Wir lassen sie verhungern
länger als drei Monate regelmäßige Arbeit gehabt, was sie automatisch von der WFP-Liste der Empfänger ausschloss.
In dem Hauptbuch des Elends, das Joyce Luma in Rom führt, fallen Jalil Jilani und ihre vier vom Hunger geschundenen Kinder aus der Kategorie der Berechtigten heraus.
Murshid murmelte ein rasches »Ade« auf Bengali. Ich legte alle Taka, die ich bei mir hatte, auf den Bettrand. Waliur ließ den Vorhang fallen.
Wer in Bangladesch für die Rechte der Arbeiter in den »Freien Produktionszonen« kämpft, zahlt einen hohen Preis dafür. Hören wir ein Beispiel, über das die Schweizer NGO Déclaration de Berne berichtet:
Aminul Islam, ein ehemaliger Textilarbeiter in Bangladesch, der sich für Arbeitsrechte einsetzte, ist Anfang April in Dhaka gefoltert und ermordet worden. Am 5. April 2012 hat die örtliche Polizei seine Leiche in den Außenbezirken von Dhaka gefunden. Laut Polizeibericht wies das Opfer schwere Folterspuren auf. Alle Indizien sprechen dafür, dass Aminul wegen seines Engagements für die Rechte der Arbeiter und Arbeiterinnen ermordet wurde.
Aminul Islam arbeitete im Zentrum für die Solidarität der Arbeiter in Bangladesch (Bangladesh Center for Worker Solidarity – BCWS) und die Textilgewerkschaft von Bangladesch (Bangladesh Garment and Industrial Workers Federation – BGIWF). Der Gewerkschaftsaktivist wurde zum letzten Mal am Mittwoch, dem 4. April 2012, gesehen, als er sich zu einem Treffen mit einem Arbeiter begab, der seine Hilfe erbeten hatte. Früher an diesem Abend hatten Aminul und sein Kollege das BCWS-Büro geschlossen, nachdem sie ein Polizeiauto entdeckt hatten, das vor der Tür parkte. Sie befürchteten gewaltsame Übergriffe oder eine Verhaftung. Angehörige und Freunde von Aminul haben bis Sonntag nach ihm gesucht, dann erkannte seine Frau ein Foto der Leiche in einer Regionalzeitung. 182
179 Nach dem Wechselkurs von 2005.
180 Nach dem Wechselkurs von 2005.
181 Newsletter der NGO »Erklärung von Bern«, Bern, Nr. 3, 2005.
182 Zeitschrift Solidaire , Nr. 222, Juni 2012, Déclaration de Berne (Erklärung von Bern).
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Dioufs Niederlage
Die FAO ist luxuriös untergebracht. Von duftenden Gärten und Pinien umgeben, residiert sie in dem Palast Viale delle Terme di Caracalla, in dem einst Benito Mussolinis Kolonialministerium zu Hause war. Noch vor kurzem gab es eine Besonderheit auf dem Platz gegenüber zu bewundern: den Obelisken von Axum, der im Jahr 2005 an Äthiopien zurückgegeben wurde.
Wie erwähnt, wurde die FAO im Oktober 1945 auf Betreiben von Josué de Castro gegründet, nahezu zeitgleich mit der UNO, und erhielt ein anspruchsvolles Mandat. Ich zitiere aus dem ersten Artikel der Satzung:
»Die Organisation sammelt, analysiert, erläutert und verbreitet Informationen über Ernährung und Landwirtschaft. In dieser Satzung bezeichnen der Ausdruck ›Landwirtschaft‹ und die von ihm abgeleiteten Ausdrücke auch die Fischerei, die Erzeugnisse des Meeres, die Forstwirtschaft und ihre Roherzeugnisse.
2. Die Organisation fördert und empfiehlt, soweit letzteres zweckdienlich ist, nationale und internationale Maßnahmen in Bezug auf
a) die wissenschaftliche, technische, soziale und wirtschaftliche Forschung auf dem Gebiet der Ernährung und Landwirtschaft;
b) die Verbesserung der Ausbildung und der Verwaltung auf dem Gebiet der Ernährung und Landwirtschaft sowie die Verbreitung theoretischer und praktischer Kenntnisse auf diesem Gebiet;
c) die Erhaltung natürlicher Hilfsquellen und die Einführung verbesserter Methoden der landwirtschaftlichen Erzeugung;
d) die Verbesserung der Verarbeitung, des Absatzes und der Verteilung von Nahrungsmitteln und sonstigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen;
e) die Einführung von Verfahren zur Bereitstellung ausreichender nationaler und internationaler Kredite für die Landwirtschaft;
f) die Annahme internationaler Richtlinien für Vereinbarungen über landwirtschaftliche Erzeugnisse.« 183
In der riesigen, mit weißem Marmor geschmückten Eingangshalle des römischen Palastes ist das FAO-Logo an der rechten Wand befestigt. Unter einer Weizenähre auf blauem Grund steht das Motto: Fiat panis (»Es werde Brot« [Subtext: für alle]).
191 Mitgliedsstaaten hat die FAO.
Wie ist die Situation der Organisation heute?
Die Weltagrarpolitik, insbesondere die Frage der Ernährungssicherung, wird von der Weltbank, dem IWF und der WTO bestimmt. Die FAO ist auf diesem Schlachtfeld praktisch nicht präsent. Und das aus einem
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