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Wir müssen leider draußen bleiben

Wir müssen leider draußen bleiben

Titel: Wir müssen leider draußen bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Hartmann
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Euro jährlich. Durch den Aufkauf des belgischen Babynahrungsmittelherstellers Numico katapultierte er sich auf Platz zwei der Babynahrungsmittelproduzenten, direkt hinter Weltmarktführer und Danone-Konkurrent Nestlé. Bei Flaschenwasser rangiert Danone (Evian, Volvic), auf dem zweiten Platz weltweit. Wie jeder Multi sucht auch Danone den Profit durch Expansion in Schwellen- und Entwicklungsländer zu steigern. Denn die Märkte in Europa sind gesättigt; selbst mit »Innovationen« wie Joghurts, die angeblich das Immunsystem stärken, 344 schafft Danone keine Gewinnsteigerungen mehr. Dagegen erwirtschaftet der Konzern mittlerweile 30 Prozent des Jahresumsatzes in armen Ländern. 345
    Es gibt eine Menge Vorwürfe gegen diese Geschäfte in armen Ländern. Etwa dass Unternehmen wie Danone, Nestlé und Coca Cola davon profitieren, dass die hoch verschuldeten Drittweltstaaten kein Geld für die Bereitstellung von Trinkwasser haben. Knapp eine Milliarde Menschen sind ohne Zugang zu sauberem Wasser, weshalb weltweit jährlich mindestens zwei Millionen Menschen sterben. 346 Trinkwasserhersteller kaufen lokale Wasserabfüller oder Nutzungsrechte an Wasseraufkommen in der sogenannten Dritten Welt, oder sie liefern, wie Danone, teures Flaschenwasser aus dem Westen. Wollen sie sauberes Wasser haben, sind die Armen gezwungen, Flaschenwasser zu kaufen – zu einem bis zu 1000 Mal höheren Preis als Leitungswasser. Ein fantastisches Geschäft für die Konzerne: Flaschenwasser hat jährliche Wachs tumsraten von 25 Prozent. 46,8 Milliarden Euro werden jährlich weltweit für Wasser in Flaschen ausgegeben – die globale Versorgung mit sauberem Leitungswasser dagegen würde mit geschätzten 23,3 Milliarden Euro vermutlich weniger als die Hälfte kosten. 347
    Doch gegen Kritik am Geschäft mit der Armut hat Danone sich gewappnet. Etwa durch ein Brunnenbauprojekt in Zusammenarbeit mit dem Kinderhilfswerk UNICEF in Äthiopien. Dafür lässt sich Markus Lanz mit fotogen lächelnden Eingeborenenkindern auf dem Arm gern ablichten und herumzeigen . So bewirbt Danone die Volvic-Kampagne »1 Liter für 10 Liter«. Doch das ist nicht alles. NGO s wie das International Babyfood Action Network (IBFAN) werfen Danone seit Jahren vor, mit den Tochterunternehmen Milupa, Bledina und Numico gegen den WHO -Kodex zur Vermarktung von Babynahrung zu verstoßen. Nach diesem Kodex darf künstliche Babynahrung für Kinder unter drei Monaten nicht beworben werden, um Mütter nicht vom Stillen abzubringen. 348 Denn laut WHO -Schätzungen sterben jährlich 1,5 Millionen Babys in Entwick lungsländern, weil ihre Mütter das Milchpulver mit schmutzigem Wasser anrühren oder es gar strecken, weil sie es sich bald nicht mehr leisten können. 349 Dann nämlich, wenn ihre Mutte rmilch endgültig versiegt ist. Doch die Konzerne stürzen sich auf das Geschäft mit dem Milchpulver. Spätestens seit die westliche Welt wieder zur Überzeugung gelangt ist, dass Stillen das Beste ist fürs Kind, stagnieren hier die Geschäfte. Weniger gebildeten Frauen in armen Ländern dagegen kann man leicht einreden, dass künstliches Milchpulver westlicher Konzerne gesünder sei fürs Baby. Zu den perfiden Verkaufspraktiken mancher Konzerne gehört es, Krankenschwestern und Hebammen in Entwicklungsländern mit großzügigen Geschenken zu korrumpieren: Haben sie ihr Verkaufsziel erfüllt, winken Urlaube, Reisen nach Mekka, Kühlschränke oder schlicht Geld.
    Der Autor Tobias Zick hat für seinen Report » Die Milch- Macht« im Familienmagazin Nido in Indonesien recher chiert. 350 Er hat eine Hebamme getroffen, die zur Belohnung dafür, dass sie einen Jahresschnitt von 20 verkauften Packungen im Monat halten konnte, »Fortbildungen« mit Strandreisen erhalten hat. Einmal, erzählt sie, seien vier Flugzeuge mit Hebammen auf Einladung von Numico, dem indonesischen Marktführer für Babynahrung, nach Bali geflogen. Der Firmensprecher bestätigt das Anreiz- und Belohnungssystem, betonte aber den Erfolg der 200 Projekte zur »Fortbildung« von 30 000 Hebammen: »Das Schöne ist, dass diese Fachkenntnisse dann von den Hebammen an Mütter weitergegeben werden. Wir beobachten die Wirkung der Projekte zur Senkung der Mütter- und Säuglingssterblichkeit.« Jedes Jahr sterben in Indonesien 30 000 Kinder, weil sie in den ersten sechs Monaten nicht ausschließlich gestillt werden. 351 Hebammen und Krankenschwestern und ihren Einfluss auf Frauen nach der Geburt gezielt einzusetzen, wenn sie am

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