Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Titel: Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane F.
Vom Netzwerk:
gab mir ein echtes halbes Gramm. Es war irre. Das halbe Gramm war hundert Mark wert.
    Stella und ich fuhren dann noch mal zum Bahnhof Zoo wegen Detlef. Wir trafen Babsi. Ich freute mich wahnsinnig, weil ich Babsi trotz aller Streitereien noch lieber mochte als Stella. Wir drei gingen rauf in die Bahnhofsterrassen. Babsi sah sehr schlecht aus. Sie hatte Beine wie Streichhölzer und das letzte bisschen Busen war auch noch weg. Sie wog jetzt einunddreißig Kilo. Nur ihr Gesicht war noch immer genauso schön.
    Ich erzählte, dass Narkonon ein ganz cooler Laden sei. Stella wollte nichts davon hören. Stella sagte, sie sei als Fixerin geboren und wolle als Fixerin sterben. Babsi aber fuhr voll auf die Idee ab, mit mir zusammen bei Narkonon endgültig zu entziehen. Ihre Eltern und ihre Großmutter hatten sich auch schon vergeblich um Therapieplätze für sie bemüht. Babsi war wieder mal auf Trebe, aber sie wollte auch echt entziehen. Ihr ging es sehr dreckig.
    Als wir uns ausgequatscht hatten, ging ich mit meiner Janie zur Metro, einem sauteuren Laden im Bahnhof, der auch abends geöffnet ist. Ich kaufte zwei Plastiktüten Hundefutter für Janie und jede Menge Pudding zum Selberanrühren für mich. Dann rief ich bei Narkonon an, ob ich zurückkommen könne. Sie sagten Ja. Ich sagte, ich würde eine Freundin mitbringen. Ich verriet nicht, dass Janie die Freundin war.
    Ich hatte zwar nicht viel darüber nachgedacht, aber im Grunde war es für mich immer klar gewesen, dass ich zu Narkonon zurückging. Wo hätte ich auch hingesollt? Meine Mutter wäre echt ausgerastet, wenn ich bei ihr vor der Tür gestanden hätte. Außerdem war inzwischen meine Schwester wieder bei meinem Vater ausgezogen und lebte jetzt bei meiner Mutter in meinem Bett und meinem Zimmer. Auf Trebe gehen wollte ich nicht. Für mich war es das Letzte, total von einem Freier abhängig zu sein, der mich über Nacht dabehielt. Ich war noch nie bei einem Freier über Nacht geblieben, denn das hieß auch automatisch Bumsen. Vor allem aber wollte ich ja noch immer echt entziehen. Und ich dachte noch immer, ich brächte das bei Narkonon, weil ich ja gar keine andere Wahl hatte.
    Im Haus – wir nannten Narkonon immer nur das Haus – waren sie unfreundlich, sagten aber nichts weiter. Sie sagten auch nichts zu Janie. Es gab schon an die 20 Katzen im Haus und nun kam noch ein Hund dazu.
    Ich holte alte Decken vom Boden und machte Janie neben meinem Bett ein Lager. Am nächsten Morgen hatte der Hund das ganze Zimmer vollgeschissen und gepisst. Janie wurde nie stubenrein. Sie hatte einen echten Hau. Aber den hatte ich auch. Ich liebte Janie. Mir machte es nichts aus, alles wieder sauber zu machen.
    Ich kriegte gleich eine Extrasession. Die machte mir auch nichts aus. Ich tat alles ganz mechanisch. Mich nervte nur, dass ich Stunden nicht bei meinem Hund sein konnte. Um den kümmerten sich inzwischen andere und das machte mich ganz krank, weil Janie mein Hund sein sollte. Jeder spielte mit ihr herum und sie spielte mit jedem, denn sie war irgendwo eine kleine Nutte. Jeder fütterte sie und sie wurde immer fetter. Aber nur ich redete mit ihr, wenn wir allein waren. Ich hatte jetzt wenigstens jemanden, mit dem ich reden konnte.
    Ich haute noch zweimal ab. Das letzte Mal war ich vier Tage unterwegs. Also zum ersten Mal auf Trebe. Ich konnte bei Stella wohnen, weil ihre Mutter gerade einen Alkoholentzug machte und in der Nervenklinik war. Die alte Scheiße fing wieder an. Freier, Druck, Freier, Druck. Dann erfuhr ich, dass Detlef mit Bernd nach Paris gegangen war. Da flippte ich aus.
    Dass der Typ, mit dem ich so gut wie verheiratet war, aus Berlin abhaute, ohne mir auch nur Bescheid zu sagen, das war das Letzte. Wir hatten in unseren Träumen immer zusammen nach Paris gewollt. Ein kleines Zimmer am Montmartre oder so wollten wir uns mieten und entziehen, weil wir noch nie etwas von einer Szene in Paris gehört hatten. Wir glaubten, in Paris gäbe es keine Szene. Nur eine Menge abgefahrener Künstler, die Kaffee und mal einen Wein tranken.
    Nun war Detlef also mit Bernd nach Paris. Ich hatte keinen Freund mehr. Ich war ganz allein auf der Welt, denn mit Babsi und Stella fing auch wieder gleich der alte Streit um irgendwelche Kacke an. Ich hatte nur noch Janie.
    Ich rief bei Narkonon an und da sagten sie mir, dass meine Mutter schon meine Sachen abgeholt habe. Meine Mutter hatte mich also auch aufgegeben. Das machte mich irgendwie wütend. Jetzt wollte ich es allen zeigen. Ich

Weitere Kostenlose Bücher