Wir lassen sie verhungern
verkauft, oft zu einem lächerlichen Preis, »für einen Mundvoll Maniok« 284 .
Dabei gehen die Potentaten immer auf die gleiche Weise vor. Sie sammeln die Hektar, lassen das Land aber brachliegen. Dann warten sie mit dem Verkauf, bis die Preise gestiegen sind. Kurzum, wie auf jedem beliebigen Immobilienmarkt in jeder beliebigen europäischen Stadt kaufen die Spekulanten, verkaufen, kaufen wieder zurück und verkaufen erneut, stets höhere Profite witternd.
Das Departement Zou war früher die Kornkammer Benins. Heute weist es den höchsten Prozentsatz an schwerst unterernährten Kindern unter fünf Jahren auf.
Statt in den Lebensmittelanbau zu investieren – das heißt, den Erwerb von Dünger, Wasser, Saatgut, Zugtieren oder -maschinen, Werkzeug und den Straßenbau zu fördern –, importiert die Regierung in Cotonou lieber Reis aus Asien und Weizen aus Nigeria, was die einheimischen Bauern noch tiefer ins Elend stürzt.
Boni Yayi, ein ehemaliger Banker, der den ausländischen, vor allem französischen, »Investoren« sehr nahe steht, wurde 2006 zum Präsidenten der Republik gewählt. Am 13. März 2011 wurde er wiedergewählt. Am Abend des Wahlsieges hat sein Sprecher der französischen Werbeagentur EURO-RSCG herzlich gedankt für ihre »wertvolle Unterstützung«.
EURO-RSCG ist eine Tochter der Gruppe Bolloré.
2009 hat die Gruppe von Boni Yayi die Konzession für den Hafen von Cotonou erhalten. 2011 hat die Werbeagentur von Bolloré in den 77 Gemeinden des Landes unter Einsatz von mehreren Euromillionen den Wahlkampf des Banker-Präsidenten organisiert.
Im Jahr zuvor hatten die »ausländischen Spender« (unter ihnen Bolloré) die Einrichtung des elektronischen Wählerverzeichnisses Liste électorale permanente informatisée (LEPI) finanziert. Diese Liste hatte 28 Millionen Euro gekostet.
Die Opposition hatte die LEPI scharf kritisiert. Es hieß, mindestens 200000 potenzielle Wähler und Wählerinnen seien nicht in sie aufgenommen worden – vor allem im Süden des Landes, wo sich die stärkste Opposition gegen den Banker-Präsidenten formiert.
Am 13. März 2011 hat Boni Yayi die beninische Präsidentschaftswahl mit einem Vorsprung von 100000 Stimmen gewonnen. 285
Nestor Mahinou fasst die Katastrophe zusammen: »Während die einheimischen Kleinbauern gezwungen sind, ihr Land zu verkaufen, weil sie nicht mehr die Mittel haben, es zu bewirtschaften, liegen die von Dritten erworbenen großen fruchtbaren Ackerflächen brach.« 286 Mahinou ist Leiter der Bauerngewerkschaft Synergie paysanne (SYNPA), der einflussreichsten Organisation gegen das Land Grabbing in Benin.
Unterstützt vom 2000 in Cotonou gegründeten Réseau des organisations paysannes et de producteurs agricoles de l’Afrique de l’Ouest (ROPPA) und dessen Präsidenten Mamadou Cissokho, führt die SYNPA einen bewundernswerten Kampf gegen das in Benin herrschende neokoloniale System.
Einige Staatsfonds (Souveräne Fonds) asiatischer, afrikanischer oder anderer Herkunft verhalten sich nicht ehrenhafter als die Privatspekulanten. Das Beispiel des Staatfonds Libyan African Investment Portfolio (LAP) ist in diesem Zusammenhang besonders lehrreich.
2008 bekam der Fonds vom malischen Staat eine 100000 Hektar große Fläche bewässerbarer Reisfelder »geschenkt«. Zu diesem Zweck hat er vor Ort eine malischem Gesetz unterliegende Gesellschaft namens Malibya gegründet. Diese kann das Land fortan ohne erkennbare Gegenleistung auf eine verlängerbare Dauer von 50 Jahren bewirtschaften. 287
In Mali ist Wasser in der Landwirtschaft ein sehr knappes und begehrtes Gut. 288 Doch Malibya ist eine unbegrenzte Nutzung »des Nigerwassers während der Regenzeit« und die Entnahme der »erforderlichen Wassermenge« in der übrigen Zeit vertraglich zugesichert.
Ein bereits angelegter, 14 Kilometer langer Bewässerungskanal, der 25000 Hektar fortan »libysches« Land bewässert, richtet jetzt erheblichen Schaden bei den Bauern und Nomaden Zentralmalis an. Seinetwegen vertrocknen die Brunnen der Bauern und die Wasserlöcher, die von den nomadischen Fulbefamilien und ihrem Vieh genutzt werden. Zwischen zwei Wanderungen bauten die Nomaden auf dem einst feuchten Land Sorgho an, heute ist der Boden ausgedörrt …
Mamadou Goïta gehört zu den wichtigsten Führern des ROPPA. 289 Er und seine Verbündeten, vor allem Tiébilé Dramé, zwangen 2008 die Regierung in Bamako, den Vertrag mit den Libyern zu veröffentlichen.
Goïtas Vorwurf: »Die Libyer führen sich
Weitere Kostenlose Bücher