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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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Bis jetzt macht Olivia einen durchaus sympathischen Eindruck auf mich. Doch Lucys Gegenwart scheint auf sie abzufärben. Ben ist still, ja, vielleicht sogar ein wenig bedrückt.
    Nachdem der Hauptgang serviert, verspeist und abgeräumt ist, erkundige ich mich, wo die Toilette ist.
    »Nimm die untere. Vor der Küche links«, erwidert Olivia.
    Die Toilette ist so makellos wie der Rest des Hauses, und ich werde mir schmerzlich meiner eigenen Obdachlosigkeit bewusst. Mein Zuhause ist nicht mehr in Sale, aber in Rupas Palace wohne ich auch nicht richtig.
    Während ich mir die Hände mit etwas Duftendem aus einer weißen Porzellan-Pumpflasche wasche, dringt zu meiner Überraschung ein leises Gespräch zwischen Ben und Olivia an mein Ohr. Nach dem Klappern zu urteilen findet es an der Spülmaschine statt. Etwas am Tonfall verrät mir, dass es vertraulich ist. Offenbar kennen sie die akustischen Verhältnisse im neuen Haus noch nicht.
    »Rachel ist reizend«, zischt Olivia nach einer Debatte, wie man die Teller am besten einstapelt.
    Ich erstarre mitten im Griff nach dem Handtuch.
    »Ja, ist sie«, erwidert Ben.
    Pause.
    »Und hübsch«, fügt Olivia hinzu.
    Ben macht ein zustimmendes Geräusch.
    »
Unscheinbar
war ein bisschen hart.«
    Ich schnappe nach Luft. Dann betrachte ich mich im Spiegel. Unscheinbare, leichte blutunterlaufene Augen in einem unscheinbaren Gesicht. Das hast du dir ganz allein eingebrockt, denke ich. Du hast es dir selbst zuzuschreiben, ja, geradezu darum gebettelt. Du wusstest, dass es passieren würde, und jetzt hast du den Salat. Und dreimal darfst du raten – es kotzt dich an. Zerstreut wasche ich mir die Hände ein zweites Mal.
    »Ich beachte eben niemanden außer dir, Liebling«, erwidert Ben übertrieben ritterlich.
    Olivia schnaubt. »Simon steht auf sie«, meint sie dann. »Das scheint gut zu klappen.«
    »Schon, Liv, aber mach jetzt bitte keinen Druck.«
    »Mach ich doch gar nicht!«
    »Rachel hat gerade eine lange Beziehung hinter sich und ist sicher noch verletzlich.«
    »Waren sie verlobt?«
    »Ja. Es war sehr ernst«, höre ich Ben antworten. »Sie war eine Ewigkeit mit Rhys zusammen, auch damals schon, als wir befreundet waren.«
    »Dann ist ein Affärchen vielleicht genau das Richtige für sie.«
    »Warum müssen Frauen sich immer einmischen?«

[home]
    29
    D er Alkohol zeigt allmählich seine Wirkung. Lucy kichert immer lauter, und Matts Anekdoten werden pikanter. Simon wirkt entspannt, aber er kann etwas vertragen, man merkt ihm nichts an. Er beobachtet mich, als ich meine Serviette nehme, mich wieder setze und mein Glas nachfülle. Ich fühle mich so leer und möchte doch so gerne ausgefüllt sein – notfalls eben mit Alkohol.
    Ich schnappe das Ende einer Debatte darüber auf, in welchem Alter man am besten heiratet. (Könnte es zufällig das Alter sein, in dem Lucy und Matt geheiratet haben?)
    »Bist du gegen die Ehe?«, fragt Lucy Simon und hält sich dabei sittsam die Hand vor den Mund, weil sie rülpsen muss.
    »Du bist nicht grundsätzlich dagegen, sondern hast einfach noch nicht die Richtige gefunden, oder, Simon?«, meint Olivia und sieht mich an.
    Herrje, das hat sie um meinetwillen gesagt.
    »Ich bin nicht gegen die Ehe als solche, sondern nur gegen die meisten Ehen«, erwidert Simon. »Ich bin gegen die Gründe, aus denen die Leute normalerweise heiraten.«
    »Wahre Liebe?«, gibt Lucy zurück.
    »Die meisten Leute heiraten nicht den Menschen, den sie am meisten lieben, sondern den, mit dem sie an ihrem dreißigsten Geburtstag zufällig zusammen sind«, antwortet Simon. »Anwesende natürlich ausgenommen.«
    Anwesende ausgenommen
ist eine so wunderbar elegante Beleidigung, denn es bedeutet
insbesondere
die Anwesenden. Der Satz fällt etwa in die gleiche Kategorie wie
bei allem Respekt,
dem Ausdruck ultimativer Respektlosigkeit.
    »Hör dir das an. Simon behauptet, alle heiraten den x-Beliebigen, mit dem sie zusammen sind, wenn sie dreißig werden, und Liebe hätte nichts damit zu tun«, sagt Olivia und zupft Ben am Ärmel, der gerade die Dessertteller verteilt hat und sich nun setzt.
    »Das sollte nicht heißen, dass die Liebe nichts damit zu tun hat.« Simon verschränkt die Arme. »Schaut, das ist das Problem, wenn man das Thema mit Frauen erörtert. Sie kreischen gleich los. Aber denken die meisten Leute: ›Dieser Mensch ist mein Schicksal‹, wenn sie vor den Standesbeamten treten? Oder sagen sie sich nicht vielmehr: ›Soll ich mich weiter damit abmühen zu

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