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Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Titel: Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Bainbridge
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erzielt als je zuvor. Der mittel-alterliche Cortex ist jedoch nicht nur aktiver, er verteilt manche seiner Aktivitäten auch nicht mehr so stark auf die beiden Hirnhälften. Eine starke Bevorzugung der einen oder der anderen Hirnhälfte bei kognitiven Tätigkeiten wie Wiedererkennen, Datenabruf (Erinnerung) oder Änderung von Abfolgen findetsich nämlich vornehmlich bei jungen Erwachsenen und ist bei Middle-Agern eher die Ausnahme. Und wenn wir noch genauer hinsehen wollen, können wir mithilfe der Imaging-Technik sogar feststellen, wie sich die Nutzung kortikaler Teilbereiche über die Jahre hinweg verändert.
    Die Imaging-Experten haben also all das bestätigt, was die Kognitionstester schon längst vermutet haben, dass nämlich das mittel-alterliche Gehirn die Dinge vollkommen anders erledigt als das jugendliche und darüber hinaus auch noch viel besser. Natürlich müssen wir sehr vorsichtig sein, wenn wir Verbindungen herstellen zwischen einer grundlegenden Hirnaktivität und den kognitiven Abläufen in unserer modernen Welt, doch die Pixel auf den MRT-Bildschirmen und das Verhalten der Menschen um uns herum passen doch irgendwie erstaunlich gut zusammen.
    Das mittelalterliche Gehirn muss also als ein einziger Triumph angesehen werden. Und es spielt dabei auch keine besonders große Rolle, dass sensorische Informationen zunehmend abgeschwächt ankommen und die Denkprozesse nicht mehr ganz so schnell ablaufen wie früher. Das Gehirn befindet sich im Middle-Age einfach auf dem Höhepunkt seiner Macht, und welche Haltung Sie dazu einnehmen – ob »Gipfeleuphorie«, »Gefahr im Verzug« oder »trügerisches Plateau« –, hängt wohl nur davon ab, ob Sie ein Optimist oder ein Pessimist sind. Eines ist allerdings unumstößlich: Die genetische, auf Entwicklung und Aufbau angelegte »Lebensuhr« tickt nach wie vor im mittel-alterlichen Gehirn, sorgt für eine radikale Neustrukturierung unserer Denkprozesse und bringt so unser Gehirn dazu, auch noch bis weit in unser fünftes oder gar sechstes Lebensjahrzehnt hinein einwandfrei zu funktionieren. In den nächsten Kapiteln werden wir uns ansehen, was das für jeden Einzelnen von uns bedeutet.
    Und es macht durchaus Sinn, dass das Middle-Age eine Zeithöchster Geistesstärke ist – das Gehirn ermöglicht es uns, so produktiv zu sein wie niemals sonst und außerdem unser kulturelles Wissen an die Jüngeren weiterzugeben. Und jetzt denke man einerseits an unsere Vorfahren, die mit vierzig aufwärts höchst effizient im Jagen, Sammeln und Weitergeben von Informationen waren, und halte sich dann vor Augen, wer in unserer modernen Welt in den Bereichen der Wirtschaft und der Politik vornehmlich das Sagen hat. Die Tätigkeitsfelder mögen andere sein, aber die Überlegenheit der Middle-Ager ist gleich geblieben, was vor allem an ihrem mittel-alterlichen Gehirn liegt.

8. Warum vergeht die Zeit immer schneller, je älter man wird?
    Ich war vierzig, als ich anfing, dieses Buch zu schreiben, und Hallo? Wie schnell doch die Monate vorbeigerast sind!
    Worüber Middle-Ager extrem viel nachdenken, ist die Zeit. Kinder interessieren sich auch für sie, klar, zumindest in abstrakter Form, und sie reden gern über das Verstreichen der Tage, Wochen, Jahreszeiten. Junge Erwachsene diskutieren ausführlich, wie sie all ihre Vorhaben in den wenigen Stunden des Tages unterbringen können. Im Middle-Age gewinnt unser Umgang mit der Zeit eine neue Färbung, eine neue Dringlichkeit – denn wir treten einen Schritt zurück, bemerken, wie rasch die Zeit an uns vorbeirauscht, und fragen uns unwillkürlich, wie viel uns denn davon noch bleibt. Denn dass wir noch drei oder sogar noch mehr Jahrzehnte vor uns haben, bedeutet nicht, dass uns die Zeit egal ist – eher, dass sie immer wertvoller für uns wird. Middle-Ager sind noch lange nicht vor dem endgültigen Aus, doch die Ungewissheit, was die Zukunft betrifft, wird uns mit einem Mal viel bewusster als früher.
    Ein besonderes Merkmal der vergehenden Zeit ist, dass sie immer schneller verstreicht, je älter wir werden. Wochen sind vorüber, kaum dass sie begonnen haben, und ganz ähnlich geht es uns auch mit den Jahren. Ist jetzt, wo ich das hier niederschreibe, wirklich schon Mai? Mir kommt es vor, als sei gerade erst Weihnachten gewesen. Und warum ist meine jüngere Tochter so begeistert, wenn der Herbst kommt? Liegt der letzte schon so weit zurück, dass sie ihn vergessen hat? Und habe ich als Junge in denSiebzigern genau wie alle

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