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Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Titel: Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane F.
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ständig mit irgendeinem schwulen Schwein unterwegs. Ich hatte Angst um ihn. Irgendjemand hatte mir erzählt, dass Strichjungen mit der Zeit selbst schwul werden können. Aber ich konnte Detlef keine Vorwürfe machen. Wir brauchten immer mehr Geld. Und die Hälfte davon ging für mein Dope drauf. Seit ich in der Clique war, wollte ich – vielleicht nur unbewusst – ein richtiger Fixer werden wie sie. Ich drückte jeden Tag. Und ich passte immer auf, dass ich immer genug H für den Schuss am nächsten Morgen aufbewahrte.
    Trotzdem waren wir beide noch nicht voll körperlich drauf. Wenn man anfängt zu fixen, dauert es doch ziemlich lange, bis man physisch total abhängig vom Heroin ist, wenn man nicht jeden Tag drückt. Wir schafften es noch immer mal ein, zwei Tage ohne Druck, törnten uns mit anderem Zeug etwas an und es war noch nicht die Hölle. Dann redeten wir uns ein, dass wir anders seien als die runtergekommenen Fixer, dass wir jederzeit ganz aufhören könnten, wenn wir wollten.
    Ich war noch oft ziemlich glücklich. Jeden Samstag war ich glücklich in Axels Wohnung. Detlef kam zu mir in das frisch bezogene Bett. Er gab mir ein Gute-Nacht-Küsschen auf den Mund und wir drehten uns um. Wir schliefen Rücken an Rücken, die Hintern aneinandergeschmiegt. Wenn ich aufwachte, gab Detlef mir einen Guten-Morgen-Kuss.
    Das waren in dem halben Jahr, das wir zusammen gingen, die einzigen körperlichen Zärtlichkeiten zwischen uns. Als ich Detlef kennenlernte, hatte ich ja schon Erfahrung mit der Brutalität von Jungs. Und ich hatte ihm gleich gesagt: »Du, ich bin Jungfrau. Und ich möchte mir auch noch Zeit lassen. Ich möchte erst noch ein wenig älter werden.«
    Er hatte sofort verstanden und nie irgendwelchen Fez gemacht. Ich war für ihn nicht nur eine Freundin, mit der er quatschen konnte und sich blind verstand, sondern sicher mit meinen vierzehn Jahren auch noch ein Kind. Er war einfach unglaublich sensibel. Er spürte, was ich wollte, was ich konnte und was nicht. Irgendwann im Oktober hatte ich meine Mutter um die Pille gebeten. Sie hatte sie mir verschreiben lassen, weil sie ja mittlerweile wusste, dass ich bei Detlef schlief. Und dass nichts zwischen uns war, glaubte sie ohnehin nicht. Da war sie sehr misstrauisch.
    Ich nahm also die Pille, erzählte Detlef aber nichts. Ich hatte noch immer Angst. Als ich an einem Samstag Ende Oktober in die Wohnung kam, hatte Axel sein eigenes Bett frisch bezogen. Es war breiter als das, in dem wir bisher geschlafen hatten. Axel meinte, es sei doch Quatsch, dass er sich in dem großen Bett rekelte und wir uns zu zweit auf eine Pritsche zwängten. Wir sollten sein Bett nehmen.
    Es war eine sehr gute Stimmung in der Wohnung. Und plötzlich sagte Detlef, wir könnten doch eigentlich mal sauber machen. Wir anderen waren sofort dabei. Ich riss erst einmal alle Fenster auf, die in der Wohnung waren. Als ein bisschen frische Luft reinkam, wurde mir wieder klar, in was für einem Gestank wir lebten. Einen normalen Menschen hätte dieser tierische Mief aus vergammeltem Blut, Asche, schimmligen Fischbüchsen rückwärts wieder zur Wohnungstür rausgefegt.
    Zwei Stunden später war die totale Hektik in der Wohnung. Wir kehrten ganze Müllhalden zusammen und verstauten sie in Plastiktüten. Zum Schluss warf ich sogar noch den Staubsauger an und machte den Vogelkäfig sauber, in dem ein verschlafener Wellensittich auf all die Hektik plierte. Den hatte Axels Mutter auch in der Wohnung gelassen. Ihr Freund mochte keine Vögel. Axel hasste das Tier auch. Wenn es in seiner Einsamkeit zu piepsen und zu quatschen anfing, schlug Axel mit der Faust gegen den Käfig und das arme Vieh flatterte wie verrückt zwischen den Gitterstäben herum. Keiner der Jungen kümmerte sich um den Vogel. Aber Axels Mutter brachte einmal in der Woche Futter vorbei. Ich gab ihm am Samstag immer genug Körner für die ganze Woche und hatte ihm ein Glasröhrchen gekauft, in dem immer genug sauberes Wasser für sechs Tage war.
    Als wir an diesem Abend ins Bett gingen, war alles anders. Detlef gab mir keinen Gute-Nacht-Kuss und drehte sich auch nicht um. Er fing an zu quatschen. Sehr liebes Zeug. Ich spürte seine Hände. Die waren sehr zärtlich. Ich hatte überhaupt keine Angst. Ich streichelte Detlef zurück. Wir streichelten uns sehr lange, ohne etwas zu sagen. Es war wahnsinnig schön.
    Es verging sicherlich eine Stunde, bis Detlef wieder etwas sagte. Er fragte. »Willst du am nächsten Sonnabend mit mir

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