Wir neuen Großvaeter
unsereiner entsprechend informiert ist. Ein GroÃvater ohne Kenntnis der Handhabung eines Laptops gerät in Gefahr, schnell wieder zum Opi zu werden, der lieber Enten füttern sollte. Um von unseren Enkeln geliebt zu werden, sollten wir ihnen Aufmerksamkeit schenken und sie so oft wie möglich in den Arm nehmen. Respektiert werden wir, wenn wir auch mal eine SMS verschicken können und uns in der Bedienung einer Digitalkamera auskennen. Wer darüber hinaus über Facebook und Skype 5.0.0.156 â der fünften Dimension des Internettelefons â Bescheid weiÃ, wird vom GroÃvater zum Super-Alten aufsteigen.
Opa Daumi! â Was alle Enkel wirklich brauchen
Â
Wir alle wissen, dass man sowohl als Vater für seine Kinder als auch als GroÃvater für seine Enkel ein Vorbild sein sollte. Dies ging bereits bei meinen drei Töchtern nachhaltig schief und führte bei meiner Frau zur schieren Verzweiflung. Merkwürdigerweise hat dieses Vaterverhalten aber bei meinen Töchtern keine nachhaltigen Schäden verursacht, im Gegenteil, sie sind durchaus in der Lage, ihren eigenen sechs Kindern erfolgreich eine sinnvolle Erziehung zu gewähren.
Als GroÃvater beteilige ich mich an dieser Erziehung eher weniger. Mein Ziel ist es vor allem, ihnen lehrreiche Dinge zu
präsentieren, die ihren Lebensweg positiv beeinflussen. Bei meinem ersten Enkel Phil, der inzwischen 15 Jahre alt ist, begann alles vor 13 Jahren mit dem berühmten Fingerspiel: Das ist der Daumen, der schüttelt die Pflaumen ... Jeder kennt diesen Kinderreim, bei dem schlussendlich das arme Kind bis zur Bewusstlosigkeit gekitzelt wird. Phils Rache war perfide. Nicht, dass er mich schrecklicher und in unpassender Weise zurückgekitzelt hätte, nein, er arbeitete den Sachverhalt intellektuell auf und nannte mich ab da »Opa Daumi«.
Diesen frechen Spitznamen haben alle meine weiteren Enkel, als da sind Maik, Julian, Tobias, Louisa, ja sogar der kleine Vincent übernommen. Damit verletzen sie meine Autorität nachhaltig, insbesondere dann, wenn Mitarbeiter oder so in der Nähe sind. Aber, wie gesagt, in erster Linie bin ich kulturell tätig und in dieser Eigenschaft ein wunderbares Vorbild für andere GroÃväter.
So brachte ich vor einiger Zeit ein kleines Plastik-Männlein vom Jahrmarkt mit, etwa 15 Zentimeter groÃ, welches etwas ganz Beachtliches leistet. Es kann das Thema Windkraft so naturalistisch darstellen, dass selbst kleine Kinder diese hochinteressante, von grünpolitischer Seite geförderte Energieform sofort begreifen. Dieses Männlein, wir nennen es verstohlen das Fuzzi-Männlein, kniet mit herausgerecktem Hinterteil und herabgelassener Hose grinsend am Boden. Nur Eingeweihte wissen, dass sich im Magen des Männleins ein batteriebetriebener Ventilator befindet, der für einen beständigen und angenehmen Luftstrom verantwortlich ist.
Wenn man einen seitlich am Männlein angebrachten Arm bewegt, reagiert es auf fast überirdische Weise. Eine Melodie pfeifend, taucht das Männlein eine Art Tennisschläger zunächst in ein Fass mit Seifenlauge und führt dann geschickt diesen mit einem Seifenfilm benetzten Schläger vor das besagte Hinterteil.
So entstehen Hunderte bunt schillernder Seifenblasen und entzücken jedes Kinderherz. Das meine ich mit lehrreich!
Darum besitze ich auch andere Dinge, die meines Erachtens in jeden Kinderhaushalt gehören, wie einen Papagei, der jedes Wort und jedes Geräusch (man kann sich schon denken, was dabei herauskommt) nachmacht, oder einen Affen, der anfängt zu tanzen, wenn man mit der Faust auf den Tisch haut. Weiterhin gibt es bei mir eine Dampfmaschine zu sehen, die stinkt und schmierige Dämpfe von sich gibt, sodass jegliche Unterlage sogleich versaut ist. AuÃerdem besteht die ständige Gefahr, dass die Maschine explodiert, was die Spannung enorm erhöht. Mütter haben für so was kein Verständnis. Im Keller steht ein Spielautomat, der mit echten Münzen betrieben wird, damit die Kinder frühzeitig an das Glücksspiel herangeführt werden. In der Garage steht selbstverständlich ein Elektroauto, mit dem die lieben Kleinen die Rosenbeete plattfahren können.
So ist eigentlich alles zum Besten bestellt, wenn nicht ständig diese freche Anrede »Opa Daumi« erklingen würde. Ich denke mal, das habe ich hängen bis ins Grab. Aber auf den Grabstein möchte ich es nicht
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