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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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Gegenbeispiele noch die Kritik, sie sei oberflächlich, haben Mindy auch nur einen Millimeter davon abbringen können. Natürlich bedeutet das, dass sie sich mit einer Reihe von eitlen Traumprinzen verabredet hat, die sich sämtlich als Frösche entpuppten.
    Ich schaue auf meine Armbanduhr. »Wann ist das Date? Habt ihr euch zum Tee verabredet?«
    »Erst um acht, aber ich muss mich noch fertig machen. Ich werde mir reinen Sauerstoff reinziehen und mir die Augenbrauen zupfen lassen.«
    »Du weißt doch, wie Mindy ist. Sie stürzt sich in die Vorproduktion, als ginge es um einen megateuren Hollywood-Blockbuster. Ein Großprojekt«, sagt Ivor.
    »Offenbar soll ich gerade mal das T-Shirt wechseln und eine Flasche Lynx Caveman über mich schütten«, blafft Mindy zurück und steht auf.
    »Das würde ich nicht tun«, rät Ivor ihr freundlich. »Lynx ist für Männer.«
    Mindy sieht Ivor kopfschüttelnd an und umarmt mich. »Fang schon mal an, die Party zu planen. Wer weiß – wenn alles gut läuft, bringe ich vielleicht Jake mit.«
    »Jake«, spottet Ivor. »Er hat sogar einen Namen, der zeigt, dass er nach 1985 geboren ist.«
    »Das sagt ausgerechnet
Ivor.
«
    »Mein Name war nie modern, also kann er auch nicht altmodisch werden. Er deutet lediglich darauf hin, dass ich nach dem neunten Jahrhundert geboren wurde, meine Liebe.«
    »Was auch immer! Tschüss, Rachel.«
    »Viel Glück mit dem Schatzjäger«, ruft Ivor ihr nach, als ich sie zur Tür bringe.
    Mindy dreht sich an der Tür um und zeigt ihm den Mittelfinger.
    Ich lasse mich wieder auf das Sofa fallen und drücke ein austerngraues Kissen an mich, bis ich bemerke, dass es sich noch ganz neu, steif und prall anfühlt. Ich lege es rasch zurück. Diese Kissen sind offensichtlich nicht zum Drücken gedacht. »Glaubst du, dass Mindy jemals ihre Überzeugung ändern wird, dass das Aussehen am wichtigsten ist, die Persönlichkeit erst lange danach kommt und es unerheblich ist, ob man zueinander passt?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    Wir schütteln beide den Kopf.
    »Was hast du vor? Soll ich bleiben oder gehen?«, fragt Ivor, und ich überlege, warum heute eine höfliche Abfuhr die nächste jagt.
    »Äh.« Ich versuche herauszufinden, welche Antwort er hören will. Irgendwie fühle ich mich, als hafte mir ein seltsames Stigma an. Jetzt kann ich nachvollziehen, wie sehr sich Trauernde nach der Gesellschaft von Menschen sehnen, die nicht um sie herumschleichen, als würden sie auf rohen Eiern gehen.
    »Katya ist übers Wochenende verreist, und ich wollte ihre Abwesenheit für einen
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-Marathon nutzen und dabei vakuumverpackte Snacks aus Schweinefleisch verdrücken«, fährt er fort. »Du bist herzlich eingeladen, mir dabei Gesellschaft zu leisten.«
    »Ha, nein danke. Ich komme schon klar. Viel Spaß beim Schlampen-Abknallen.«
    Ich bringe Ivor zur Tür. Streng ermahne ich mich, dass ich mich glücklich schätzen muss, solche Freunde an meiner Seite zu haben, und sage mir, dass man sich als Single daran gewöhnen muss, auch mal allein zu sein, und keine Entschuldigungen erfinden darf, um sich ständig mit anderen Leuten zu umgeben. Aber das ändert nichts daran, dass ich mich einsam und leer fühle. Meine neueste Erkenntnis: Ich muss wieder lernen, allein zu sein. Rhys und ich hatten unterschiedliche Interessen und klebten nicht ständig aneinander. Trotzdem kommt mir die stille Wohnung wie eine einsame Insel vor, und die Stadt dort draußen ist der sie umspülende Ozean.
    Ich packe ein paar weitere Sachen aus, bis ich bei dem alten gerahmten Foto, das ich an der Uni dabeihatte, in Tränen ausbreche. Das Verlangen, Rhys anzurufen und ihm zu sagen, dass ich meine Meinung geändert habe, wird so übermächtig, dass ich mich wie ein Junkie auf Entzug fühle. Ich sitze da und rufe immer wieder seinen Namen im Adressbuch meines Telefons auf. Ich müsste ja nichts Dramatisches sagen: Ich würde mich lediglich nach seinem Befinden erkundigen. Ich halte inne. Wie auch immer er diesen heutigen Tag hinter sich bringt, ich muss ihn dabei in Ruhe lassen. Ich bin die Letzte, die ihm jetzt helfen kann. Ich stelle mir vor, wie er heute Nacht allein in diesem Bett liegt, und denke mir, dass ich mich glücklich schätzen kann. Ich kann in einer neuen Umgebung von vorne beginnen. Er befindet sich dort, wo sich unser gemeinsames Leben abgespielt hat, nur, dass ich nicht mehr da bin.
    Ungefragt läuft vor meinem inneren Auge ein Zusammenschnitt mit den Highlights unserer

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