Wir in drei Worten
Dracula mit seinem Schiff angelegt hatte.
Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.
Am Abend des ersten wichtigen gesellschaftlichen Ereignisses nach unserem Einzug, einer Halloweenparty bei der Studentenvereinigung, war er ebenfalls nicht da. Ich hatte mir ein Magen-Darm-Virus eingefangen, den ganzen Tag im Stundenrhythmus über der Kloschüssel gehangen und dabei Gelegenheit gehabt, sämtliche Ecken im Bad zu inspizieren, die unser Putzplan ausgelassen hatte. Es war ausgesprochen ärgerlich, sich in so einem Zustand zu befinden, ohne einen einzigen Tropfen Alkohol getrunken zu haben, und der Infekt würde jeden derartigen Versuch noch eine Weile verhindern.
Mir blickten eine aufreizende Vampirin und eine dunkelhäutige Hexe entgegen, die eine Flasche Bulmers Cider auf der Hüfte balancierte, als ich mich in den Flur schleppte, um mich zu verabschieden.
Caroline legte mir die angenehm kühle Hand mit schwarz lackierten Nägeln auf die Stirn. »Du gwühst ja bobal.«
»Was?«
Sie nahm das Vampirgebiss aus dem Mund. »Du glühst ja total. Soll ich zu Hause bleiben?«
»Nein, ich komme schon klar.«
»Wir trinken einen für dich mit!«, sagte Mindy, hob die Cider-Flasche und rückte ihren Hexenhut zurecht.
Ich spürte, wie mir wieder übel wurde.
»Danke«, nuschelte ich, als ob ich es wäre, die die falschen Zähne im Mund hatte.
Etwa eine Stunde später klopfte es an die Tür.
»Wer ist da?«, rief ich, ohne aufzumachen.
»Ein verdammt durchgefrorener Besucher«, erklang eine vertraute Stimme.
Ich öffnete. Ben war bis zur Nase in seinen Mantel eingemummelt und zog den Kragen auf Kinnhöhe hinunter, damit er sprechen konnte. »Wie geht es dir?«
»Absolut umwerfend«, erwiderte ich und machte Platz, um ihn hereinzulassen.
Es war mir ein wenig peinlich, dass er mich in meinem schlabbrigen Kuschelpyjama sah. Das ein wenig psychotrope Muster stellte Tiere aus der Landwirtschaft mit melonenscheibengroßem Grinsen dar, die auf Musikinstrumenten spielten.
»Wo ist dein Kostüm?«, fragte ich Ben, um ihn davon abzulenken.
»Sich zu verkleiden ist die beste Methode, eine gute Party zu ruinieren. Echt lustig, alle haben sich zum Fürchten zurechtgemacht, und dabei bist du es, die wirklich aussieht wie der Tod.«
»Bist du hier, um mir das zu sagen?«
»Nein, ich wollte nach dir schauen. Hast du was genommen?«
»Zwei Paracetamol. Vor einer Weile.«
Zwei unverpackte Paracetamol, die ich ganz unten in meinem Schminktäschchen gefunden hatte. Ich hatte erst Haare davon abpflücken müssen. Ich spürte, wie mir wieder schlecht wurde.
»Gut«, verkündete Ben. »Dann gehe ich mal einkaufen. Halt mir einen Platz auf dem Sofa frei.«
»Ben, das brauchst du nicht zu tun.«
»Oh, das weiß ich selbst.«
»So, die schluckst du jetzt«, sagte er bei seiner Rückkehr und reichte mir die Tabletten mit einem Glas Wasser, während ich auf dem Sofa herumhing. »Die müssten wirken, aber sie sind stark. Nimmst du irgendwelche anderen Medikamente, von denen ich wissen sollte?«
»Nur die Pille.«
Ben verzog das Gesicht. »So genau wollte ich es nicht wissen.«
Ich steckte die Tabletten in den Mund und schluckte sie ohne Wasser.
»Ach, herrje«, rief Ben aus.
»Ich habe so viel Spucke im Mund«, erklärte ich und zeigte drauf.
»Super.« Er lächelte matt.
Er kippte seine Einkaufstüte aus: Mineralwasser, Chips, Cola mit Zucker, Kräcker, Berocca-Vitaminbrausepulver und noch mehr Paracetamol. Dann setzte er sich neben mich und fing an, durch die Fernsehsender zu zappen.
Ich warf ihm einen Seitenblick zu. »Macht es dir nichts aus, die Party zu verpassen?«
»Lass es mich so ausdrücken: Der Begrüßungscocktail nannte sich Zickensaft.«
»Ohhh, glaubst du, dass echte Zicken drin waren?«
»Schwer zu sagen.«
»Lass deine Gedanken in die Vergangenheit schweifen. Hat er nach Georgina Race geschmeckt?«
Ben versetzte mir mit der Fernsehzeitung einen Klaps auf den Kopf. »Caroline meinte, als sie gegangen sei, hättest du ausgesehen wie ein verwaistes Murmeltier an einem Montagmorgen. Und da dachte ich mir, oh, Mist, diesen Anblick kenn ich. Und da hat mir mein Gewissen keine Ruhe gelassen.«
»Verwaistes Murmeltier!« Ich musste lachen und war von seiner Fürsorglichkeit sehr gerührt.
Ich machte es mir auf meiner Sofahälfte gemütlich, und wir zankten uns grinsend darüber, was wir uns anschauen sollten, bis wir uns auf den
Frühstücksclub
einigten.
»Du bist wie sie«, verkündete Ben nach wenigen Minuten
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