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Wir kommen von der Presse

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Titel: Wir kommen von der Presse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Gronemann
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»Das hab’ ich mir noch gar nicht überlegt. Aber es kann schon sein, daß etliche aus unserer Klasse keinen blassen Schimmer haben, wie doof zum Beispiel die Arbeit in einer Maschinenhalle ist.«
    »Oder wie es ist, wenn man plötzlich gefangengenommen wird«, fügte Ute hinzu. »Wir sind nämlich in der Kolonie ,Felizitas’ zuerst für Spione gehalten worden. Oder was man für einen Bammel hat, wenn man auf dem Marktplatz eine Königin ansprechen soll.«
    »Eine richtige Königin?« fragte Frau Dorsch.
    »Nein, keine richtige.« Ute und Klaus berichteten von der Begegnung mit der Schuhverkäuferin, die sie für die
    Königin von Schweden gehalten hatten. Und sie erzählten noch manches mehr von ihren Streifzügen mit Kamera und Recorder.
    Schließlich sagte Frau Dorsch ins Mikrofon: »Im Namen meiner Zeitung danke ich herzlich für dieses aufschlußreiche Gespräch.«
    »Gern geschehen«, erwiderte Ute mit ernstem Gesicht. Klaus aber sagte anerkennend: »Man könnte meinen, Sie wären eine echte Kollegin von uns. Ihr Interview war wirklich Klasse.«
    »Das hab’ ich von meinem Sohn gelernt. Der ist nämlich Reporter bei der ,Allgemeinen Tageszeitung’«, erklärte Frau Dorsch.
    »Aha, daher«, meinte Klaus. Und im stillen dachte er: Ist vielleicht ganz gut, daß ich das nun weiß.
    Bevor sie sich verabschiedeten, machte er noch ein Foto von Frau Dorsch auf der Bank im Krankenhausgarten. Während er durch den Sucher der Kamera blickte, sah er im Hintergrund den mächtigen Ahorn. Und er dachte einen Augenblick lang: Tatsächlich, der Ahorn sieht wirklich aus wie ein König unter den Bäumen.
    Als sie bald darauf durch den Garten zurück ins Krankenhausgebäude gingen, kam ihnen die Schwester entgegen, die vorhin so aufgeregt über den Flur gerannt war und Dr. Braun geholt hatte. Jetzt ging sie sehr langsam und machte ein müdes Gesicht.
    Da fiel Klaus ein, daß sie eigentlich noch einmal mit dem Arzt sprechen könnten. Und vielleicht auch noch ein Bild von ihm knipsen. Sie fragten die Schwester, wo Dr. Braun jetzt sei, weil sie noch etwas Wichtiges mit ihm zu bereden hätten.
    »Heute könnt ihr nicht mehr zu ihm«, sagte sie. »Die Patientin, zu der ich ihn so schnell holen mußte, ist gestorben. Das hat ihm sehr zugesetzt.« Dann ging sie langsam weiter.
    Ute und Klaus aber verließen eilig den Garten, und sie vermieden es, sich anzusehen.
    Erst als sie ihre Räder aus dem Fahrradständer am Tor hoben, sagte Ute: »Du, wenn wir noch einmal zu Herrn Neubert fahren, nehmen wir zwei Sträuße mit. Einen für Herrn Neubert und einen für den Doktor.«
     

Ausflug in den Niederhofer Wald
     
    Als Ute und Klaus am Wochenende erneut ins Krankenhaus Bethanien fuhren, wartete eine freudige Überraschung auf sie: Herr Neubert saß mit einem Bademantel bekleidet in einem Lehnstuhl am Fenster des Krankenzimmers und lachte sie munter an.
    »Habt ihr gedacht, ich läge noch stramm im Bett? I wo, ich bin ein Stehaufmännchen, das immer schnell wieder auf die Beine kommt.« Er hatte bereits gehört, daß Ute und Klaus schon einmal dagewesen waren, um mit ihm über eine wichtige Angelegenheit zu sprechen. Deshalb fragte er gespannt: »Worum geht’s denn?«
    »Um die ,Felizitas’«, erwiderte Klaus leise, damit ihn die beiden Bettnachbarn von Herrn Neubert nicht verstehen konnten. »Uns ist da nämlich ganz zufällig ein toller Gedanke über den Weg gelaufen.«
    »Und wir haben daraus gleich einen phantastischen Plan gemacht«, fügte Ute hinzu.
    Herr Neubert hörte sich aufmerksam an, was Ute und Klaus sich ausgedacht hatten: »Die Leute von der Felizitas’ müßten ein Koloniefest feiern, ein Fest, das in der ganzen Stadt angekündigt wird. Jeder, der Lust hat, kann kommen und mitfeiern. Dabei wird jeder mit eigenen Augen sehen, wie wohl Sie und die anderen Bewohner der Kolonie sich in den kleinen alten Häusern mitten in den Gärten fühlen. Nach dem Fest ist bestimmt die ganze Stadt einer Meinung: Die ,Felizitas’ darf nicht abgerissen werden!«
    »Ein ausgezeichneter Plan!« sagte Herr Neubert begeistert, als Ute und Klaus geendet hatten. »Wir haben zwar schon oft Koloniefeste gefeiert. Aber nur unter uns. Und wir haben auch schon mal daran gedacht, mit einem Protestzug durch die Stadt gegen den Abbruch unserer Häuser zu demonstrieren. Doch mit einem großen Fest für unsere gute alte ,Felizitas’ zu demonstrieren, das wäre etwas Besonderes! Wir würden nicht mit lauten Reden protestieren, sondern mit Tanz, Kaffee

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