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Wir Kinder von Bergen-Belsen

Wir Kinder von Bergen-Belsen

Titel: Wir Kinder von Bergen-Belsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hetty E. Verolme
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Aufgabe, zur Küche zu gehen, um etwas Essen zu erbetteln. Sie forderte mich auf, sie zu begleiten, und wir machten uns auf den langen Weg.
    In der Nacht hatte es geschneit, über dem ganzen Lager lag eine dicke Schneedecke und verschluckte unsere Schritte. Der Himmel über uns war bleigrau, die Luft kalt. Es war sehr still. Nach ungefähr einer Stunde erreichten wir die Küche und Schwester Hermina führte ein langes Gespräch mit einem Polen. Ich verstand nicht, was sie sagten, aber als wir wieder draußen waren, erzählte sie mir, dass sie am späten Nachmittag wiederkommen könne, um ein paar Behälter Essen für das Kinderhaus zu holen. Das war eine gute Nachricht, und ich unterhielt mich fröhlich mit Schwester Hermina, die ich sehr gern hatte.
    Wir gingen durch das schöne, bewaldete Gebiet und näherten uns dem Tor zum Frauenlager, als ich einige bräunliche Flecken im Schnee bemerkte. Ich starrte hin und sah plötzlich, dass es wunderbare, ganz große Kartoffeln waren. Langsam zog ich meine Hand aus Schwester Herminas kuschelig warmer Manteltasche und rannte zu den halb im Schnee begrabenen Kartoffeln. Mit einem entzückten Aufschrei hob ich sie auf. Bald hatte ich eine, dann zwei, dann drei in der Hand. Als ich mich nach weiteren Kartoffeln bückte, fiel ein dunkler Schatten über den weißen Schnee und ein glänzendes Paar schwarzer Stiefel kam in mein Blickfeld.
    Ich richtete mich langsam auf, die Kartoffeln noch immer in der Hand, und stand Auge in Auge mit der berüchtigten SS-Aufseherin Irma Grese. Mein Blut gefror und mein Herz klopfte wie verrückt.
    »Na?«, sagte sie, eine Erklärung verlangend.
    Bevor ich antworten konnte, stand Schwester Hermina neben mir und sagte: »Bitte, das Mädchen hat nicht gestohlen. Sie dachte doch nur, es wäre schade, etwas Essbares im Schnee liegen zu lassen, deshalb wollte sie sie für die Kinder aufheben.«
    Einen Moment lang schaute mir die Aufseherin in die Augen, als wollte sie sich versichern, dass Schwester Hermina die Wahrheit gesagt hatte, dann sagte sie zu meiner Überraschung: »In Ordnung, du kannst noch ein paar mehr nehmen.«
    Ich glaubte meinen Ohren nicht und machte keine Anstalten, weitere Kartoffeln aufzuheben.
    »Du darfst noch ein paar Kartoffeln nehmen«, sagte Schwester Hermina.
    Ich traute der Aufseherin nicht, und als ich mich nach den Kartoffeln bückte, war ich darauf gefasst, geschlagen zu werden. Ich nahm zwei Kartoffeln. Schwester Hermina stieß mich an, damit ich mich bedankte. Ich schaute zu der Frau hinauf, die mein Schicksal in den Händen hielt, und sagte: »Vielen Dank, Frau Hauptaufseherin.«
    Sie nickte als Zeichen, dass wir gehen durften.
    Ich hatte insgesamt sechs Kartoffeln und schob sie in meine Taschen. Sie waren sehr schwer und ich konnte nur noch langsam laufen. Meine Beine taten mir von den Knöcheln bis zu den Hüften weh. Ich sagte es Schwester Hermina, und sie übernahm vier der Kartoffeln und steckte sie in ihre Manteltaschen. Jetzt hatte ich weniger Gewicht zu tragen und wollte schneller gehen, aber ich konnte es nicht. Meine Füße bewegten sich schleppend und ich bekam schreckliche Kopfschmerzen. Ich verstand nicht, was mit mir los war. Schwester Hermina ging voraus und drängte mich zur Eile, aber ich konnte nicht.
    Schließlich erreichten wir die Baracke. Ich ging direkt zu meinem Bett und schaffte es irgendwie, hinaufzusteigen. Zum Glück hatte ich noch ein paar Aspirintabletten, und nachdem mir ein kleines Mädchen einen Becher Wasser gebracht hatte, nahm ich eine. Mit zitternden Händen zog ich meinen Pullover und die Hose aus und fand oben in meinem Regal einen Flanellschlafanzug meiner Mutter, den ich anzog. Er war mir viel zu groß, aber wen störte das schon. Inzwischen wurde mein ganzer Körper geschüttelt und ich erkannte, dass ich hohes Fieber hatte. Ich kroch unter die Decke und blieb reglos liegen, in dem Versuch, die Kopfschmerzen dadurch zu lindern. Nach einer Weile ging es mir etwas besser und ich merkte, dass sich auch Max ins Bett gelegt hatte.
    Die Nachricht von meiner Erkrankung verbreitete sich offenbar sehr schnell, denn ein ständiger Strom von Kindern kam zu meinem Bett und fragte, wie es mir gehe. Das war ein Segen, denn sie konnten mir Wasser bringen, wenn ich sie darum bat. Max klagte ebenfalls über Kopfschmerzen und ich kämpfte mich zum Fußende meines Bettes, damit ich an mein Regal kam. Ich nahm eine Aspirintablette heraus und gab sie ihm. Jemand brachte Max Wasser, und nach einer

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