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Wir lassen sie verhungern

Wir lassen sie verhungern

Titel: Wir lassen sie verhungern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ziegler Jean
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gründliche Erfahrung und meist auch eine gemeinsame Sprache haben, wird zum Spielplatz für Investoren aus aller Welt. Unser Land, und damit unsere Unternehmen, haben dort alle Möglichkeiten, vorausgesetzt, sie spielen zusammen.« 277
    Der afrikanische »Spielplatz« des Präsidenten Vilgrain, das sind leider allzu oft Orte der Verwüstung.
    Die Begleitmusik dieser Vernichtung ist eine mediale Verschleierung. Die Spekulanten gefallen sich nämlich darin zu »kommunizieren«. Um die Konsequenzen ihres Handelns zu vertuschen, erfinden sie gelegentlich sehr griffige Formulierungen. Eine, die häufig und gern verwendet wird, ist die berühmte »Win-win-Situation«. Hier Vilgrains absurde Theorie:
    Wenn es gelingt, eine Win-win-Situation herzustellen, die darauf beruht, dass die Bedürfnisse aller Beteiligten befriedigt werden, lassen sich Konflikte lösen. Eine Win-win-Vereinbarung dient den Interessen aller Parteien in höchstem Maße und sorgt dafür, dass sie jedem der Beteiligten Gewinn bringt. Mit anderen Worten, die Bauern, die ihr Land verlieren, profitieren davon genauso wie die Agro- und Lebensmitteltrusts, die es ihnen stehlen!
    Die Spekulation ist also gewissermaßen die Stifterin des Gemeinwohls.
    Das Weltsozialforum, das im Februar 2011 in Dakar tagte, hat es wieder einmal gezeigt: Afrika besitzt eine außerordentlich lebendige Zivilgesellschaft. Von einem Ende des Kontinents zum anderen formiert sich der Widerstand gegen die »Tigerhaie«. Hier einige Beispiele:
    Die Sosucam, die Société sucrière du Cameroun, die Alain Vilgrain gehört, besitzt Tausende Hektar Land in Kamerun, das zusammen mit Sierra Leone zu den korruptesten Staaten des Kontinents gehört. 278
    Laut dem Comité de développement de la région de N’do (CODEN), einer kamerunischen Koalition aus Bauerngewerkschaften, kirchlichen Organisationen und anderen zivilgesellschaftlichen Gruppierungen, hat sich das Geschäft wie folgt abgespielt:
    1965 hat die Sosucam mit der Regierung in Jaunde einen Pachtvertrag über 99 Jahre abgeschlossen, der es dem Unternehmen erlaubt, seine Aktivitäten auf 10058 Hektar zu entfalten. 2006 brachte ein zweiter Pachtvertrag der Sosucam weitere 11980 Hektar zur Bewirtschaftung hinzu.
    Bei dieser Gelegenheit hat der Konzern sich zwar verpflichtet, den betroffenen Gemeinschaften eine jährliche Entschädigung zu zahlen, aber die beläuft sich lediglich auf 2062 985 CFA-Franc (also nur 3145 Euro), was 5 Euro pro Familie und Jahr entspricht. 279
    Auf dem eigentlich zum Lebensmittelanbau bestimmten Ackerland, das die Sosucam erworben hat, lebten rund 6000 Menschen. Überflüssig zu erwähnen, dass sie bei den beiden Transaktionen, die zwischen den Politikern in Jaunde und dem Vorstandsvorsitzenden Vilgrain geschlossen wurden, kein Wort mitzureden hatten.
    Hören wir den Widerstand:
    »Nur 4 Prozent der Sosucam-Mitarbeiter sind ehemalige Bauern, die ihr Land verloren haben. Als Arbeiter auf den Plantagen verdienen sie nicht genug, um sich und ihre Familien ernähren zu können.
    Boden- und Wasserverschmutzung, schlechte Arbeitsbedingungen, Gesundheitsrisiken durch den Umgang mit giftigen Produkten, Enteignung der Familien, kein Zugang zu den Ressourcen, keine Entschädigung …
    … das sind die unmittelbaren Folgen der Aneignung kamerunischen Ackerlands durch Vilgrain.« 280
    Auf der Internetseite der Gruppe Somdiaa 281 , der Muttergesellschaft von Sosucam, die seit 1947 der Familie Vilgrain gehört, 282 ist der folgende Erbauungsspruch zu lesen: »Menschliche Werte sind das Fundament unserer Gruppe.«
    Durch die Mobilisierung der im CODEN zusammengeschlossenen Bauern, Gewerkschafter, religiösen Gemeinschaften und städtischen Bürgerrechtler ist verhindert worden, dass zwischen dem Vorstandsvorsitzenden Vilgrain und den Ministern in Jaunde ein dritter Vertrag unterzeichnet wurde, der einen weiteren Landraub und einen neuen Zwangsexodus der Bauernfamilien zur Folge gehabt hätte.
    Anderes Beispiel: Benin.
    Die Mehrheit der 8 Millionen Beniner sind Klein- und Mittelbauern, die Parzellen von ein bis zwei Hektar bewirtschaften.
    Ein Drittel der Beniner lebt in extremer Armut, mit einem Tagesverdienst von 1,25 Dollar oder weniger. 283
    Mehr als 20 Prozent der Familien leiden an schwerer, permanenter Unterernährung.
    In Benin sind es vor allem die Potentaten des gegenwärtigen (oder des vorangegangenen) Regimes, die sich das Land unter den Nagel gerissen hatten. Vom Hungertod bedroht haben die Bauern ihren Besitz

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