelzimmer – oder sogar ein Bett, wie Morecambe und der nicht ganz so weise Wise.
»Das wäre eine Möglichkeit. Es kommt darauf an, wie sehr Rhys darauf erpicht ist, mich loszuwerden, oder ob der Wunsch überwiegt, mir das Leben schwerzumachen. Ich kann es gerade nicht einschätzen.«
»Ich kann mit ihm reden, wenn du willst.«
»Danke, aber ich versuche es zuerst lieber selbst.«
Wir gehen zum Fenster, und die Dächer der Stadt breiten sich vor uns aus. In der Abenddämmerung blitzen nach und nach Lichter auf.
»Es ist so glamourös«, seufzt Mindy.
»Vielleicht ein wenig zu glamourös für mich.«
»Typisch Rachel. Versuch, dir nicht wieder einmal etwas auszureden, das gut für dich sein könnte.«
»Tu ich das denn?«
»Ein wenig schon.« Mindy legt einen Arm um mich. »Du brauchst einen Tapetenwechsel.«
Ich lege ebenfalls den Arm um sie. »Danke. Was für eine Aussicht.«
Wir schauen eine Weile schweigend aus dem Fenster.
Ich deute nach draußen. »Warte mal, ist das …?«
»Was?« Mindy blinzelt.
»… Swansea?«
»Du kannst mich mal.«
[home]
8
M indy muss nach Hause, um ein Meeting am nächsten Tag vorzubereiten, also verabschieden wir uns vor der Wohnung. Ich gehe zur Bushaltestelle, aber plötzlich tragen mich meine Füße in Richtung Bibliothek. Als ich vor ein paar Tagen bei Waterstones in den Büchern stöberte, kam mir in den Sinn, dass ich mich regelmäßig in der Bibliothek aufhalten könnte, wenn ich beschließen würde, Italienisch zu lernen. Ich könnte mich dort auf die Abendkurse vorbereiten, für die ich mich ganz bestimmt bald einschreiben würde. Und wenn ich dann Ben begegnen würde, wäre das reiner Zufall. Schicksal eben, dem ich einen winzigen Schubs in die richtige Richtung gegeben hätte.
Während ich mich dem Gebäude nähere, richte ich mich auf und werde um einige Zentimeter größer. Ich versuche, weder nach links noch nach rechts zu schauen, als ich hineingehe, aber ich kann es nicht lassen und blicke mich verstohlen wie ein Kleinkrimineller auf Beutezug nach allen Seiten um. In der Zentralbibliothek herrscht eine ehrfürchtige Atmosphäre – der Ort ist so still und durchgeistigt, dass der eigene IQ allein durch das Betreten um ein paar Punkte nach oben schnellt.
Ich packe meine
Buongiorno Italia!-
Bücher aus, die ich zufällig dabeihabe, und komme mir ausgesprochen lächerlich vor. Okay, los geht’s … Wow, für eine romantische Sprache ist das viel mehr Arbeit, als ich dachte. Nach zehn Minuten intransitiver Verben fühle ich mich selbst ein wenig intransitiv. Also schnell weiter zum geselligeren Teil: Wie man ein Hotelzimmer bucht … Wie man sich vorstellt … Und schon schweifen meine Gedanken wieder ab.
Ben klopfte frisch und fröhlich am ersten Vorlesungstag an meine Tür, allerdings nicht früh genug, um Caroline zuvorzukommen, für die selbst eine Lerche ein gefiederter Tagedieb ist. Ich trug gerade mit einem großen Pinsel Rouge mit einer Schattierung zwischen schottischem Heidekraut und englischem Sonnenbrand auf und zog dabei vor dem kleinen, mit einem Nagel über dem Waschbecken befestigten Spiegel eine Grimasse. Caroline streckte ihre Flamingobeine auf meinem Bett aus und balancierte eine bis obenhin mit Tee gefüllte Suppentasse in den Händen. Ich hatte erleichtert festgestellt, dass es sich bei den Mädchen im Wohnheim nicht um die geistig unterbelichteten, sexerfahrenen Partymäuse meiner Alpträume handelte, sondern um andere nervöse, heimwehkranke und aufgeregte Teenager, die wie ich mit Trostpaketen von zu Hause hier abgesetzt worden waren.
»Wer kommt nachher hier vorbei?«, fragte Caroline.
»Jemand aus meinem Kurs. Er hat mir meinen Ausweis gegeben.«
»Er? Ist er nett?«
»Ja, er scheint recht nett zu sein«, erwiderte ich, ohne darüber nachzudenken.
»
Nett-
nett?«
Ich überlegte, ob ich mich ihr anvertrauen sollte. Wir waren erst seit einer Woche befreundet, und obwohl sie in Ordnung zu sein schien, wollte ich mir ersparen, dass sie plötzlich durch die Gegend jodelte:
Meine
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