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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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schlimmer, weil die Enttäuschung vorprogrammiert ist.«
    Mein Blick wird magisch von Ben angezogen. Er spürt es und wendet sich schnell ab.
    »Hohe Ansprüche zu haben, bedeutet nicht, dass man nie zufrieden ist, sondern eben nur selten, Benji.« Inzwischen ist Simons Tonfall ein wenig schneidend geworden.
    Nun ist Lucy nicht mehr die Einzige, die das unbestimmte Gefühl hat, nicht mehr ganz durchzublicken.
    Ich fühle mich verpflichtet, das folgende Schweigen zu brechen. »Da ist etwas, das ich nicht ganz kapiere. Eine Ehe, in der Mann und Frau bis über beide Ohren verliebt sind und irgendwann doch ihre eigenen Wege gehen, gilt als gescheitert. Andererseits kann man jahrzehntelang zusammen sein und leiden, und die Ehe gilt offiziell als Erfolg, weil man durchhält. Wenn jemand verwitwet, würde doch auch niemand von einer gescheiterten Ehe sprechen.«
    »Weil eine Ehe andauern sollte, bis der Tod die Partner scheidet. Nach dieser Definition hat man versagt, wenn man sich trennt, obwohl beide noch leben«, meint Ben und sieht mich eindringlich an. »Oder wenn einer den anderen ermordet hat.«
    »Na ja … Ich finde diese Kriterien irgendwie holzschnittartig. Vielleicht sollte es heißen ›für eine begrenzte Zeit erfolgreich‹ anstelle von gescheitert. Und vielleicht wäre ›hartnäckig‹ passender als erfolgreich, wenn zwei Menschen zwar zusammen, aber unglücklich sind.«
    »Ach, herrje«, sagt Simon. »Du bist wohl eine von denen, die finden, dass man beim Sportfest in der Schule den Wettbewerb verbieten sollte.«
    »Ich bin eine von denen, die finden, dass Sportfeste ganz verboten gehören.«
    »Bist du sicher, dass deine ablehnende Haltung gegenüber der Ehe nicht daran liegt, dass deine eigene Hochzeit geplatzt ist?«, fragt Lucy taktlos, womit sie verrät, dass »unscheinbar« nicht die einzige Information über mich war, die im Vorfeld verbreitet wurde.
    Das verschlägt mir die Sprache. Selbst bei meinem Alkoholpegel ist das zu viel.
    »Ich lehne die Ehe nicht ab«, antworte ich mit zitternder Stimme.
    »Wer möchte einen Kaffee?«, unterbricht Ben fröhlich.

[home]
    30
    A m nächsten Tag ist ein wichtiges und weit weniger nervenzerfetzendes, geselliges Zusammensein angesagt. Brathähnchen zum Mittagessen für meine drei besten Freunde. Unter gewöhnlichen Umständen hätte ich wenig Lust, Karotten zu schälen, wenn ich genauso gut in einer Kneipe einen Happen essen könnte. Doch das gestrige Abendessen hat mich daran erinnert, wie froh ich bin, Freunde zu haben, die weder a) Matt noch b) Lucy heißen.
    Anfangs hatte Rupas Palace einen recht gut ausgestatteten Eindruck gemacht, und zwar hauptsächlich wegen ihres jungfräulichen Küchenherdes. Allerdings hat sich bei näherer Überprüfung herausgestellt, dass die Wohnung vieles mit diesen supereleganten Hotelzimmern gemeinsam hat, in denen die Schränke geschlossene Fronten sind und man nie weiß, wohin mit dem Kulturbeutel. Nachdem ich meine Einkäufe von Tesco Metro auf der schmalen Ablage deponiert habe, sieht es dort aus, wie beim Erntedankfest in der Schule. Während ich über Töpfen und Pfannen schwitze, die Tür des Backrohrs auf- und zuklappe und mir wünsche, das Hähnchen hätte eher Olivias Hautfarbe als meine, muss ich daran denken, dass Bens Frau offenbar auf einer samtenen, von Rollen getragenen Wolke schwebt. Sie hat gestern ein Abendessen für sechs Personen aufgefahren, ohne auch nur ein Schweißtröpfchen zu vergießen, und alles schwungvoll und selbstbewusst durchgezogen. Wenn ich andere Leute bekoche, schaue ich ihnen ängstlich beim Kauen zu, immer bereit, mich zu entschuldigen. Und stressfrei kriege ich es auch nicht hin. (»Stellen Sie einfach eine rustikale Tonschüssel mit Spaghetti auf den Tisch und fordern Sie alle zum Zugreifen auf, was könnte leichter sein?«
DER PUB
) Ich erhasche einen Blick auf mein gespenstisch bleiches Gesicht in Rupas gläsernen Spritzschutzblenden und habe das Gefühl, dass Olivia und ich nicht etwa demselben Geschlecht, sondern zwei völlig unterschiedlichen Spezies angehören.
    Spannenderweise besitzt Rupa zwar ein luxuriöses Service – weiß, quadratisch und mit Silberrand –, was das Tischdecken leicht macht, aber keine Kochutensilien, und ich habe den Großteil von meinen zurückgelassen. Als Caroline eintrifft, muss ich zurück an den Herd hasten, um die Karotten mit einem Brotmesser umzurühren und den Garungsgrad des Hähnchens mit einem Essstäbchen zu testen.
    »Immer wieder

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