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Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Titel: Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Peters
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Abitur kein Studium der Biologie , ohne Studium keine Feldforschung , keine Südamerika-Expeditionen. Ein anderer wird die Station im Amazonasgebiet gründen , während er und Ulla als Gesetzlose durch Europa ziehen , mittellos , ohne feste Bleibe , immer auf der Flucht vor der Polizei , sie als Verbrecherin , weil sie volljährig ist , er als ihr schuldloses Opfer. Falls es so weit kommt , müssen sie sich beeilen , rechtzeitig vor dem Winter Spanien oder Süditalien zu erreichen.
    Die Fische wird er zurücklassen.
    Er fürchtet sich vor dem , was ihm bevorsteht.
    Er ist auch nur einer der Würmer.
    »Sie lieben sich doch. Jedenfalls sind sie seit Jahren zusammen geritten.«
    »Aber auf Pferden.«
    »Ich find’ das nicht witzig.«
    »Entschuldige.«
    »Und dann die Musik , dieser Mephisto-Walzer , oder was das war.«
    Kuffel stellt Gläser auf den Tisch , öffnet die Bierflaschen , gießt ein. Der Schaum steigt zu hoch , läuft über den Rand. Kuffel zieht sein fleckiges Stofftaschentuch aus der Hosentasche , wischt die Pfütze weg , trinkt sein Glas in einem Zug leer.
    »Die meisten merken gar nicht , was zwischen den Tönen passiert« , sagt er , »oder sie tun es einfach ab. Als ich neulich Erdmann Stöckes gefragt habe , ob er als Deutsch- und Musiklehrer nicht auch der Meinung ist , daß der Teufel das Talent eines Schriftstellers oder Komponisten vollständig okkupieren kann , genau so , wie Goethe es im Faust beschreibt , hat er einen Tobsuchtsanfall bekommen , › Kunst! Die Freiheit der Kunst! ‹ hat er gerufen: › Eines der kostbarsten Güter der Aufklärung! Und kaum , daß eine Erkundung der menschlichen Seelengründe ohne Vorurteile möglich ist , rücken die Konservativen auf den Plan und faseln etwas vom Teufel. Als nächstes wollen sie dann wieder Bücher auf den Index setzen , und am Ende verbrennen sie Dichter als Ketzer. – Das haben wir hinter uns , ein für allemal! Merkt euch das! ‹ «
    Carls Kehle ist ausgetrocknet , er nimmt einen Schluck Bier , die Bitterkeit läßt ihn schaudern , aber dahinter liegt Wärme , etwas wie Trost.
    »Einen Augenblick lang habe ich gedacht , es ist tatsächlich jemand im Zimmer , der mich fragt , ob ich mitkommen will , an einen ganz anderen Ort , fast wie eine Art Angebot , aber vielleicht bin ich zur Zeit auch besonders empfänglich für alles , was nach Ausweg aussieht …«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Die Sache mit Mantz zeigt ja , daß man hier … Also wenn ich einem bestimmten Menschen , spielt ja keine Rolle , wem … Ich meine , wenn mir jemand einen Weg eröffnen würde , wie ich ihm , also diesem Menschen näher kommen könnte , so nahe , wie ich es mir wünsche … – Ich wüßte nicht , ob ich stark genug wäre , so ein Angebot abzulehnen , was auch immer der Preis wäre.«
    Kuffel reißt die Augen auf vor Schreck , schlägt die Hände vors Gesicht: »Weißt du überhaupt , was du da sagst?«
    »Wenn alles andere aussichtslos ist.«
    »Und wer ist die unglückselige Person , die zu verantworten hat , daß ein frommer und gutwilliger junger Mensch ernsthaft darüber nachdenkt , sich dem Bösen anzudienen?«
    Carl schüttelt den Kopf.
    »Verrat mir , um Gottes willen , wer dein Herz so sehr mit Beschlag belegt hat , daß du bereit wärest , für ihn beziehungsweise wahrscheinlich ist es wieder eine SIE , dein Seelenheil zu opfern?«
    »Natürlich würde ich nicht mein Seelenheil opfern.«
    »Wie soll man das sonst verstehen?«
    »Es ist sowieso bloß theoretisch.«
    »Du bist verliebt , und sie hat dich abgewiesen?«
    »Nein.«
    »Deine neue Freundin will mit dem Äußersten warten , und jetzt benötigst du dringend ein Elixier , um sie umzustimmen.«
    »Es sind einfach einige Dinge in Bewegung. In Sachen Liebe.«
    »Du bist sicher , daß es tatsächlich um Liebe geht , also um die höchste und reinste Stufe der menschlichen Empfindungsfähigkeit , nicht bloß um einen mehr oder weniger austauschbaren Anflug von Verliebtheit?«
    »Was soll das für ein künstlicher Unterschied sein?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen , daß du so naiv bist , alle Formen deiner Zuneigung über einen Kamm zu scheren. Die alten Griechen hatten allein für die drei Formen der Liebe zwischen Erwachsenen drei verschiedene Begriffe: Eros , Agape und Philia. Und man wird doch wohl Zweifel haben können , wenn du nach so kurzer Zeit – es sind gerade einmal vier Monate vergangen seit dem Brief von dieser Musikerin … Wie hieß sie noch

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