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Wir Kinder von Bergen-Belsen

Wir Kinder von Bergen-Belsen

Titel: Wir Kinder von Bergen-Belsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hetty E. Verolme
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eingesammelt und versichert, dass sie zugestellt werden würden.
    Die letzte Maiwoche kam. Das Camp war nicht mehr überfüllt, denn viele frühere Gefangene waren in ihre Heimat zurückgekehrt.
    In der Mitte der Woche kam Jaap mit Captain Samuel Gazan zu uns. Dieser Captain war Niederländer und hatte sich während des Krieges den Alliierten angeschlossen. Er war überrascht und sehr glücklich, dass wir den Schrecken von Bergen-Belsen überlebt hatten, und als er ging, versprach er, er würde für unsere baldige Rückkehr in die Niederlande sorgen. Jaap begleitete ihn zu seinem Auto und kam zu uns zurück, als der Captain weggefahren war.
    Wir überfielen ihn mit Fragen, die er geduldig zu beantworten versuchte.
    »Was meinst du, wann wir losfahren?«, fragte ich.
    »Bald, denke ich«, antwortete er lächelnd. »Ich werde es euch wissen lassen, wenn ich etwas erfahre.«
    Er fuhr mir durch die Haare und ich lehnte mich an ihn. Meine Gedanken waren in Aufruhr, nun, da der Tag unserer Rückkehr näher rückte und wir alles verlassen würden, woran wir uns gewöhnt hatten. Ich fragte Jaap: »Glaubst du, wir können Schwester Luba mitnehmen?«
    »Ich denke schon, wenn sie das will«, sagte Jaap.
    Wir schauten uns an, dann drehten wir uns beide um, ohne ein Wort zu sagen, und liefen zu Schwester Lubas Zimmer. Sie schaute erstaunt auf, als wir eintraten, gefolgt von Max und Loukie. Ihr Lächeln wich einem besorgten Ausdruck, sie spürte, dass etwas Ernstes geschehen war. Iesie erzählte ihr, dass Captain Gazan unsere baldige Rückkehr in die Niederlande organisieren würde und dass wir sie nicht zurücklassen wollten.
    »Schwester Luba, du musst mit uns nach Holland kommen«, sagte er.
    Wir anderen nickten zustimmend. Schwester Luba war tief gerührt von unserer Hingabe, und ohne zu zögern, sagte sie: »Ja, ich komme mit euch nach Amsterdam.«
    Sie umarmte uns und das Glück strahlte aus unseren Augen. Wir würden nach Hause zurückkehren, und die Frau, die zu unserer zweiten Mutter geworden war und uns in Bergen-Belsen vor dem Verhungern gerettet hatte, kam mit uns.
    Die Tage vergingen nun sehr schnell. Inge und Gretel beschlossen ebenfalls, mit uns zu kommen, und Jaap sagte, er würde Ende Mai aus der Armee entlassen und könne uns daher begleiten. Als ich das hörte, war ich überglücklich, denn ich hatte mich vor dem Moment gefürchtet, uns von ihm verabschieden zu müssen. Dieser Jaap war so gut zu uns gewesen, vom ersten Moment an, und alle Kinder beteten ihn an.
    Am letzten Tag im Mai sagte Jaap, wir sollten uns am Morgen des dritten Juni gegen zehn Uhr bereithalten. Das war es also. Der Moment kam, in dem wir alle Verletzungen und Albträume hinter uns lassen und in unser Land zurückkehren würden. Die Kinder waren aufgeregt. Iesie und ich beschlossen, zum Wald zu gehen und uns bei all den freundlichen Soldaten zu bedanken, die noch immer dort kampierten.
    Wir gingen von einem Zelt zum anderen und die Soldaten wünschten uns eine gute Reise und eine glückliche Ankunft zu Hause. Manche gaben uns ihre Adressen in London und forderten uns auf, ihnen doch mal zu schreiben. Nach einem letzten Winken liefen Iesie und ich zurück zum Kinderhaus. Iesie war ein bisschen traurig, weil wir Onkel Tinus nicht getroffen hatten, der mit irgendeinem Auftrag unterwegs war.
    »Das macht nichts«, sagte ich, »die anderen werden ihm erzählen, dass wir da waren, um uns zu verabschieden.«
    Wir verließen den Wald und überquerten das Feld unserem Haus gegenüber, als ich einen Krankenwagen bemerkte, der vor unserer Tür hielt. Ein Sanitäter lief ins Haus, die Heckklappe des Autos war offen. Die kleinen Kinder brauchten keine Einladung und schon waren sie in den Wagen hineingeklettert, wobei einige gefährlich nahe an der geöffneten Hecktüre saßen. Ich konnte mir das Unglück vorstellen, das passieren konnte, denn die Soldaten fuhren immer sehr schnell los. Also rannte ich über das Feld auf den Krankenwagen zu, und Iesie, der dasselbe fürchtete wie ich, lief neben mir her. Ich schrie die Kinder an: »Los, rein mit euch! Weiter rein!«
    Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie der Soldat aus dem Gebäude kam und zur Fahrerkabine ging, ohne die Kinder zu bemerken, die hinten auf dem Auto saßen. Außer Atem erreichte ich den Wagen, sprang auf und schrie die Kinder an: »Los, weiter rein! Schnell!«
    Iesie sprang ebenfalls auf und befahl den Kindern, sich von der offenen Tür zu entfernen. Der dringende Ton unserer Stimmen

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