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Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Titel: Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bainbridge
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in dem der jeweilige Partner älter wird? Oder stülpt man in Gedanken irgendeine veraltete, wenngleich jugendliche Version des Partners über das, was man tatsächlich vor sich hat? Oder ist womöglich die monogame Lebensform nichts weiter als eine gesellschaftliche Konvention, die eine ursprüngliche Tendenz im Mensch mittleren Alters überlagert, den Partner zu verlassen und sich jemand Jüngeren zu suchen? Diese spannenden Fragen werden wir später noch ausführlicher behandeln.
    Veränderungen im Äußeren wirken sich im mittleren Alter auch ganz extrem auf unser Selbstverständnis aus, was insbesondere an einem, ich sage mal, Fehler im Ablauf des menschlichen Lebens liegt. Als Kinder und Teenager »fühlen« wir uns jung, und ein Grund dafür, dass wir uns jung fühlen, ist, dass wir meinen, wir würden auch jung »aussehen«. Wir haben glatte, gleichmäßige Haut und volles Haar in jeweils verschiedenen Farben, und das unterscheidet uns von unseren Eltern, bei denen sich zu dem Zeitpunkt, an dem wir alt genug sind, es zu bemerken, die mittelalterlichenVeränderungen der Haut und der Haare einstellen. Wenn wir jenseits der zwanzig oder sogar dreißig sind, zählen wir uns vermutlich immer noch zu den »Jüngeren«, weil wir zwar durchaus den Druck des Lebens auf unseren Schultern spüren, nach wie vor jedoch glatte Haut und eine ansehnliche Haarpracht besitzen. Sobald wir dann aber die vierzig überschritten haben, stellen wir in unserem Äußeren Veränderungen fest, die wir unterbewusst seit jeher in Zusammenhang mit – Schreck lass nach! – unseren Eltern gebracht haben. Wir Menschen sind eine sehr selbst-bewusste Spezies, und die schleichenden Veränderungen, denen unser Aussehen bei der Annäherung an das Middle-Age unterliegt, tragen entscheidend dazu bei, dass wir dann plötzlich ein ganz anderes Bild von uns selbst haben.
    Das waren also die negativen Aspekte, auf ein einziges Kapitel zusammengedrängt. Fassen wir noch einmal zusammen: Das Leben ist nicht fair, speziell was unsere Haut angeht. Äußerliche Veränderungen im Middle-Age sind einfach Teil dieses Lebensabschnitts, nur dass wir damit in ein Wespennest gestochen haben, um das wir uns bald wieder kümmern müssen. Zuvor wenden wir uns allerdings einem anderen Aspekt des mittel-alterlichen Aussehens zu, und es dürfte den einen oder anderen überraschen, dass ich dabei wieder ganz positiv gestimmt bin: Es geht hier nämlich um Fett.

6. Als Middle-Ager geht man eben ein bisschen auseinander, oder?
    Mit unserem Gewicht passieren seltsame Dinge. Tagtäglich müssen wir uns anhören, welch ein Problem Übergewicht in der westlichen Welt darstellt. Die Menschen werden immer dicker, Krankheiten nehmen demzufolge zu, und wir können den ersten Rückgang der Lebenserwartung seit Jahrhunderten beobachten.
    So richtig überraschen sollte uns das aber nicht. Übergewicht ist einfach die logische Folge eines Ungleichgewichts zwischen Kalorien, die konsumiert, und solchen, die verbraucht werden. Mehr steckt nicht dahinter. Viele Menschen führen ein viel gesetzteres Leben als ihre Vorfahren vor ein, zwei Generationen, und vermutlich sind am gegenwärtigen Übergewicht vor allem das große Nahrungsangebot und dessen Verfügbarkeit schuld. Viele Menschen haben ständigen Zugang zu großen Mengen fett- und zuckerhaltiger Nahrung und greifen einfach nur allzu gerne zu. Wir haben uns in Lebensräumen entwickelt, in denen es weder Kuchen noch Schokolade gab, und so ist es kein Wunder, dass wir Schwierigkeiten im Umgang mit derlei Verlockungen haben. Es gelingt uns sogar, unsere Kinder fett werden zu lassen, und das ist eine echte Leistung – es ist nämlich gar nicht so einfach, heranwachsende Säugetiere dazu zu bringen, Fett anzusetzen, allein schon, weil sie so viel Energie zum Spielen und eben Wachsen brauchen.
    Die Bedeutung dieser »neuen Übergewichtigkeit« sollten wir bei unserer Betrachtung des Middle-Age jedoch nicht überschätzen,und wir sollten uns auch nicht von der eigentlichen Frage ablenken lassen, wie und warum sich unsere Figur im fünften und sechsten Lebensjahrzehnt verändert. Die Gewichtszunahme in der Lebensmitte ist nämlich ein anderes und ganz spezielles Phänomen: Sie existierte lange vor irgendwelchen übergewichtigen Kindern und bringt eine Reihe ganz anderer Probleme mit sich. Wobei sie meist als normal, natürlich, unvermeidlich und annehmbar erachtet wird. Aber ist sie das auch?
    Fett ist etwas ungemein Spannendes.

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