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Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Titel: Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Peters
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mich , ob ich nicht mitfahren und Dich treffen will. Mir ist fast das Herz stehengeblieben , aber dann habe ich all meinen kleinen Mut zusammengenommen und beschlossen , daß ich jetzt einen Brief an Dich zu Ende schreibe , ganz egal , was Du von mir denkst , wenn Du ihn gelesen hast. Ich will es wenigstens versucht haben.
    Selbst auf die Gefahr hin , daß Du es unverschämt findest , traue ich mich einfach: Es ist nur eine Idee , und ich fände es in Ordnung , wenn Du ablehnst ( in Ordnung , aber schrecklich ), aber vielleicht könnten wir uns an dem Sonntag ja treffen , wenigstens kurz , auf einen Waldspaziergang oder sonst an einem ungestörten Ort , einfach , daß wir uns noch einmal in die Augen schauen. Das wäre mein sehnlichster Wunsch.
    Verzeih mir , was ich Dir angetan habe! Bitte!
    Deine Ulla
    »Was bildet diese Ziege sich eigentlich ein? Sie war es doch , die dich wie den letzten Dreck behandelt hat: Weshalb meint sie , daß du Interesse an einer Wiederaufnahme der Beziehung haben könntest?«
    »Keine Ahnung.«
    »Irgendeinen Grund muß sie doch haben , daß sie derart impertinent angekrochen kommt , nachdem sie dich erst zum Teufel gejagt hat.«
    »Ich hatte ihr eine Kassette geschickt , mit einem Lied , das damit endet , daß sie zurückkommen kann – also die Frau , um die es in dem Lied geht – , wenn ihr eines Tages klar wird , daß sie einen Fehler begangen hat.«
    »Davon hast du mir gar nichts gesagt.«
    Achselzucken.
    »Gilt das noch immer? Seitdem sind ja doch etliche Wochen verstrichen.«
    »Ich weiß nicht.«
    »Entweder man liebt jemanden oder man liebt ihn nicht. Und das weiß man dann doch.«
    »Vielleicht. – Ja.«
    »In letzter Zeit sah es für mich jedenfalls nicht so aus , als würdest du sie sehr vermissen.«
    »Ich hatte den Teil , der sie vermißt , verkapselt. Damit ich nicht durchdrehe.«
    »Einen derart rationalen Umgang mit Gefühlsregungen bin ich von dir gar nicht gewohnt.«
    »Es war nicht rational , sondern Notwehr.«
    »Wenn du von Herzensschmerz zerrissen worden wärest , hätte ich das wohl merken müssen. Schließlich sind wir fast jeden Tag zusammen.«
    »Bei uns im Dorf gibt es einen Bauern mit Granatsplittern im Ellbogen: Sie werden ihn nicht umbringen , aber er spürt sie immer. So ähnlich.«
    »Blödsinn.«
    »Wenn du mich fragst , setzt sie genau das Spiel fort , das sie die ganze Zeit über gespielt hat. Wahrscheinlich hat der Krankenpflegerbock ihr den Laufpaß gegeben , und jetzt schaut sie mal , ob nicht der kleine dumme Carl Lust hat , ihr ein bißchen Trost zu spenden.«
    »So ist sie nicht.«
    »Alles , was ich im letzten dreiviertel Jahr über sie gehört habe , und zwar von dir , der sie dabei ja immer mit verliebten Augen angeschaut hat – alles , was ich dem entnehmen konnte , war , daß sie dich behandelt wie eine Marionette , die man nach der eigenen Pfeife tanzen läßt , und sobald einem etwas Besseres einfällt , wirft man sie weg.«
    »Du darfst auch nicht das zum Maßstab nehmen , was ich gesagt habe , nachdem wir dieses Telephongespräch hatten. Die Zeit davor war ich glücklich. Im Grunde zum ersten Mal in meinem Leben.«
    »Ich kann mich nur daran erinnern , daß es ein ewiges Hin und Her gab: Mal wollte sie , dann wieder nicht , und du saßt hier abwechselnd himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt: Über Monate ging das so.«
    »Aber nur bis sie sich entschieden hatte , daß sie mit mir zusammen sein will. Danach …«
    »Wie lange wart ihr ein Paar?«
    »Vier Monate , ungefähr.«
    »Und in dieser Zeit ist sie nicht in der Lage gewesen , abzuklären , ob sie dich nur für kurzfristigen Lustgewinn will , oder ob sie dich als Mensch auf diese umfängliche Weise liebt , die an die Liebe Gottes heranreicht.«
    »Man kann sich doch irren. Und dann merkt man plötzlich , daß man sich geirrt hat , und versucht den Fehler … Also nicht ungeschehen zu machen , aber daß er eben nicht das letzte Wort bleibt.«
    »Und du glaubst , sie hat jetzt erkannt , daß sie wirklich dich meint und nicht bloß eine Projektion ihrer kindischen Selbstsucht?«
    »Ich will es nicht ausschließen.«
    »Was folgt daraus?«
    »Keine Ahnung.«
    »Du mußt doch wissen , ob du sie treffen willst oder nicht.«
    »Das ist wohl die einzige Möglichkeit , es herauszufinden.«
    »Und wenn du ein gutes Gefühl hast , ist alles wieder in Ordnung?«
    »Könnte doch sein.«
    »Es bleibt kein Restvorbehalt deinerseits?«
    »Wie jetzt?«
    »Nehmen wir einmal an , sie würde

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