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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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sich nicht daran, wann genau sie begonnen haben. In diesem Moment aber klickte es, und ich wusste, dass wir uns nicht höflich voneinander verabschieden würden, sobald wir uns angemeldet und die Stundenpläne abgeschrieben hätten.
    Ich konzentrierte mich wieder auf die Karte, und als ich mich vorbeugte, roch ich einen Hauch von Zitrone von der Seife, mit der er sich gewaschen hatte.
    Ich deutete zuversichtlich auf ein Fenster. »Dort. Zimmer C  11 .«
    Unnötig zu erwähnen, dass ich mich irrte und wir zu spät kamen.

[home]
    9
    M eine Hoffnung ist aus mir herausgesickert und hat eine Pfütze um meine Füße gebildet, bevor sie verdunstet und durch das Dach der Zentralbibliothek gestiegen ist. Nun schwebt sie als Teil der Wolke aus geballtem menschlichem Elend in der Erdatmosphäre. Kein Ben, nur der unübersehbare Beweis, wie sehr ich mir wünsche, ihn zu sehen. Bei genauerer Überlegung bin ich mir nicht einmal sicher, ob Caroline sich nicht vielleicht getäuscht hat. Sie trägt Kontaktlinsen, und wie ältere Leute hat sie jetzt schon Schwierigkeiten, Mädchen von Jungs zu unterscheiden, wenn sie aus der Gothicszene kommen.
    Falls Ben tatsächlich hier war, dann sicher nur für eine Stippvisite, um irgendetwas nachzuschlagen. Nun ist er zurück in seinem hübsch eingerichteten Heim, weit, weit weg. Er stellt den Aktenkoffer von Paul Smith in einem schwarz-weiß gefliesten Flur ab, sieht die Post durch und ruft seiner tollen Karrierefrau ein Hallo zu. Zu seinem Glück hat er keine Ahnung, dass eine Frau, die er mal gekannt hat, in hundertachtzig Meilen Entfernung wie ein Häufchen Elend herumsitzt, wieder und wieder die Zeile
Entschuldigung, wo geht es zur Spanischen Treppe?
liest und versucht, dabei faszinierend und verführerisch auszusehen.
    Ich stehe auf und schlendere durch den Raum, wobei ich so tue, als sei ich total konzentriert und ganz in meinen Lernstoff versunken. Der karamellbraune Parkettboden ist so auf Hochglanz poliert, dass er schimmert wie eine Fata Morgana. Ich lasse meine Finger über ein paar Buchrücken gleiten und zucke zusammen, als ich einen braunhaarigen Mann Anfang dreißig sehe. Er sitzt mit dem Rücken zu mir an einem Tisch zwischen den Bücherregalen, die sternförmig angeordnet sind, so dass sie von oben betrachtet an die Speichen eines Rads erinnern.
    Das ist er. Das ist er. Oh, mein Gott,
das ist er.
    Mein Herz klopft so heftig, als würde ein medizinisch qualifizierter Mensch durch meine aufgesägten Rippen greifen und es zusammendrücken, um mich wiederzubeleben. Ich gehe langsam an seinem Stuhl vorbei und gebe vor, ein bestimmtes Buch zu suchen, während ich mich näher an seinen Tisch heranschiebe. Ich ziehe ein Buch heraus und blättere darin. Nicht sehr überzeugend drehe ich mich beim Lesen scheinbar geistesabwesend um, so dass ich ihm gegenüber stehe. Mein Manöver ist so plump, dass ich ihn genauso gut mit einem Papierflieger hätte beschießen können. Ich riskiere einen Blick. Der Mann schaut zu mir hoch und rückt seine randlose Brille zurecht.
    Er ist es nicht. Ein Rucksack mit Neonstreifen liegt neben seinen Füßen, Fahrradklammern halten seine Hosenbeine am Saum zusammen. Das muss wohl der Mann sein, den Caroline gesehen hat. Geknickt beschließe ich, meine Sachen zusammenzupacken. Ich beeile mich und strenge mich nicht mehr an, anziehend auszusehen, sondern setze mit einem letzten Funken Hoffnung auf Murphys Gesetz, das ihn vielleicht gerade jetzt erscheinen lassen könnte.
    Ich hätte nicht herkommen sollen. Ich verhalte mich entgegen meiner Gewohnheit absolut irrational. Das muss dem posttraumatischen Stress durch die Trennung von Rhys zuzuschreiben sein. Ich habe keine Ahnung, was ich zu Ben sagen würde oder warum ich ihn eigentlich sehen will. Nein, das stimmt nicht. Ich weiß schon, warum ich mir wünsche, ihn zu sehen, aber ich möchte die Gründe dafür nicht genauer untersuchen.
    Ein Grüppchen Besucher mit Fleecejacken und Hüten, die anscheinend an einer Führung teilnehmen, versperren den Ausgang. Ganz die ungeduldige Einheimische, mache ich einen Bogen um die Leute. Tief in Gedanken versunken pralle ich gegen jemanden, der aus der anderen Richtung kommt.
    »Tut mir leid«, entschuldige ich mich.
    »Entschuldigung«, murmelt er auf diese reflexartige britische Art, die es verlangt, dass man bedauert, bei einem anderen Menschen eine Entschuldigung provoziert zu haben.
    Während der paar Tanzschritte, mit denen wir versuchen, aneinander

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