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Wir lassen sie verhungern

Wir lassen sie verhungern

Titel: Wir lassen sie verhungern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ziegler Jean
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Hungerwaffe auswirkte, brachte er laut und deutlich seine Empörung zum Ausdruck. Er versuchte, die Presse, die deutsche Regierung und vor allem den Sicherheitsrat zu informieren. Die Amerikaner verhinderten seine Anhörung vor dem Rat.
    James Rubin, der Sprecher von Madeleine Albright, versuchte von Sponeck zu diffamieren, indem er alle möglichen aus der Luft gegriffenen Behauptungen über ihn verbreitete. »Dieser Mann in Bagdad wird fürs Arbeiten bezahlt und nicht fürs Reden«, 196 , spottete er eines Tages über den deutschen Grafen.
    Der Vorwurf des englischen Botschafters lautete: »In Ihrer Funktion als Humanitärer Koordinator der Vereinten Nationen haben Sie mit Fragen außerhalb Ihres Zuständigkeitsbereichs nichts zu schaffen! Jedenfalls erreichen Sie nichts anderes, als dass der irakischen Propaganda zur Bestätigung noch das UN-Logo aufgedrückt wird.« 197
    Schließlich verlangte Madeleine Albright seine Abberufung. Kofi Annan lehnte ab.
    Der Hass, mit dem ihn Madeleine Albright verfolgte, und die Kampagne, die Rubin gegen ihn führte, wurden immer schlimmer. Aber vor allem war es die Erinnerung an seinen Vater, die von Sponecks Situation immer unerträglicher machte: Für ihn war es undenkbar, sich – direkt oder indirekt – zum Komplizen eines Geschehens zu machen, das vom Präsidenten der UN-Menschenrechtskommission als Völkermord bezeichnet wurde. Am 11. Feburar 2000 schickte von Sponeck sein Rücktrittsgesuch nach New York. Desgleichen Jutta Burghart, die Leiterin des örtlichen WFP-Büros.
    Ein aus Burma stammender, farbloser Bürokrat folgte ihm nach.
    In der Nacht vom 19. auf den 20. März 2003 beendeten die amerikanischen Bomben auf Bagdad, gefolgt von der Bodeninvasion, das Programm Oil for Food . 198
    Der Wehrmachtsgeneral Hans Emil Otto Graf von Sponeck, Kommandeur einer Division an der südrussischen Front, hatte sich geweigert, einen unmenschlichen Befehl auszuführen.
    Ein Kriegsgericht hatte ihn zum Tode verurteilt.
    Seine Frau wandte sich mit einem Gnadengesuch an Hitler. Daraufhin wandelte dieser das Urteil in eine lebenslange Haftstrafe im Wehrmachtsgefängnis Germersheim um, wo vor allem norwegische und dänische Widerstandskämpfer einsaßen.
    Unter Führung des Obersten Claus von Stauffenberg versuchten deutsche Offiziere am 20. Juli 1944, Hitler im Führerhauptquartier Wolfsschanze in Ostpreußen zu töten.
    Leider misslang das Attentat.
    Daraufhin schwor Heinrich Himmler, der SS-Chef, jeden Widerstand unter den Offizieren auszumerzen. Er ließ General von Sponeck aus dem Gefängnis holen. Am 23. Juli 1944 wurde er von einem SS-Kommando erschossen.
    Ich habe seinen Sohn gefragt, wie er jahrelang die unverschämten Beleidigungen von Madeleine Albright und die Lügen von James Rubin ertragen konnte, woher er die Kraft und den Mut genommen habe, die Omertà der UNO zu brechen, und was ihn bewogen habe, sich gegen den mächtigen Sanktionsausschuss des UN-Sicherheitsrates aufzulehnen und seine Karriere zu ruinieren.
    Hans-Christof Graf von Sponeck ist ein bescheidener Mann. Er antwortete mir: »Einen Vater zu haben wie ich bringt gewisse Verpflichtungen mit sich.«
    183 http://www.admin.ch/ch/d/sr/i9/0.910.5.de.pdf (aufgerufen am 11.06.2012).
    184 Zur Finanzierung bestimmter Programme erhält die FAO Sonderzuwendungen.
    185 Graham Hancock, Händler der Armut . Wohin verschwinden unsere Entwicklungsmilliarden? , München, Droemer Knaur, 1989, S. 137.
    186 The Ecologist , März/April 1991.
    187 Sendung der BBC London vom 13. Juni 2002 aus Anlass der Zweiten Welternährungskonferenz.
    188 Jacques Diouf wurde durch José Graziano, einen kompetenten und warmherzigen Brasilianer, ersetzt. Als Minister in der ersten Regierung Lula, 2003, hat er an der Entstehung des Programms Fome Zero mitgearbeitet.
    189 Hans-Christof von Sponeck, Ein anderer Krieg , Das Sanktionsregime der UNO im Irak , Hamburg, Hamburger Ed., 2005.
    190 Hans-Christof von Sponeck in Zusammenarbeit mit Andreas Zumach, Irak, Chronik eines gewollten Krieges , Wie die Weltöffentlichkeit manipuliert und das Völkerrecht gebrochen wird , Köln, Kiepenheuer & Witsch, 2003.
    191 Heute der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen.
    192 Laut Schätzung der deutschen NGO Medico International .
    193 Einige wurden dann doch bewilligt, mit einem oder sogar zwei Jahren Verspätung und ohne Telefon.
    194 Celso Amorim, Vorwort zur spanischen Ausgabe des Buchs von Hans-Christof von Sponeck, Autopsia de Irak , Madrid, Ediciones del

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