Wir in drei Worten
faszinierend, einen Profi beim Werken und Wirken in seinem natürlichen Biotop zu beobachten«, sagt sie. »Das ist ja wie Heston Blumenthals Molekularküche. Schau nur! Ein Schaum!«
Ich kann gerade noch verhindern, dass der Topf überkocht. »Undankbares Miststück!«
»Ha, ha. Wollen wir abwarten, ob Ivor seine alberne Lokführermütze aufhat, damit du etwas hast, in dem du das Kartoffelpüree servieren kannst?«
Mit einem hämischen Kichern schnappt sie sich eine Olive aus dem Schälchen auf der Anrichte. Eine steinlose Queen Green verschwindet im klebrigen Oval ihres mit Lipgloss einbalsamierten Mundes. Normale Leute ziehen eine bequeme Hose an und binden sich die fettigen Haare zu einem Pferdeschwanz, wenn sie den Sonntag mit ihren liebsten und engsten Freunden verbringen. Nicht Caroline.
»Prost«, sagt Caroline, hebt ihr Weinglas und trinkt einen großen Schluck. »Oh, es ist so schön, mal rauszukommen.« Sie schließt die Augen und lehnt sich zurück.
»Graeme hätte auch mitkommen können«, erwidere ich, bin aber insgeheim froh, dass er das nicht getan hat. Fern des heimischen Territoriums wird er unruhig. Er würde durch die Wohnung streifen und auf der Suche nach Fehlern alles genauestens inspizieren. Es ist ja nicht so, dass ich etwas gegen Graeme hätte. Er passt großartig zu Caroline, und zwar zu den Anteilen von ihr, in denen sie sich am meisten von mir unterscheidet. Und so beäugen wir mit wohlwollendem Staunen unsere jeweiligen Rollen in Carolines Leben und fragen uns, was sie wohl im anderen sieht.
Caroline reißt die Augen auf. »Momentan ist er schrecklich übellaunig. Die Arbeit wird ihm zu viel. Die ganze Zeit sitzt er in seinem Arbeitszimmer oder läuft mit dem Telefon am Ohr herum. Letztens habe ich ihn erwischt, wie er im Garten mit jemandem telefoniert hat, obwohl er eigentlich den Rasen mähen sollte. Ich habe ihn gerade noch aufgehalten, bevor es dazu kam, dass wir abgehackte Zehen aus dem Rasenschnitt pflücken mussten.«
»Er ist sehr ehrgeizig.« Ich nicke.
»Ich weiß. Trotzdem frage ich mich, ob es nicht auch ein wenig langsamer ginge. Immerhin haben wir ein großes Haus, zwei Autos, Urlaubsreisen. Das Einzige, was wir noch miteinander teilen, sind die Fernsehnachrichten und Thai-Fertiggerichte für zwei von Waitrose. Ich würde gern ein wenig auf die Bremse treten.«
Caroline und Graeme haben sich darauf geeinigt, nächstes Jahr zu versuchen, ein Baby zu bekommen. Und da sie nun einmal zwei durchorganisierte Manager sind, steht der Zeitplan bereits.
»Nun, wenn du schwanger wirst, wird er langsamer machen müssen.«
Caroline hüstelt skeptisch. »Darf ich dich was fragen, Rach? Etwas Persönliches?«
Ich wälze die Bratkartoffeln noch einmal in der Pfanne, stecke sie ins Backrohr und greife nach meinem Weinglas. »Klar«, verkünde ich entschlossen.
Es ist schön, wieder unter Menschen zu sein, die einen tatsächlich um Erlaubnis bitten, bevor sie einem persönliche Fragen stellen.
»Wie war es zwischen dir und Rhys im Bett?«
»Ähhh …«
»Kein Problem, du brauchst es mir nicht zu sagen.«
»Nein, nein. Äh. In Ordnung. Es hatte eine gewisse Routine. Wenn Rhys nach einem Abend mit seinen Kumpeln ins Bett kam und nach den Zigaretten roch, die er eigentlich nicht mehr hätte rauchen sollen, flüsterte er: ›Hättest du einen Einwand für ein bisschen Vögeln?‹ Natürlich antwortete ich: ›Es heißt Einwand gegen.‹«
»Oh, wow.« Caroline verdreht die Augen.
»Wir sind getrennt«, erinnere ich sie.
»Ich weiß! Deswegen verdrehe ich ja die Augen. Das getrennte Paar hat es öfter gemacht als ich und Gray.«
»Caroline, Rhys und ich haben uns nicht wegen Sex oder nicht stattgefundenem Sex getrennt.«
»Schon gut.« Sie zupft an ihrem weiten Feinstrickpulli herum. »In letzter Zeit hat Gray den Geschlechtstrieb eines Panda.«
»Ist das viel oder wenig?«
»Nun, die Zoos fliegen die Geschlechtspartner aus China ein, und wenn einer von ihnen schwanger wird, bringen es die Nachrichten. Was also glaubst du?«
»Oh. Verstanden. Nun, es ist ein ständiges Auf und Ab. Es wird schon wieder.«
Sie nickt und nimmt sich noch eine Olive. Das Klingeln an der Tür unterbricht uns. Ich bitte Mindy und Ivor herein und biete ihnen ein Glas Wein an.
»Auf Rachels Neuanfang«, ruft Mindy, als wir miteinander anstoßen. Ich erinnere mich an einen ähnlichen Trinkspruch für Ben und Olivia.
Seit ich Olivia kennengelernt habe, habe ich kaum einen Gedanken daran
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