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Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Titel: Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Peters
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übermächtig.«
    Der Gedanke , er könnte mit Bart , ist so abwegig , daß.
    »Hattet ihr einen Samenerguß?«
    »Nein.«
    »Ist ganz normal.«
    »Nein.«
    Bart verabscheut Schwulsein noch mehr als Carl selbst , und Carl würde eher. Als. Undenkbar.
    »Schlimm wird es erst , wenn man es mit Mädchen tut. Das ist eine der gefährlichsten Fallen des Teufels.«
    Carl traut seinen Ohren nicht , die das weitergeben , und seinem Verstand nicht , der das denken soll , der behauptet , soeben , vor Sekundenbruchteilen aus dem Mund eines heiligmäßigen Mannes gehört zu haben , daß das Widernatürliche , das Perverse besser ist als die Liebe zu einem Mädchen , das schön und zartfühlend und anmutig ist , ganz gleich , wie es heißt , woher es stammt , ob es arm oder reich , aus gutem Haus ist oder aus der Küche.
    »Wenn die Dämme erst gebrochen sind , gibt es kein Halten mehr , und ehe man sich versieht , ist man sexbesessen. Das wird dann eine Abhängigkeit wie Rauschgiftsucht. Man kann an gar nichts anderes denken und muß es immer wieder tun. Manche machen das dann mehrmals am Tag. All diese schrecklichen Dinge. Wie die Paviane fallen sie übereinander her. Fürchterlich , wenn man das mit ansehen muß. Ganz furchtbar. Obwohl sie sich danach schmutzig fühlen , als hätten sie in einer Jauchegrube gesteckt. Manche werden sogar richtiggehend verrückt davon. Deshalb ist ständige Wachsamkeit erforderlich , Carl. Gründliche Gewissenserforschung jeden Abend vor dem Zubettgehen. Und ein regelmäßiges Gebetsleben. Damit die Liebe zu Christus beständig wachsen kann. Der Herr steht denen bei , die Ihn rufen , das ist uns zugesagt.«
    Carls Hirn ist eine glibberige graue Matsche , in der keine geordneten Denkbewegungen mehr stattfinden. Er steht da , als hätte ihm jemand den Kopf durchlöchert , so wie die Folterknechte dem geschundenen Gottes- und Menschensohn vor ihm die Dornen , fingerlange Dornen , mit Stöcken in den Schädel getrieben haben.
    »Möchtest du beichten , Carl? Du weißt , in der Beichte kannst du alles sagen. Selbst die furchtbarsten Sünden. Alles wird dir vergeben.«
    »Ich war erst am Freitag.«
    »Die Lossprechung durch den Priester ist eine große Erleichterung für den Menschen , wenn er Schuld auf sich geladen hat.«
    »Ich weiß , aber …«
    »Man sollte nicht lange im Stand schwerer Sünde bleiben.«
    »Es war nichts seit Freitag.«
    Carl hat Zweifel , daß der Präses ihm glaubt.
    »Gehst du regelmäßig?«
    »Alle zwei Wochen.«
    »Das mußt du beibehalten , Carl. Gerade jetzt , in dieser Zeit , wo der Teufel mit seiner Arglist hinter jeder Ecke lauert , um dich zu Fall zu bringen.«
    Er nickt.
    »Wir wollen ein Vaterunser zusammen beten.«
    Carl weiß nicht mehr , wie er hinausgekommen ist , weiß nur , daß er Bart einen Blick zugeworfen hat und daß Bart blaß geworden ist , bevor er an ihm vorbei ins Präseszimmer trat.
    Er ist außer Atem , öffnet die Eichentür zum Kreuzgarten , wo es auch im Sommer kühl ist , sieht die Demutsnonne Walburga , die auf Knien Unkraut von den Gräbern ihrer verstorbenen Vorgängerinnen rupft , schlägt die Tür zu , läuft weiter , seine Schritte hallen in den hohen Gewölben des Kreuzgangs.
    Bis vor einer Stunde hätte er nicht für möglich gehalten , daß ihm jemals in seinem Leben ein Mensch derartige Fragen stellen könnte. Und daß ein heiligmäßiger Mann der Ansicht sein könnte , diese schwulen Ekelsachen wären besser als ein Mädchen zu lieben.
    Er rennt die Stufen zu Haus Quirinal hinauf , entscheidet , doch nicht gleich auf sein Zimmer zu gehen , nimmt die Treppe in den zweiten Stock. Bleibt auf dem Treppenabsatz stehen , überlegt.
    Aus dem Zimmer von Fritz Büskens hört er Frank Zappa: »Blow it out your ass / motorcycle man! / I am the devil , / do you understand. / Just what will you give me / for your titties and beer / I supposed you noticed / this little contract here …«
    Carl klopft , öffnet.
    »Tür zu!« Fritz hängt in seinem Sitzsack , bläst Rauch aus: »Ärger? Du siehst ein bißchen gequirlt aus.«
    »Ich hatte ein Gespräch beim Präses.«
    »Und?«
    »Titties and beer , titties and beer , titties and beer , titties and beer.«
    Carl zuckt mit den Schultern.
    »Laß mich raten: Er hat dich gefragt , ob du oft onanierst?«
    »Ja. Nein« , stottert er. »Nicht direkt.«
    »Ob du mit jemandem rumfummelst?«
    »So in der Art.«
    »Ist nichts Besonderes. Fragt er alle. Von mir wollte er wissen , ob ich an meinem Glied

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