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Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Titel: Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Peters
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Schwachsinn.«
    Ansgar Joschrupp , der ein steifes Bein hat und nach allgemeiner Auffassung auch nicht richtig im Kopf ist , krächzt: »Aber wenn man in Nierskens wohnt und kein Moped hat , kommt man abends nirgendwohin.«
    »Das ist kein Moped , sondern ein Kleinkraftrad , du Schwacho: Das fährt achtzig Sachen.«
    »Verrat mal ein paar Tricks« , sagt Deggendorf , »nächstes Heimfahrtswochenende ist bei uns Kirmes , da gibt es auch Disco.«
    »Immer locker bleiben im Schritt. Das ist das Wichtigste. Keine von den Perlen hat Lust , mit ’ner Krampfbacke zusammenzusein.«
    Bart schaut Richtung Brücke , wo drei Küchenmädchen des neuen Jahrgangs gehen , alle folgen seinem Blick.
    »Und was ihr echt glauben könnt , Freunde , im Peacock’s siehst du nie solche Schabracken , wie die da vorne. Um überhaupt reingelassen zu werden , muß man nämlich bei Barry oder Louis durch die Gesichtskontrolle. Qualitätscheck , sozusagen.«
    Großkreutz fährt sich mit beiden Händen durch die pomadisierten Haare , zieht die Augenbrauen hoch. Von ferne erinnert er an einen angefetteten John Travolta. Das ist Absicht: Nach wie vor hält er Grease für den besten Film aller Zeiten , und die Mädchen in Leverkusen , jedenfalls die , mit denen er zu tun hat , sehen Olivia Newton-John ziemlich ähnlich.
    Carl findet Olivia Newton-Johns Dauerwelle noch affiger als John Travoltas Gummiknienummer.
    Wenn einem eine gefällt , geht man einfach hin , sagt Großkreutz , erzählt ihr was Nettes , die meisten sind zufrieden , wenn man ihre Frisur geil findet oder die Schuhe. Er jedenfalls merkt sofort , ob er richtig liegt oder einen anderen Dreh finden muß. Dann gibt er Bacardi-Cola aus , das trinken alle , spätestens nach dem zweiten Glas läuft es von alleine , so schnell kann man gar nicht gucken , wie er ihnen an der Wäsche ist.
    »Mitten in der Öffentlichkeit mit den ganzen Leuten drum herum?«
    Alle brauchbaren Läden haben ruhige Ecken , wo das Licht runtergedimmt ist. Im Peacock’s zum Beispiel gibt es einen Raum , wo sie Meersand hingeschüttet haben , Strandkörbe aufgestellt , keine Beleuchtung außer Mond und Sternen in der Decke , so echt wie nachts auf Ibiza. Da kann man knutschen , Titten freilegen , fingern.
    Es ist widerlich , wie Großkreutz von der Liebe redet , sich über die Mädchen ausläßt , die doch das Schönste und Wunderbarste sind , was es gibt auf der Welt , ganz am Ende der Schöpfung erst von Gott auf die Erde gebracht , nachdem Er eingesehen hat , daß der Mensch , der Mann alleine , nicht sehr gut war. Mit einem Mädchen zusammen läßt sich die Unendlichkeit berühren. Was soll sie denn sonst sein , die himmlische Freude , wenn nicht Umarmung , Verschmelzung , die Auflösung der eigenen Grenze – ganz gleich , was der Präses und Holzkamp behaupten.
    Großkreutz reibt sich mit dem Daumen über die Fingerkuppen , hält sie an die Nase , sagt: »Mösenschleim , ein ganz besonderer Duft« und: »Mädchen sind wie Autos: Wenn du nicht aufpaßt , liegst du drunter.«
    Carl fragt sich , weshalb er nicht geht , sondern gelähmt ist , dümmlich grinst , lacht , sobald die anderen lachen , sogar extra laut. Bart schweigt. Er läßt sich nicht anstecken von der allgemeinen Stimmung.
    Er hat schon alles gemacht , sagt Großkreutz , klar auch gepoppt , natürlich nicht in der Disco , bei sich in der Wohnung. Er hat ein französisches Bett , extra breit , mit Tigerbezug und Riesenspiegel an der Wand , da fahren die Mädels richtig drauf ab.
    Um zu beweisen , daß stimmt , was er sagt , holt er sein Portemonnaie aus der Hosentasche , zieht ein Alubriefchen mit der Aufschrift Blausiegel heraus , hebt es hoch , gibt es Ganske.
    »Ein Pariser« , krächzt Joschrupp , »ist der echt?«
    »Nee , ist ’ne Attrappe zum Lutschen , willst du probieren?«
    Deggendorf fragt: »Hast du vorher mit Besenstiel geübt?«
    »Wo hinter dem Mond lebst du eigentlich? Noch nie was von Schulmädchen-Report gehört oder Emanuelle ?«
    »Kann ich aufmachen?«
    »Von mir aus. Wenn sie alle sind , kauf’ ich eh neue. Auf dem Bahnhofsklo in Forch ist ein Automat , fünf Mark , drei Stück. Falls einer Bedarf hat.«
    »Fühlt sich komisch an.«
    »Zeig mal.«
    Deggendorf reißt Ganske das labberige , feucht schimmernde Ding weg , schiebt seinen Daumen hinein , bewegt ihn hin und her. Ein verschrumpeltes rosa Würstchen , das unter Zuckungen leidet. Deggendorf umschließt es mit der anderen Hand , so daß die Kuppe oben herausschaut ,

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