Wir lassen sie verhungern
irgendeinen saudischen Prinzen oder einen New Yorker Hedgefond zu verkaufen.
Die Beutejäger, die sich um die Flächen für den Nahrungsmittelanbau zanken, um sie später wieder zu verkaufen oder um sie sofort zu bewirtschaften und die Ernten zu exportieren, wenden eine Vielzahl von Strategien an, um die afrikanischen Bauern um ihre Existenzmittel zu bringen.
Die »Tigerhaie«, die an den Finanzplätzen von Genf und Zürich aktiv sind, haben die Organisationen Brot für Alle und Fastenopfer zum Gegenstand einer Untersuchung gemacht: »In der Schweiz sind vor allem die Banken und Investmentfonds in das Land Grabbing verwickelt. So haben sich die Crédit Suisse und die UBS 2009 an der Aktienemission für Golden Agri-Resources beteiligt … Dieser indonesische Konzern rafft große Regenwaldflächen zusammen, um dort riesige Monokulturen von Ölpalmen anzulegen – mit katastrophalen Folgen für Klima und ansässige Bevölkerung. Darüberhinaus befindet sich Golden Agri-Resources auch in den Fonds, die die beiden Großbanken ihren Kunden vorschlagen.«
Etwas weiter heißt es:
»Die Fonds der Banken Sarasin und Pictet investieren in COSAN, das unter anderem Land und Bauernhöfe in Brasilien kauft, um vom Anstieg der Bodenpreise zu profitieren. COSAN ist wegen der an Sklaverei erinnernden Arbeitsbedingungen auf seinen Plantagen stark in die Kritik geraten …
Mehrere Schweizer Fonds, gleich ob klassisch oder spekulativ (Hedgefonds), investieren in die Landwirtschaft: GlobalAgriCap in Zürich, Gaia World Agri Fund in Genf, Man Investments in Pfäffikon. Alle investieren sie in Unternehmen, die Ländereien in Afrika, Kasachstan, Brasilien oder Russland kaufen.«
Der Schluss der beiden Hilfsorganisationen lautet: »All das [die Aneignung von Nahrungsanbauflächen durch Spekulanten] hat desaströse Folgen und verschärft die Landkonflikte in diesen Regionen, in denen immer mehr Bäuche leer sind.« 276
Das Land Grabbing der Spekulanten hat die gleichen sozialen Folgen wie das Land Grabbing durch die Geier des »Grünen Goldes«. Ob man es mit Libyern in Mali, Chinesen in Äthiopien, Saudis oder Franzosen im Senegal zu tun hat – dieser Ausverkauf des Bodens geht natürlich zu Lasten der einheimischen Bevölkerung – und oft genug, ohne dass sie vorher gefragt wurde.
Ganze Familien werden von den natürlichen Ressourcen abgeschnitten und von ihrem Grund und Boden verjagt. Wenn die multinationalen Konzerne, die das Land in Besitz nehmen, nicht ihr eigenes Kontingent an Arbeitern haben, findet ein kleiner Teil der einheimischen Bevölkerung Arbeit, aber für einen Elendslohn und unter oft unmenschlichen Arbeitsbedingungen.
Meist werden die Familien von ihrem angestammten Land vertrieben; ihre Gemüse- und Obstgärten sind bald verwüstet, weil das Versprechen auf eine gerechte Entschädigung reine Makulatur ist. Mit der Vertreibung der Kleinbauern wird die Ernährungssicherheit Tausender von Menschen gefährdet.
Damit verschwindet auch ein uraltes Wissen und Können, das von Generation zu Generation übermittelt wurde: Die Kenntnis der Böden, die langsame Selektion der Saat, abhängig vom Land, der Sonne, dem Regen – all das wird in ein paar Tagen weggefegt.
Stattdessen setzen die Agrotrusts auf Monokulturen von Hybrid- oder gentechnisch veränderten Pflanzen, die nach dem Prinzip des agroindustriellen Systems angebaut werden. Sie zäunen die Parzellen ein, sodass die Bauern oder Nomaden noch nicht einmal mehr Zugang zum Fluss, zum Wald, zu den Weiden haben.
Wenn die Spekulanten auf Lebensmittel spekulieren, auf Land spekulieren, spekulieren sie in Wahrheit auf den Tod.
Die großen multinationalen französischen Konzerne, die in Afrika tätig sind – Bolloré, Vilgrain und andere – rühmen sich der Wohltaten, die sie der einheimischen Bevölkerung erweisen, indem sie in ihr Land investieren: Bau von Infrastruktur (Straßen, Bewässerung etc.), Schaffung von Arbeitsplätzen, Steigerung der nationalen Produktion, Know-How- und Technologietransfer etc. Hören wir Alexandre Vilgrain, Präsident des Conseil français des investisseurs en Afrique (CIAN – »Französischer Rat der Investoren in Afrika«): »… Wir können davon ausgehen, dass die Länder des Südens die Länder des Nordens, und insbesondere Frankreich, weit weniger nach ihrer Entwicklungspolitik beurteilen als nach der Politik der Unternehmen, die vor Ort investieren … Der afrikanische Kontinent, mit dem unsere Unternehmen eine lange und
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