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Wir kommen von der Presse

Wir kommen von der Presse

Titel: Wir kommen von der Presse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Gronemann
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und Kuchen, Eis und Schokolade, mit Kasperletheater für die Kleinen und selbstverständlich mit einer schönen Bierbude für unsereinen. Ja, die Bierbude ist wichtig. Da kommt man mit den Leuten ins Gespräch.«
    Der Plan gefiel Herrn Neubert. Er überlegte sogar schon, wer von seinen Nachbarn mithelfen könnte, das Fest vorzubereiten. Aber dann kamen ihm Zweifel. »Wenn die ganze Stadt von unserem Fest erfahren soll, müssen wir entweder Plakate drucken lassen, oder es wird in der Zeitung angekündigt. Man müßte Verbindungen zur Presse haben, aber ich glaube nicht, daß jemand von der ,Felizitas’ einen Bekannten in der Zeitungsredaktion hat. Ich muß mir das noch durch den Kopf gehen lassen. Eines steht jedenfalls fest: Die wichtigen Leute, also die Stadträte, den Baumenschen Meier und die Verantwortlichen von der Wohnbaugesellschaft, werde ich persönlich einladen.«
    »Vielleicht fällt uns dafür auch noch zufällig eine Lösung ein«, meinte Klaus. »Genauso zufällig, wie uns die Idee mit dem Fest gekommen ist. Mein Papa sagt nämlich immer: ,Ein guter Einfall kommt selten allein’.« Nach dem Krankenhausbesuch fuhren die beiden Reporter sofort zu ihrer Freundin Lisa. Ute hatte gemeint, in Lisas Blumenwerkstatt hingen so viele Kräuterdüfte in der Luft, daß sie dadurch bestimmt zu guten Einfällen angeregt würden.
    »Schließlich sind wir auf die Idee mit dem Koloniefest auch in der Werkstatt gekommen«, sagte Ute.
    Sie stiegen in Lisas Hinterhaus die Wendeltreppe hoch, hockten sich an eine Seite des großen Arbeitstisches und schauten eine Weile schweigend zu, wie die Studentin ein rundes Weidenkörbchen mit getrockneten Blumen und Gräsern füllte.
    Zwischendurch warf sie ihnen einen kurzen Blick zu. »Habt ihr Probleme?« fragte sie.
    »Wir brauchen einen guten Einfall«, erwiderte Ute und holte tief Luft, der anregenden Kräuterdüfte wegen. »Dann packt mal eure Sorgen aus«, sagte Lisa. Und während sie weiterarbeitete, hörte sie aufmerksam zu, was Ute und Klaus ihr von den beiden Besuchen im Krankenhaus erzählten. Sie berichteten von Herrn Neuberts Bedenken und von Frau Dorsch, deren Sohn Reporter bei der »Allgemeinen Tageszeitung« war.
    Lisa blickte überrascht von ihrer Arbeit auf. »Ein richtiger Reporter?« fragte sie. Sie schob das Blumenkörbchen beiseite, lehnte sich zurück und dachte eine Weile angestrengt nach.
    Auch Ute und Klaus überlegten. Und plötzlich ging ihnen der Knopf auf.
    »Ich hab’s!« Ute war aufgesprungen.
    »Ich auch!« rief Klaus fast gleichzeitig. »Der Sohn von Frau Dorsch!«
    »Der ist unsere Verbindung zur Presse!« schrie Ute noch lauter.
    »Er müßte in der ,Allgemeinen Tageszeitung’ von der ,Felizitas’ und vom Koloniefest berichten. Aber nicht einmal, jeden Tag müßte er darüber schreiben.«
    »Und ich«, fügte Klaus lauthals hinzu, »ich würde ihm laufend die Fotos zu seinen Artikeln liefern!«
    Ute klatschte in die Hände. »Ha! Ihr werdet sehen, wie schnell dann die ganze Stadt vom Koloniefest erfährt!«
    »Vorausgesetzt«, warf Lisa ein, »Herr Dorsch ist überhaupt bereit, sich für die ,Felizitas’ einzusetzen. Womöglich müßt ihr ihn erst noch davon überzeugen, warum es richtig ist, die alten Häuser nicht abzureißen. Traut ihr euch das zu?«
    Ute und Klaus glaubten schon, das zu schaffen. Sie mußten es eben nur geschickt genug anfangen, Herrn Dorsch alles hübsch der Reihe nach erklären und nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.
    »Ich werde ihm zunächst das Foto schenken, das ich von seiner Mutter im Krankenhaus geknipst habe«, erklärte Klaus. »Darüber freut er sich bestimmt. Und das ist für uns wichtig.«
    Allerdings steckte die Aufnahme noch in seinem Fotoapparat. Und er mußte mindestens zehn weitere Fotos machen, bis der Film ausgeknipst war. Klaus konnte seinem Vater unmöglich einen nur halbbelichteten Film zum Entwickeln geben.
    Lisa wußte Rat. Sie schlug ihnen vor, am nächsten Tag mit ihr einen Ausflug zu machen. Auf einer Wanderung würde der unbelichtete Filmteil schnell verknipst sein. »Und dann könnt ihr vielleicht übermorgen schon zu diesem Herrn Dorsch gehen und ihm das Bild von seiner Mutter schenken«, meinte sie.
    »Das ist ein klasse Vorschlag!« rief Ute und dachte für sich: Ich hab’s gewußt, daß uns hier in der Blumenwerkstatt was einfallen würde. Bei so vielen Kräuterdüften müssen einem ja gute Ideen kommen.
     
    Am anderen Tag fuhren sie mit dem Bus zum Niederhofer Wald hinaus. Ute

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